Herdecke/Ennepe-Ruhr. Mehr ein Jahrtausendhochwasser waren die Juli-Fluten. Der EN-Kreis zieht Bilanz. Diese Ideen hat er für einen besseren Schutz auch in Herdecke.

Das Jahrhunderthochwasser vom 14. Juli war eigentlich noch eine viel gigantischere Katastrophe: Erste Auswertungen diverser wissenschaftlicher Institute „deuten für die betroffenen Gebiete an, dass es sich um ein statistisch alle 10.000 Jahre auftretendes Ereignis handelte.“ So steht es in einem Bericht der Kreisverwaltung zum Hochwasser und der Unwetterlage von Mitte Juli. Darin geht es auch um die Zusammenarbeit der Kreisleitstelle mit den örtlichen Einsatzstäben und Maßnahmen für die Zukunft.

EN-Konferenz

Für die Berichterstatter steht außer Frage, „dass sich die Wahrscheinlichkeit solch extremer Niederschläge infolge des menschengemachten Anteils am Klimawandel in Zukunft deutlich erhöhen wird und eine Häufung solcher Ereignisse zu befürchten ist.“ Daher wird ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen, um künftig Schäden so klein wie möglich zu halten. So taucht auch Herdecke in der Schadensdatei des Kreises auf: Entlang der Ender Talstraße gab es Unterspülungen im Bereich „Sägemühle“. Die Höhe der Kosten kann derzeit noch nicht beziffert werden.

Für den Kreis ist klar: „Die allseitige Intensivierung der Hochwasserschutzaktivitäten ist – nicht erst seit dem Ereignis vom Juli 2021 – das Gebot der Stunde.“ Damit Schaden vermindert oder besser noch verhindert wird, soll den Gewässern mehr Raum gegeben werden. „Sofern dies faktisch nicht möglich ist, sind Notwasserwege auszuweisen.“ Auf diesen Wegen sei der Hochwasserüberstau weitgehend schadlos über Straßen, Parks, Spielplätze abzuleiten. Sofern erforderlich, seien dazu „teilmobile Hochwasserwände zur Führung des Wassers“ zu installieren. Eine solche Bypass-Lösung hatte die Untere Wasserbehörde des Kreises im vorigen September auch für Herdecke ins Gespräch gebracht.

Außerdem sollen vorbeugend Hochwasserrückhaltebecken in den oftmals schwach besiedelten Oberläufen der Gewässer angelegt werden. Davon verspricht sich die Kreisverwaltung eine Entlastung. Niederschlag-Abfluss-Modelle sollen bei der Einschätzung der Gefahren helfen. Sie können bei der Berechnung des benötigten Rückhaltevolumens nutzen. Schließlich regt der Kreis noch für diesen Herbst eine „Gewässerkonferenz EN“ unter anderem mit den Städten an.

Von Krisenstab zu Krisenstab

Detailliert ist in dem Bericht auch aufgelistet, wie die Katastrophenstunden gemanagt wurden. Einen Krisenstab gibt es beim Kreis seit dem Ankommen von Corona im Februar letzten Jahres. Eine „erneute oder zusätzliche Aktivierung des Krisenstabes aus Anlass der Unwetterlage am 14./15. Juli war nicht erforderlich“, heißt es wörtlich. Eine Abfrage in den umliegenden Städten um 20.27 Uhr habe kein klares Lagebild ergeben, „da im Prinzip alle Einsatzkräfte im Einsatz gebunden waren und fast alle Feuerwehren im Dauereinsatz waren.“ Daraufhin sei der Krisenstab des Kreises einberufen worden (mit Landrat und Kreisdirektor).

Auf die Rolle des Kreises bei Großeinsatzlagen und Katastrophen hatte auch Herdeckes Justiziar Dr. Lars Heismann kürzlich im Umweltausschuss in einer Hochwasser-Nachlese für Herdecke hingewiesen. „Während der Nacht hat es keine Infos oder Kontakt zum Kreis gegeben“, hatte Heismann im Zuge der Diskussion über seinen Bericht ergänzt. Der Kreis hatte zuvor schon erklärt, dass es aus Herdecke „kein Gesuch“ gegeben habe.

Stabsarbeit in Herdecke

Am 14. Juli, 18.30 Uhr, kommt der Stab für außergewöhnlich Ereignisse, der Krisenstab, zusammen. Anderthalb Stunden später gibt es Informationen auf der Homepage der Stadt, ein Bürgertelefon ist geschaltet.

Ab 20.30 Uhr werden Straßen gesperrt, darunter Hauptstraße und Wetterstraße.

Um 20.45 Uhr läuft die Vorbereitung zur Unterbringung evakuierter Personen an.

Kurz vor 23 Uhr muss mit Ölaustritten gekämpft werden.

Um 1.20 Uhr löst sich der Krisenstab für diese Nacht auf.