Attendorn. FDP und Grüne fordern die Aufnahmen des Dornseifer-Marktes und des Aldis in den zentralen Versorgungsbereich. Doch daraus wird nichts.

Ein zentraler Versorgungsbereich definiert sich in erster Linie durch ein räumlich verdichtetes Angebot von Einzelhandelsnutzungen. So, wie es die Attendorner beispielsweise in der Kölner, Ennester oder in der Niedersten Straße vorfinden, wo eine Vielzahl von Händlern und Gastronomen ihre Geschäfte haben. Zu diesem innerstädtischen Versorgungszentrum, das in Attendorn seinerzeit gutachterlich festgestellt und vom Stadtrat anschließend beschlossen wurde, gehört auch der ehemalige Busbahnhof, auf dem das neue Wall-Center gebaut wird. Hier ziehen bekanntlich ein Lebensmittelvollsortimenter und die Drogeriemarktkette Müller ein. Der Bauausschuss hat am Montagabend mit großer Mehrheit eine minimale Ausweitung dieses Zentrumsbereichs am Bahnhof beschlossen, so dass auch die künftigen Parkplätze am Wall-Center integriert sind. So weit, so unproblematisch.

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Ein Problem sehen zumindest FDP und Grüne aber darin, dass der Rewe-Dornseifer-Markt und der Getränkemarkt „Auf der Tränke“ hinterm Südwall, genauso wie der Aldi-Markt am Zollstock, kein Bestandteil des zentralen Versorgungsbereichs sind. Und auch in Zukunft „ausgeschlossen“ bleiben. Schon im Gespräch mit dieser Redaktion hatte Matthias Pröll von den Grünen gefordert, den Bereich Auf der Tränke und Am Zollstock zu integrieren. Dieser Forderung verlieh er am Montagabend im Ausschuss erneut Nachdruck: „Zollstock und Tränke sind historisch gewachsene und als Einkaufsbereich akzeptierte Standorte und gehören vom Gefühl her nicht nur für mich, sondern für viele Attendorner Bürger zum zentralen Versorgungsbereich“, betonte Pröll und verwies auf die direkte Anbindung der Tränke über den Südwall in die Innenstadt.

Wenig Verständnis

Er könne nicht verstehen, dass es der Stadt im Einzelhandelskonzept darum gehe, die Händler in der Kernstadt zu schützen, gleichzeitig aber das Projekt Wall-Center mit einer Vehemenz durchgeboxt werde, die dem innerstädtischen Handel schade. Der Grüne bezieht sich dabei auf ein Gutachten, das enorme Umsatzumverteilungen prognostiziert. Genauso wenig habe er Verständnis dafür, dass Aldi, Dornseifer und der Getränkemarkt schädliche Auswirkungen auf den innerstädtischen Handel nehmen würden.

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Doch genau das sagt das Einzelhandelsgutachten aus dem Jahr 2014, das Grundlage für das Innenstadtentwicklungskonzept war, aus. Baudezernent Carsten Graumann zitierte am Montagabend aus dem Gutachten wie folgt: „Eine Schwächung des zentralen Versorgungsbereichs wird (...) durch den nahe gelegenen Standortverbund Auf der Tränke/Am Zollstock ausgelöst.“ Er widerlegte damit die These Prölls, dass durch Dornseifer und Aldi keine Kaufkraft-Gefahr für die Innenstadt ausgehe – das Gegenteil sei der Fall. „Wir können doch nicht hingehen und ein ganzes Stadtquartier ohne Handelsnutzung dem zentralen Versorgungsbereich zufügen“, machte auch Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) klar, dass der Standortverbund Auf der Tränke/Am Zollstock schlicht zu weit weg von der Kernstadt liege.

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„Wir sind hier nicht auf dem Flohmarkt“, polterte Rolf Schöpf in Richtung Matthias Pröll und der CDU-Politiker ergänzte: „Wir reden hier über zwei verschiedene Paar Schuhe“. Die Situation des Dornseifer-Marktes, der bekanntlich vor einem großen Umbau steht, dafür aber noch ein wichtiges Gutachten fehlt, mit dem geplanten Einkaufszentrum am Bahnhof zu vergleichen, sei falsch. „Und die Tränke ist auch nicht dafür geeignet, die Grundzüge der städtischen Planung zu diskutieren“, schlug Bernd Strotkemper (SPD) in dieselbe Kerbe. Ergo bleibt es dabei: Das künftige Wall-Center ist komplett im zentralen Versorgungsbereich integriert, Dornseifer- und Getränkemarkt sowie Aldi aber nicht.