Attendorn. Über sieben Jahre soll ein Kind in Attendorn von seiner Mutter versteckt gehalten worden sein. Was wir bis jetzt über den Fall wissen.

Auch Wochen nach Bekanntwerden des dramatischen Falles rund um das achtjährige Mädchen aus Attendorn, das über sieben Jahre im großelterlichen Wohnhaus gefangen gehalten worden sein soll, gibt es auf viele wichtige Fragen noch immer keine Antworten. Warum hat das Jugendamt im Kreis Olpe nicht früher reagiert? Gab es schon vor dem Spätsommer dieses Jahres Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mädchens? – In der folgenden Chronik listen wir die wichtigsten Details des schrecklichen Kriminalfalles in Attendorn auf.

  • 2014: Im Jahr 2014 wird das heute acht Jahre alte Kind im Kreis Olpe geboren.
  • 2015: Die Beziehung zwischen Vater und Mutter des Mädchens geht in die Brüche. Mit der Trennung einer geht ein Streit um das Sorgerecht, der das Paar bis vor das Familiengericht führt. Kurz vor Abschluss des Verfahrens gibt die Mutter vor Gericht an, nach Italien zu verziehen.

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  • 2016: Im Laufe des Jahres 2016 kommen im Ort immer wieder Zweifel daran auf, ob die Mutter mit ihrer Tochter wirklich nach Italien verzogen ist. Anwohner sehen die Frau öfter in Attendorn. Weiter nachgegangen wird dem aber nicht.
  • Herbst 2020: Bis zum Herbst 2020 dauert es, bis beim Olper Kreisjugendamt ein erster konkreter Hinweis auf den Aufenthaltsort des Mädchens eingeht. Das Amt erhält einen mysteriösen, aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengesetzten, Brief, der auf den aktuellen Aufenthaltsort des versteckten Mädchen hinweist. Alle Hintergründe zum mysteriösen Brief erfahren Sie hier.

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  • 15. Oktober 2021: Es vergeht ein weiteres Jahr, bis weitere konkrete Hinweise beim Kreisjugendamt Olpe zum versteckt gehaltenen Mädchen eingehen. Das Kreisjugendamt informiert die Polizei und fährt zum Aufenthaltsort des Mädchens in den Grafweg in Attendorn. Dort öffnen die Großeltern des Mädchens die Tür, lassen die Mitarbeiter des Jugendamts aber nicht herein. Mutter und Kind seien auch nicht da, sollen die Großeltern gegenüber der Jugendamtsmitarbeiter angegeben haben.
  • Kurz nach Weihnachten 2021: Im Wohnhaus der Großeltern entsteht ein Brand, zu dem die Feuerwehr in Attendorn ausrücken muss. Nach Angaben der Wehr standen die Großeltern vor dem Haus, von Mutter und Kind sei im Laufe des Einsatzes jedoch nichts zu sehen gewesen.

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  • Juli 2022: Das Jugendamt gibt gegenüber dieser Redaktion an, erste konkrete Hinweise zum Aufenthaltsort des festgehaltenen Kindes zu erfahren.
  • 14. Juli 2022: Das Jugendamt leitet ein Amtshilfeersuchen beim Bundesamt für Justiz zur Weiterleitung an die zuständigen Behörden in Italien ein.
  • 12. September 2022: Rund zwei Monate dauert es, bis die Behörden in Italien den deutschen Kollegen im Bundesamt für Justiz antworten. In einer Mail der italienischen Behörden heißt es, dass „die Mutter nie unter der in ihrem Ersuchen angegebenen Adresse (in Italien, Anm. d. Red,) ansässig geworden ist.“
  • 13. September 2022: Einen Tag später teilt das Kreisjugendamt den Sachverhalt der zuständigen Polizeibehörde mit. Die Behörden leiten weitere Schritte ein, um einen Beschluss zu einer Hausdurchsuchung zu erlangen.
  • 23. September 2022: Genau zehn Tage später findet die Hausdurchsuchung der Polizei im Grafweg in Attendorn statt. Bei der Durchsuchung findet die Polizei das achtjährige Mädchen bei guter Gesundheit auf. Sofort wird der Mutter das Sorgerecht durch ein Familiengericht entzogen, das Kind wird in einer Pflegefamilie untergebracht.
  • 7. November 2022: Der Vater des Kindes wird von der Staatsanwaltschaft Siegen zum Fall vernommen.