EN-Kreis/Wetter/Herdecke. Kriminalhauptkommissarin Bettina Frauenstein erzählt, warum sie für ihren Job brennt und wie sich ältere Menschen schützen können.

„Ich wollte immer schon zur Polizei“, sagt Bettina Frauenstein (57). Sie ist Kriminalhauptkommissarin und meistens in ihrem Büro in Schwelm anzutreffen. „Die Kriminalpolizei fand ich schon damals in der Realschule interessant, weil man dort auch als Frau anfangen konnte“, erinnert sie sich. Heute arbeitet sie im Bereich Kriminalprävention und Opferschutz für den gesamten EN-Kreis. Sie kümmert sich um Menschen, die nach Erstattung einer Anzeige Hilfe brauchen. Oft hilft ein einfaches Gespräch, aber sie leitet Betroffene auch an den weißen Ring oder ähnliche Hilfsangebote weiter. Außerdem ist sie an der Ausbildung der Seniorenlotsen beteiligt und leistet Präventionsarbeit an Schulen im ganzen Kreis, unter anderem auch in Wetter und Herdecke, zu den Themen Gewalt, Drogen und Cyberkriminalität, aber auch sexualisierte Gewalt.

Mehr zur Serie „Der Moment meines Lebens“

Bevor sie zum Opferschutz kam, war Frauenstein Sachbearbeiterin bei der Polizei in Ennepetal. „Dort habe ich zwar auch mit Geschädigten gearbeitet, aber das war nochmal ein anderes Arbeiten.“ Das könne man nicht miteinander vergleichen. „Ich brenne für meinen Job, möchte aber keine meiner anderen Erfahrungen missen“, sagt die Kriminalhauptkommissarin. „Das waren wichtige Schritte auf meinem Weg. Manche Leute machen ihr Leben lang das Gleiche und ich habe das Glück, dass ich bei der Polizei viele Bereiche kennenlernen durfte.“ Nach dem Abitur hatte sie zunächst eine ganz andere Ausbildung im medizinischen Bereich gemacht. Bei der Polizei habe sie sich dann später trotzdem noch beworben. „Das hat dann direkt geklappt“, erinnert sich Frauenstein. „Ich glaube, der Wechsel zur Polizei war der Moment, der mein Leben grundlegend verändert hat.“ So sehr begeistert sie ihre Arbeit.

Schockanrufe und Enkeltrick

Besonders die „Prävention zur Verhinderung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“, wie Bettina Frauenstein es nennt, liegt ihr am Herzen. Telefon- oder Internetbetrug, aber auch Betrug an der Haustür fallen in diese Kategorie – konkreter: falsche Polizeibeamte, Schockanrufe oder der Enkeltrick. Diese Betrugsmaschen kommen immer häufiger vor – auch in Wetter und Herdecke. „Vor allem Schockanrufe sind eine perfide Art und Weise, ältere Menschen übers Ohr zu hauen“, erklärt Frauenstein. „Leute, die darauf hereingefallen sind, sind meist sehr betroffen. Das nimmt mich dann auch mit, obwohl ich professionell mit der Sache umgehen muss. Es ist schon heftig, was die Opfer dann erzählen. Häufig ist am Ende nämlich alles weg: Erspartes, Schmuck und so weiter.“ Im Laufe ihrer Jahre bei der Polizei habe sie gelernt, damit umzugehen. „Ich zeige den Betroffenen, dass mich das ebenfalls berührt“, sagt sie, „aber man kann auch nicht alles zu nah an sich heranlassen.“

+++ Lesen Sie auch: Sicherer Start in die Saison: Darauf müssen Radfahrer achten +++

Eine Seniorin, die Opfer eines Schockanrufes geworden war, sei ihr besonders im Gedächtnis geblieben. „Der Dame wurde am Telefon erzählt, dass eine Angehörige einen Verkehrsunfall gebaut habe und nun drohe ins Gefängnis zu kommen“, erzählt Bettina Frauenstein. „Ihr wurde gesagt, sie müsse nun eine Kaution bezahlen, um ihre Angehörige davor zu bewahren. Dabei gibt es dieses System in Deutschland überhaupt nicht.“ So würden die Emotionen der Betroffenen bei einem Schockanruf ausgenutzt: „Die Personen geraten dann unter Stress“, erklärt Frauenstein, „und dann kann man nicht mehr klar denken, weil ein so enormer Druck ausgeübt wird.“ Nach so einer Tat zweifelten Opfer häufig an sich selbst. „Die in dem Fall betroffene Seniorin hat das Thema so beschäftigt, dass sie andere davor warnen wollte“, sagt die Kriminalhauptkommissarin. „Sie hat sich dann zur Seniorenlotsin ausbilden lassen und hat auch von ihrem Fall erzählt.“

Seniorenlotsen werden von der Polizei im ganzen EN-Kreis ausgebildet, um ältere Menschen für diese Themen zu sensibilisieren. „Auch in Wetter und Herdecke bilden wir Seniorenlotsen aus“, sagt Bettina Frauenstein. Ehrenamtlich können die ausgebildeten Senioren dann im Seniorenlotsendienst der Polizei ihr Umfeld und Gleichaltrige über die möglichen Gefahren aufklären. „Ich finde das sehr mutig“, meint Frauenstein und ein Aspekt ihrer Arbeit gefällt ihr besonders: „Mich macht glücklich, dass wir die Menschen unterstützen können.“

Über die Serie

In der Serie „Der Moment meines Lebens“ werden die persönlichen Geschichten unterschiedlicher Menschen und ihrer Berufe vorgestellt. Sie erzählen, welcher Moment ihr (Berufs-)Leben nachhaltig beeinflusst oder verändert hat.