Herdecke. An der Dortmunder Landstraße/B54 soll das Rückhaltebecken mehr Volumen bekommen. Dort gebe es Wildschweine, dazu äußern sich Jäger in Herdecke.
Die Erinnerungen an das Hochwasser im Juli 2021 sind bei vielen in Herdecke noch präsent. Daraus leitete sich die Frage ab: Wie lässt sich, damit bei der nächsten Flut nicht wieder etliche Schäden an Häusern entstehen, der Schutz erhöhen? Die hiesige Stadtverwaltung hat nun im Fachausschuss mitgeteilt, wie sie in dieser Hinsicht an zwei Örtlichkeiten vorgehen will.
Stauvolumen erhöhen
Gravierende Änderungen erfolgen demnächst im Hochwasserrückhaltebecken an der Dortmunder Landstraße/Wittbräucker Straße. In diesem Gebiet am Abzweig der B54 (gegenüber vom Dörken-Lager) lässt die Stadt 60 Zentimeter von der Sohle abgraben. Das Ziel: das Stauvolumen erhöhen, damit der Herdecker Bach sich dort vermehrt ausbreiten kann und der Fließdruck in Richtung Innenstadt im Fall der Fälle geringer ausfällt.
Apropos fällen: Im Zuge der Beräumung müssen zahlreiche Bäume weichen. 160 sind es insgesamt, darunter befinden sich laut Lars Heismann von der Stadt Herdecke viele Erlen. Im Zuge einer artenschutzrechtlichen Prüfung und unter der Berücksichtigung des Naturschutzgesetzes habe sich ergeben, dass in diesem Hochwasserrückhaltebecken Nummer 4 eine Landzunge und eine Bauminsel verbleiben sollen. Die Fällungen stehen im Januar 2024 an, die zuständige Behörde des Ennepe-Ruhr-Kreises wisse Bescheid.
Vegetation auch andernorts ausgedünnt
Das kommt einem einerseits bekannt vor, mussten am Herdecker Bach doch vor einigen Monaten bereits 60 Bäume im Abschnitt zwischen Feuerwehrwache und Spaeter-Kurve (Hochwasserrückhaltebecken 1) dem erhöhten Stauvolumen Platz machen. Andererseits schien sich an der Dortmunder Landstraße/Wittbräucker Straße ein weiteres Problem zu ergeben. Ratsmitglied Nico Fischer fragte im Ausschuss, ob denn jemand auch an die dort gesichteten Wildschweine gedacht habe. „Darüber haben wir nicht gesprochen“, gab Andreas Schliepkorte von den Technischen Betrieben zu Protokoll und erinnerte daran, dass es sich trotz der ausgebreiteten Vegetation dort um eine technische Anlage handele.
Die Lokalredaktion recherchierte daraufhin, wie denn Jäger die Wildschwein-Lage in Herdecke einstufen. Zumal sich in Nordrhein-Westfalen die Population insgesamt ausbreite und sich auch in hiesigen Wäldern seit rund eineinhalb Jahren gelegentlich etwas in dieser Hinsicht beobachten lasse. Im Areal mit dem Hochwasserrückhaltebecken 4 habe eine installierte Fotokamera vor einigen Monaten mal ein Borstentier aufgenommen, berichtet Frederik Vaerst aus seinem Zuständigkeitsgebiet. „Da Wildschweine in Rotten leben, lässt sich daraus ableiten, dass das vereinzelte Vorkommen hier im Stadtgebiet unproblematisch sein dürfte“, so der erfahrene Jäger.
Teure Sanierung eines Gewölbes
Damit der Herdecker Bach unterhalb der Spaeter-Kurve an der B54 möglichst nicht mehr über die Ufer tritt, soll eine teure Sanierung eines Gewölbes an der Attenbergstraße erfolgen. Die umfangreiche Sicherung dieses 262 Meter langen Bauwerks dauert ungefähr elf Monate und kostet rund 1,95 Millionen Euro, nachdem vor einigen Monaten provisorische Arbeiten erfolgt sind.
Die Stadt Herdecke ist unterhaltungspflichtig, auch wenn ihr nur zwölf Meter des Gewölbes gehören. Es gibt noch zwei andere Eigentümer (keine öffentlich-rechtlichen Einrichtungen), die sich an der Maßnahme im Sinne des Hochwasserschutzes beteiligen müssen.
Der stadtbekannte Herdecker ergänzt, dass gelegentlich auch mal Keiler, Bache und Co. neben der Ender Talstraße auftauchen. „Es hätte sich aber unter uns Jägern herumgesprochen, wenn sich mehrere Wildschweine hier bei uns niederlassen oder gar vermehren“, so Vaerst. Gleichwohl sei die frühere Feststellung, wonach sich die Borstentiere etwa aus Hagen nicht über die Ruhr trauen, anzuzweifeln. „Doch in Herdecke muss sich derzeit aus meiner Sicht beispielsweise niemand am Golfplatz Sorgen machen.“
Auch Am Berge fallen Bäume
Weitere Bäume fallen zudem im Ender Neubaugebiet Am Berge, heißt es seitens des städtischen Bau- und Planungsamtes. Dort, wo sich einst Schulgebäude und ein Jugendzentrum befanden, entstehen bekanntlich viele Häuser mit mehr als 100 Wohnungen. Bis Ende Februar 2024 sollen zwischen Westender und Eicklohweg 24 teils große Exemplare an den Randzonen der Motorsäge zum Opfer fallen.
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Seitens der Technischen Betriebe Herdecke teilte Andreas Schliepkorte noch mit, dass das Hochwasserschutzkonzept für den Raum Haupt- und Schmale Straße bald Konturen annehme. Nach der Überflutung im Juli 2021, als der Herdecker Bach dort in viele Häuser gelangen konnte und das nicht zum ersten Mal geschah, erfolgten Berechnungen zur Einschätzung der verschärften Situation. An manch einer Engstelle kann das Gewässer nicht richtig abfließen (nur vier Kubikmeter pro Sekunde), daher brauche es größere Abflussmengen. Die Planung für das dazugehörige Konzept mit einigen Variantenuntersuchungen übernehme nun ein externer Betrieb, zur Umsetzung steht Fördergeld aus dem Wiederaufbau-Fonds zur Verfügung. Die auszuarbeitende Strategie diene dann auch als Basis für die geplante Straßensanierung.