Wetter. Karsten Siekmeier (40) ist ehrenamtlich Gruppenführer beim THW in Wetter. Er erzählt von Herausforderungen und seinem Umgang mit Katastrophen.

„Beim THW kann sich wirklich jeder einbringen“, sagt Karsten Siekmeier (40) aus Wetter. Er ist Gruppenführer beim Technischen Hilfswerk (THW) und die Begeisterung für sein Ehrenamt sieht man ihm an. Seit 1998 engagiert er sich beim THW in Wetter, das auch für die Stadt Herdecke zuständig ist. Die Ortsgruppe sei seitdem ziemlich gewachsen, sagt er. Zum THW ist er eigentlich nur zufällig gekommen: „Damals habe ich nach einem Hobby gesucht. Ich wollte irgendwo auch etwas Sinnvolles machen. Dann hat mein Vater eine Annonce in der Zeitung gesehen, dass das THW in Wetter Leute sucht. Ich bin dann einfach mal hin und es hat mich direkt gepackt. Nicht zuletzt wegen der großen Autos“, sagt er und lacht.

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Direkt an seinem ersten Tag entscheidet Karsten Siekmeier beim THW in Wetter mitzuhelfen und dort auch Verantwortung zu übernehmen. „Ich wurde sofort offenherzig und ohne Vorurteile aufgenommen“, sagt Siekmeier. „Das hat mir imponiert, genauso wie die Tatsache, dass jeder benötigt wird und sich mit seinen Fähigkeiten einbringen kann.“

Arbeit beim THW vielseitig

Menschen und Tieren zu helfen – das macht für Karsten Siekmeier die Arbeit beim THW besonders. Viele Situationen sind ihm im Gedächtnis geblieben, allerdings sticht davon keine prägnant heraus. „Die Arbeit beim THW ist so vielseitig und -schichtig, daher gibt es für mich nicht die eine Situation. Aber es gibt vieles, was ich fürs Leben mitgenommen habe und auch immer noch mitnehme.“ Ihm gefällt vor allem die Zusammenarbeit auch über die Ortsgruppe hinaus. „Nichts geht allein, das habe ich hier gelernt. Das THW ist groß und nicht nur hier in Wetter“, sagt Siekmeier. „Alle haben die gleiche Uniform an und sind Teil der blauen Familie. Das hilft immens bei der Teamarbeit.“

Karsten Siekmeier aus Wetter arbeitet seit 1998 ehrenamtlich beim THW.
Karsten Siekmeier aus Wetter arbeitet seit 1998 ehrenamtlich beim THW. © WP | Lara Förster

Ob umgeknickte Strommasten in Münster, Hochwasser-Einsätze oder Deiche sichern in Hamm: Alle Einsätze haben unterschiedliche Herausforderungen, sagt Karsten Siekmeier. „Man hat vor allem mit Menschen und ihren persönlichen Schicksalen zu tun, ist aber auch mit dem Tod konfrontiert.“ Ob er das Geschehen des Tages nach dem Einsatz mit nach Hause nimmt? „Wir nehmen auch unsere Nachsorge-Teams mit zu Einsätzen“, sagt Siekmeier. „Ich denke, man kann das alles ruhig mit nach Hause nehmen. Mit der Zeit lernt man, professionell damit umzugehen und es ist auch nicht immer alles belastend. Es ist zum Beispiel total schön, die Dankbarkeit der Menschen zu sehen, denen man hilft und zu merken, wie wichtig unsere Unterstützung ist.“

Notversorgung und Notinstandsetzung

Es sei nicht immer einfach, das Ehrenamt mit Familienleben und Job zu vereinbaren. „Zum Glück steht mein Arbeitgeber hinter mir, auch wenn er das ja gesetzlich muss“, sagt Siekmeier. Eigentlich arbeitet der 40-Jährige als Accountmanager und ist deswegen viel unterwegs. Seine sechsjährige Tochter ist schon früh mit zum THW gekommen. Inzwischen ist sie selbst Mitglied in der Minigruppe. „Die Begeisterung und Neugier meiner Tochter war von Anfang an da“, sagt Siekmeier stolz. „Deswegen hat sie auch Verständnis, wenn ich manchmal unsere Pläne umwerfen muss, weil ich kurzfristig zu einem Einsatz gerufen werde.“

Seine Begeisterung und auch seine Erfahrungen vom THW gibt Siekmeier aber nicht nur an seine Tochter weiter. Er ist selbst Gruppenführer beim THW in Wetter. „In der Gruppe, für die ich verantwortlich bin, sind Menschen von 17 bis fast 60 Jahren“, sagt Karsten Siekmeier. „Wir treffen uns mit den verschiedenen Gruppen immer dienstags um 18 Uhr auf dem Hof für die Ausbildung. Da sind wir schon so 30 bis 40 Leute hier und essen auch gemeinsam.“ Die unterschiedlichen Gruppen haben in der Ausbildung verschiedene Schwerpunkte und Aufgaben. Das Team von Karsten Siekmeier lernt alles zur Notversorgung und Notinstandsetzung. „Damit sind wir das Schweizer Taschenmesser des THW sozusagen“, erklärt er. „Das, was eigentlich immer gebraucht wird.“ Von Beleuchtung und Pumparbeiten, über Camp-Bau ist die Gruppe dafür zuständig, bei Einsätzen eine Infrastruktur herzustellen.

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„Jeder kann beim THW etwas finden und sich einbringen“, betont Karsten Siekmeier noch einmal. „Man muss auch nicht immer bei den Einsätzen draußen dabei sein. Man kann auch für das leibliche Wohl der anderen sorgen und das Essen für alle vorbereiten, sich in der Jugendarbeit engagieren oder sich um das Material kümmern.“ Zweimal im Monat trifft sich die Jugendgruppe des THW, die Minigruppe einmal im Monat.

Über die Serie

In der Serie „Der Moment meines Lebens“ werden die persönlichen Geschichten unterschiedlicher Menschen und ihrer Berufe vorgestellt. Sie erzählen, welcher Moment ihr (Berufs-)Leben nachhaltig beeinflusst oder verändert hat.