Attendorn. Die Stadt schlägt der Politik vor, den Versorgungsbereich am Wall-Center zu erweitern. Mit Blick auf den Dornseifer-Markt regt sich Widerstand.

Der Dornseifer-Markt „Auf der Tränke“ in Attendorn ist in die Jahre gekommen. Deshalb will ihn das Familienunternehmen aus Hünsborn aus dem Dornröschenschlaf wachküssen und in ein hochmodernes Einkaufserlebnis verwandeln. Doch bei der Umsetzung hakt es gewaltig.

Ein großes Problem ist, dass der Supermarkt außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs – ein städtebauliches Instrument zur Stärkung der Innenstadt – liegt. Ein solcher Bereich zeichnet sich aus durch ein „räumlich verdichtetes Angebot an öffentlichen und privaten Nutzungen“, erklärt Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen, und meint damit etwa Gastronomie, Handel, Dienstleistungen, Handwerksbetriebe, Büros und Freizeiteinrichtungen. Die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches wurde seinerzeit gutachterlich ermittelt und vom Stadtrat beschlossen.

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Jetzt ist es so, dass der Dornseifer-Markt hinterm Südwall außerhalb dieses Zirkels liegt und die Frage aufkommt: Warum wird er nicht in diesen Bereich integriert, wodurch das Umbauvorhaben deutlich erleichtert würde – gerade mit Blick auf die Verkaufsflächengröße und das angebotene Sortiment. Eine Forderung, der FDP und Grüne ein Gesicht geben wollen. „Wir werden diesen Antrag stellen“, betont FDP-Fraktionschef Ralf Warias. Die Grünen gehen in dieselbe Richtung.

Es geht um die Dichte

Denn dass eine Erweiterung des zentralen Versorgungsbereiches grundsätzlich möglich ist, zeigt ein anderes, heiß diskutiertes Vorhaben in der Stadt: der Bau des Wall-Center am Bahnhof. Hier soll der Bereich geringfügig erweitert werden, damit das Einkaufszentrum samt angrenzenden Parkplätzen innerhalb des Zirkels liegt. Zumindest schlägt die Stadt der Politik diese geringfügige Korrektur vor, CDU und SPD werden dem wohl auch zustimmen.

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Eins zu eins übertragen lasse sich die Zentrumserweiterung auf den Dornseifer-Markt nicht, sagt Uwe Waschke: „Die Abgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches erfordert eine Dichte an öffentlichen und privaten Nutzungen.“ Diese sei zwischen der Grenze des zentralen Versorgungsbereiches und dem Rewe-Markt „Dornseifer“ nicht gegeben. „Der dazwischenliegende Raum kann nicht die Funktion eines verdichteten Bereiches mit Versorgungseinrichtungen übernehmen, weil ihm die Ausstattungsmerkmale dazu fehlen.“ Heißt im Klartext: Dornseifer ist einfach zu weit entfernt von Handel, Gastronomie, Dienstleistung und Co. Und das, obwohl direkt gegenüber die Attandarra-Grundschule steht.

FDP und Grüne dagegen

Ein Argument, das bei FDP und Grünen daher auch auf Unverständnis stößt. Die Stadt Olpe, nennt Ralf Warias als Beispiel, habe vor Jahren den ehemaligen Globus, jetzt Rewe-Dornseifer, in den zentralen Versorgungsbereich integriert. Das müsse auch in Attendorn möglich sein. Das Argument, der Dornseifer-Markt sei zu weit vom Stadtzentrum entfernt, ziehe nicht. Die FDP werde also nur dem Wunsch der Verwaltung, den Versorgungsbereich am künftigen Wall-Center zu erweitern, entsprechend, wenn gleichzeitig der Dornseifer und der Aldi-Markt am Zollstock integriert würden. „Auch wir werden nur zustimmen, wenn die historisch gewachsenen zentralen Bereiche, und dazu gehört die Tränke allemal, in den zentralen Versorgungsbereich mit aufgenommen werden“, erklärt Matthias Pröll von den Grünen. „Für mich persönlich wäre das die einfachste und gangbarste Lösung“, stimmt Winfried Richard, UWG-Chef, zu.

Ausschuss im Rathaus

Der Ausschuss für Planen, Bauen, Klima- und Umweltschutz trifft sich am Montag ab 17 Uhr zur öffentlichen Sitzung im Rathaus. Zuvor findet ab 16 Uhr ein Ortstermin am Wassertor (Treffpunkt Parkplatz Hallenbad) zum Thema „Aufwertung der Wälle im Zuge des Innenstadtentwicklungskonzepts“, über das der Ausschuss im Anschluss berät.

Die Schwierigkeiten rund um den zentralen Versorgungsbereich sind nicht das einzige Problem. Uneins sind sich Stadt und Dornseifer über die maximal zulässige Verkaufsfläche, die der große Umbau mit sich bringen soll. Dornseifer möchte seine Fläche auf rund 3800 Quadratmeter vergrößern und fußt sein Vorhaben auf einer alten Baugenehmigung, der eine Verkaufsfläche von rund 3800 Quadratmetern zu entnehmen sei. Die Stadt schaut jedoch auf den Bebauungsplan „Stadtkern“ – in diesem ist eine maximale Verkaufsfläche von 3600 Quadratmetern erlaubt.

Gutachten: Ergebnisse stehen aus

Helfen soll nun ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat – ein Vorgehen, das mit Dornseifer abgesprochen sei. Die Ergebnisse lassen noch auf sich warten. Gutachterlich ermittelt wird die Obergrenze einer Verkaufsfläche für solche Sortimente, die schädliche Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich und die Innenstadt haben könnten. Pikant ist, dass sich im Wall-Center ein Lebensmittelvollsortimenter niederlassen wird und Dornseifer selbst ein vergleichbares Warensortiment vorsieht, das Auswirkungen auf das Wall-Center haben könnte. Hinzu kommt, dass der Bebauungsplan „Stadtkern“ die Zweckbestimmung „SB Warenhaus“ vorsieht und Dornseifer daher zu einem gewissen Anteil auch Non-Food-Produkte verkaufen muss. Doch genau dieses Angebot will das Unternehmen offenbar zurückfahren. Jörg Dornseifer selbst wollte sich auf Nachfrage dieser Redaktion noch nicht äußern.