Olpe. Helena Vitt aus Olpe studiert Internationales Weinmanagement. Für ihre erste Weinprobe in ihrer Heimat hat sie sich etwas Besonderes ausgedacht.
Helena Vitt schwenkt ihr Weinglas. Gekonnt, elegant, fast kunstvoll. Es hat etwas Beruhigendes an sich. Wie sich die rote Flüssigkeit im Kreis bewegt. Die Muster, die die Schlieren an dem Glasinneren bilden. All das ist Teil einer Reise. Eine spannende Reise, die Überraschungen und Einsichten bereithält. Und vor allem: Spaß. „Ich möchte euch möglichst facettenreich die Rotweintraube vorstellen“, sagt Helena. Ganz abseits des Industrie-Geschmacks. Mit unerwarteten Entdeckungen.
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Helena ist in Olpe geboren und aufgewachsen. Die 20-Jährige liebt das Sauerland und ihre Heimat. Sie wusste aber auch, dass sie nach der Schule etwas anderes machen wollte. Sie wollte draußen sein, anpacken. Sie entschied sich für die Arbeit in den Weinbergen. Ohne jemals vorher mit dem Lebensstil in Berührung gekommen zu sein. Sie ging nach Rheinhessen und absolvierte dort eine Ausbildung zur Winzerin. Seit Oktober studiert sie Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Helena hat etwas gefunden, das sie erfüllt. Sie immer wieder aufs Neue begeistert. Genau das möchte sie weitergeben. Deswegen hat sie sich wieder an etwas Neues gewagt: Zum ersten Mal hat sie jetzt eine Weinprobe veranstaltet. Nicht in einem Séparée, sondern im Olper Friseursalon „Casa Di Colori“.
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Helena und ihre Mutter kennen Nadine Storti, Inhaberin von „Casa Di Colori“, schon lange. „Unser Salon ist etwas anders“, meint Nadine Storti. Terrakotta-Fliesen, Fachwerkbalken, der Blick zur Galerie, Polstersessel – Es erinnert mehr an ein Wohnzimmer als an einen Salon. Die Menschen hier sollen sich wohlfühlen, die Gemütlichkeit spüren, die Seele baumeln lassen können. „Man wird hier immer mit viel Liebe behandelt“, meint Helena.
Auch Nadine Storti war sofort von der Idee einer Weinprobe angetan. Drehstühle und mobile Waschbecken wurden kurzerhand weggeräumt. Stattdessen: mit schwarzen Stoff bespannte Bänke und Tische, darauf ein paar flackernde Windlichter. Die Tafel ist für ein Dutzend Gäste gedeckt. Jeder hat zwei Weingläser vor sich stehen – eins für Wein, das andere für Wasser. Auf Schieferplatten wird selbst gemachte Rotweinbutter gereicht, dazu gibt es Ciabatta und Salzgebäck. Das Menü des Abends hat Helena auf dickem Briefpapier drucken lassen. Sechs Weine. Sechs sehr unterschiedliche Eindrücke. Und doch baut alles aufeinander auf.
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„Ich habe mir bewusst Weingüter ausgesucht, deren Philosophie mir gefällt. Weingüter, von denen ich weiß, dass sie das Terroir ins Glas bringen“, erklärt Helena. Langsam führt sie die Gäste an die charakterstarken Weinen heran. Sie startet mit einem Rosé-Schaumwein, schmeichelnd und zart, geht weiter zu einem erfrischenden Sommer-Rosé und tastet sich weiter vor zu einem Pinot Noir aus dem Jahr 2020 mit einem samtigen Abgang. Dann wird es kräftiger. Ein Pinot Noir aus Kallstadt, vom Weingut Rings, 2018. „In dem Boden ist viel Kalk enthalten, was sich auch in den Trauben wiederfindet. Diese leichte Salzigkeit gefällt mir sehr gut“, sagt Helena.
Klaus Wacker stimmt ihr zu. Der frühere Betreiber des inzwischen geschlossenen Restaurants „Stadtblick“ hat sich in seinem jahrzehntelangen Dasein als Gastronom ein beachtliches Weinwissen angeeignet – inklusive edler Tropfen. Mit ihm hat Helena einen idealen Gesprächspartner gefunden. „Und genau das macht so Spaß. Über Wein zu philosophieren, mit einem Glas in der Hand und in guter Gesellschaft“, findet Helena. Benennen zu können, wonach der jeweilige Wein riecht, schmeckt und welchen Eindruck er hinterlässt. Es ist ein Ergründen und gleichzeitig ein Genuss. Eine Reise, die viele Überraschungen bereithält. Und von denen Helena noch einige unternehmen möchte.