Hohenlimburg. Wildschwein-Plage in Hohenlimburg: Bis zu 40 Tiere groß ist eine Rotte, die am Steltenberg lebt. Revierinhaber Duckert ist besorgt.
Pierre Duckert ist ein erfahrener Jäger. Er leitet den Hegering Haspe, sein Revier hat er jedoch am Steltenberg in Hohenlimburg. Und dort bereitet ihm eine regelrechte Wildschwein-Plage derzeit große Sorgen: „Es drohen nicht nur massive Schäden für die Landwirtschaft, sondern es besteht die reelle Gefahr, dass Menschen von aggressiven Muttertieren attackiert werden.“
Seit mehreren Tagen beobachtet Duckert eine enorm große Rotte am Steltenberg, 23 Frischlinge und neun Überläufer – das sind Jungtiere im zweiten Lebensjahr – hat er gezählt. Zählt er die Muttertiere hinzu, kommt er auf bis zu 40 Schweine. „Eine Rotte dieser Größe ist absolut untypisch und extrem selten“, sagt der Jäger.
Warum die Zahl der Tiere in diesem Jahr dermaßen explodiert ist, weiß er nicht genau. Doch er hat eine Vermutung: Der Populationsdruck unter den Wildschweinen ist derart groß geworden, dass sie nun auch in Reviere ausweichen, die normalerweise nicht zu ihren bevorzugten Aufenthaltsgebieten gehören. Und die Gegend am Steltenberg mit ihrer relativen Wasserarmut ist ein solches Gebiet: „Es gibt hier wenig Fließgewässer“, so Duckert: „Während der Dürreperioden in den vergangenen Jahren war das Schwarzwild beinahe ganz verschwunden. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Tiere jetzt in solch großer Zahl vorhanden sind.“
Spaziergänger sollten auf der Hut sein
In dieser Woche hatte bereits eine Wildschwein-Rotte im Park auf Hagen-Emst für Schlagzeilen gesorgt. Die Tiere hatten sich mitten in dem dicht besiedelten Wohngebiet niedergelassen. Neben drei Bachen waren auch 21 Frischlinge dabei, die Muttertiere verhielten sich aggressiv. Schließlich gelang es Jägern und Ordnungsamt Hagen mit vereinten Kräften, die Schweine aus der Gegend zu verjagen.
Auch in Halden sorgen Wildschweine seit langem für Unruhe, dort haben sie mehrere Gärten und regelmäßig den Friedhof verwüstet.
Doch nirgendwo ist bislang eine Rotte von der Größe, die sich derzeit am Steltenberg aufhält, gesichtet worden. Jäger Duckert appelliert an Spaziergänger, aber auch an Nachtschwärmer, die den Weg durch die Natur als Abkürzung nutzen, auf der Hut zu sein. Denn führende Muttertiere reagieren höchst aggressiv und greifen an, wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen. „Die Leute sollten aufpassen, weil kleine Frischlinge zu der Rotte gehören. Die Bachen nehmen jeden potenziellen Feind an.“
Den Landwirten, die Mais oder Getreide auf dem Steltenberg anbauen, drohen durch die Wildschweine massive Ernteausfälle. Zwar will Duckert, wenn Beruf und Familie ihm die Zeit lassen, nahezu täglich auf die Jagd gehen, doch eine Rotte dieser Größe lasse sich kaum effektiv bekämpfen.
Schonzeiten aufgehoben
Das Landesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen hat die intensive Bejagung der Wildschweinpopulation unter Beachtung des Muttertierschutzes bereits im Januar für weitere fünf Jahre ganzjährig erlaubt. Dies gilt vor allem als ein wesentliches Instrument zur Vorsorge vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die Tierseuche hat sich in den vergangenen Jahren in zahlreichen europäischen Ländern ausgebreitet und hat auch Deutschland erreicht. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Gefahr der Einschleppung laut Ministerin Silke Gorißen weiterhin gegeben.
Pierre Duckert appelliert an die Hausbesitzer auf dem Steltenberg, deren Grundstücke an den Wald bzw. Felder angrenzen, ihren Kompost nicht gedankenlos über den Gartenzaun zu entsorgen: „Das ist eine Einladung an die Wildschweine. Der Wald ist aber keine private Kompostierungsanlage.“