Attendorn. In Attendorn will das Familienunternehmen einen der modernsten Supermärkte in Südwestfalen schaffen. Doch es hakt an einigen Stellen.

Frustriert sei er zwar nicht, sagt Jörg Dornseifer, doch die Begeisterung hält sich beim Geschäftsführer des bekannten Familienunternehmens aus Hünsborn in Grenzen. Denn wäre es nach dem Geschäftsmann aus dem Wendschen gegangen, dann hätte der großflächige Umbau seines Rewe-Dornseifermarktes „Auf der Tränke“ in Attendorn schon vor über einem Jahr begonnen. Hier plant die Inhaberfamilie nicht weniger als einen der modernsten Frischemärkte in Südwestfalen: „Das soll unser neues Flaggschiff werden“, sagt Jörg Dornseifer. Ein Vorhaben, an dem er eisern festhält.

Weitere Gespräche dieses Jahr

Bis heute fehlt von den benötigten Handwerkern jedoch jede Spur. Der Grund: Die Politik in Attendorn hat bereits Ende vorletzten Jahres einen Bauantrag Dornseifers (genau genommen den Bauantrag des Eigentümers, der Roloff Immobilien GmbH aus Düsseldorf) zurückgestellt. Seitdem betonen zwar alle Seiten, dass sie im Austausch stünden und in diesem Jahr weitere Gespräche stattfinden würden, um den großen Umbauplänen den Weg frei zu machen. Doch es hakt an gleich mehreren Stellen.

Da wäre zum einen der Bebauungsplan „Stadtkern“ aus den 1990er Jahren, der eine maximale Verkaufsfläche von 3600 Quadratmetern vorschreibt. Dornseifer möchte jedoch die Fläche auf rund 3800 Quadratmeter vergrößern und bezieht sich auf eine deutlich ältere Baugenehmigung, die sogar eine Verkaufsfläche von fast 4000 Quadratmeter vorsehe. Wer hat nun Recht? Eine Frage, mit der sich externe Fachleute auseinandersetzen.

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Doch es geht der Stadt nicht nur um die Größe, sondern auch um die Nutzung. Im gültigen Bebauungsplan ist die Fläche hinterm Südwall als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung SB-Warenhaus gekennzeichnet. Heißt, dass der Frischemarkt zu einem gewissen Anteil auch Non-Food-Artikel verkaufen muss. Auch hier hat die Stadt Bedenken und sieht in dem Bauantrag vielmehr den Versuch, dass Dornseifer ein Lebensmittelvollsortimenter sein möchte – und eben kein SB-Warenhaus. Doch auch Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen, fragt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Wie definierte sich zu dem Zeitpunkt, als der Bebauungsplan aufgestellt wurde, eigentlich ein SB-Warenhaus?“ Eine komplizierte Frage. Hinzu kommt, dass der Markt außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches liegt und daher mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt nicht vereinbar sei. Klingt alles kompliziert – und ist es offensichtlich auch.

Gutachter helfen mit

Deswegen will sich Uwe Waschke öffentlich nicht all zu sehr aus dem Fenster lehnen und erklärt schriftlich: „Vor dem Hintergrund bestehender Rechtsvorschriften (...) zur Zulässigkeit von großflächigen Einzelhandelsbetrieben und bestehender rechtlicher Rahmenbedingungen der Stadt ist es das Ziel, eine planungsrechtliche Grundlage für eine rechtssichere Baugenehmigung zu schaffen.“ Dabei müsse die Bedeutung des zentralen Versorgungsbereiches für die Innenstadt berücksichtigt werden. Waschke: „Zurzeit werden gutachterlich gestützte Inhalte für eine solche planungsrechtliche Beurteilungsgrundlage erarbeitet.“

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Obendrein hat Dornseifer im Rathaus keine großen Freudensprünge ausgelöst, als er das Grundstück „Am Zollstock 28“ erwarb, um das dortige Bauvorhaben – das neue Einkaufszentrum namens Wall-Center – zu torpedieren. Dort soll bekanntlich auch ein Lebensmittelvollsortimenter (Hit oder Edeka) einziehen, also unmittelbare Konkurrenz, zumal Dornseifer einen Frischemarkt auch im benachbarten Allee-Center betreibt.

Ob die Stadt deshalb sauer auf ihn sei? „Das kann ich nicht beurteilen“, sagt Dornseifer. Und auch Uwe Waschke wiegelt ab und sagt, dass man im Rathaus diese beiden Themen sehr gut auseinanderhalten könne. Der Hünsborner Unternehmer bleibt trotz des großen Zeitverzuges, sicherlich auch pandemiebedingt, zuversichtlich: „Die geplanten Investitionen sind notwendig, um den Standort langfristig zu sichern. Der Markt ist in die Jahre gekommen.“