Attendorn. Dem Umbau steht offenbar nichts mehr im Wege. Die Verkaufsfläche wurde angepasst und schädliche Auswirkungen sind gutachterlich widerlegt.
Es ist kein 08/15-Umbau, den die Familie Dornseifer in ihrem Supermarkt am Südwall in Attendorn plant. Geschäftsführer Jörg Dornseifer versprach bereits vor zwei Jahren einen der „modernsten Supermärkte in Südwestfalen“ am Standort Auf der Tränke in der Hansestadt. Doch passiert ist seitdem, zumindest baulich, nichts. Doch das kann sich jetzt schnell ändern.
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Die Stadtverwaltung schlägt der Politik zunächst im zuständigen Ausschuss, anschließend im Stadtrat vor, dem Umbauvorhaben des Lebensmitteleinzelhändlers aus Hünsborn zuzustimmen. Die Erlaubnis würde dann die Untere Bauaufsicht des Kreises erteilen. Es sieht also danach aus, dass die monatelangen Diskussionen und Untersuchungen über zulässige Verkaufsflächengrößen, über mögliche Auswirkungen auf das geplante neue Wall-Center am Bahnhof und über den zentralen Versorgungsbereich ein Ende nehmen. Wohl ganz zur Freude Jörg Dornseifers, der am Freitag für eine Stellungnahme leider nicht erreichbar war.
Von 3900 auf 3600 Quadratmeter
Beinahe zwei Jahre ist es her, dass das Unternehmen Dornseifer, das bekanntlich einige Frischemärkte im Kreis betreibt, gemeinsam mit dem Immobilien-Eigentümer (Roloff Immobilien GmbH) beantragt hatte, den in die Jahre gekommenen Supermarkt einer Frischzellenkur zu unterziehen. Damit gingen die Probleme jedoch los. Denn die damals beantragten 3900 Quadratmeter Verkaufsfläche (die Stadt ging sogar von 4200 Quadratmetern aus) sind mit dem noch heute gültigen Bebauungsplan nicht kompatibel, dort ist besagte Fläche auf 3600 Quadratmeter begrenzt. „Das war damals eine unüberwindbare Hürde“, erinnert sich Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen, zurück.
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Deswegen waren sich Politik und Verwaltung im Frühjahr 2020 auch soweit einig, dass man einen neuen Bebauungsplan (B-Plan) aufstellen sollte, der nicht nur eine neue Verkaufsflächengröße festlegt, sondern auch Aussagen zu schädlichen Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich, in dem der Dornseifer-Markt nicht liegt, und auf das neue Einkaufszentrum am Bahnhof macht. Doch diesen neuen Plan braucht es jetzt nicht mehr – aus zwei Gründen.
Keine „nennenswerten Umsatzumverteilungen“
Zum einen hat Dornseifer bzw. Roloff einen neuerlichen Antrag eingereicht und will nun die Verkaufsfläche auf knapp unter 3600 Quadratmeter begrenzen. Damit ist der Bebauungsplan kein Hindernis mehr. Zum anderen wird der neue, moderne Dornseifer-Markt keine „nennenswerten Umsatzumverteilungen“ verursachen, „die (...) in negative städtebauliche Auswirkungen innerhalb der Hansestadt (...) umschlagen würden“, schreibt ein unabhängiges Fachbüro in einem Gutachten.
Heißt im Umkehrschluss: Das geplante Wall-Center, in dem unter anderem ein Lebensmittelvollsortimenter einziehen wird, und der Dornseifer-Markt „Auf der Tränke“ schaden sich nicht gegenseitig und auch die Geschäfte im zentralen Versorgungsbereich müssten keine gravierenden Auswirkungen fürchten. Das Dortmunder Büro sieht auch weniger ein Problem in der innerstädtischen Lebensmittel-Konkurrenz. Viel mehr leide die Stadt Attendorn unter den immens hohen Kaufkraftabflüssen im Bereich Nahrung und Genuss in andere Kommunen. Die Repetaler fahren zum Großeinkauf nach Bamenohl, die Windhauser und Lichtringhauser nach Plettenberg, die Ihnetaler in Richtung Mainerzhagen und viele andere nach Olpe.
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Zu einer anderen Einschätzung kommt das Stadt- und Regionalplanungsbüro Dr. Jansen, das sich im Einzelhandelskonzept kritisch zum Dornseifer-Markt äußert und sehrwohl negative Auswirkungen sieht. Deshalb erklärt das Büro aus Köln, das die Stadt vor dem Hintergrund der sich nun abzeichnenden Lösung erneut um eine Stellungnahme gebeten hatte, auch schriftlich, dass die „für Nahrungs- und Genussmittel vorgesehenen Verkaufsfläche wie auch die Verkaufsfläche für weitere zentrenrelevante Sortimente soweit möglich zu reduzieren“ sei. Weil Dornseifer nun bei der Verkaufsfläche Abstriche macht und das unabhängige Büro aus Dortmund keine triftigen Gründe ausmacht, die gegen den Umbau sprechen, könnte der „modernste Supermarkt in Südwestfalen“ schon bald in Attendorn Realität werden.