Herdecke. Dramatische Hetzjagd: Ein Hund hat in der Erdbrügge zwei Rehe in den Tod getrieben - und ist dann verschwunden.

Ein tragisches Bild: Zwei tote Rehe liegen auf der Straße in der Erdbrügge in Herdecke, beide nicht älter als zwei oder drei Jahre. Während große Teile der Gesellschaft über das Wiederaufleben des Wolfes sprechen und vor allem Bauern und Viehzüchter über die vereinzelten Wolfsrisse auf die Barrikaden gehen, vergessen vermutlich viele Naturfreunde die Gefahren für Wild, die durchaus auch von des Menschen besten Freundes – dem Hund – ausgehen können.

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass freilaufende Hunde Wild im Jagdgebiet von Frederik Vaerst in Herdecke gerissen haben. Darüber hinaus berichtet der Herdecker über ähnliche Vorfälle aus angrenzenden Jagdgebieten. In Witten sei im vorherigen Jahr gar ein tragendes Reh von einem Hund getötet worden. Das ungeborene Rehkitz sei dabei auch gestorben. „Es ist ärgerlich und tragisch, dass so etwas wieder einmal passiert ist“, sagt Vaerst, dessen Familie ein großes Jagdgebiet rund um die Erdbrügge in Herdecke besitzt.

Am vergangenen Sonntag habe sein Bruder einen Anruf eines Anwohners der Erdbrügge bekommen, der von verletzten beziehungsweise getöteten Rehen berichtete. Vaerst selbst wohnt nicht in der Erdbrügge, muss aber als Pächter des Jagdreviers für alle Vorfälle, die Wildtiere betreffen, Verantwortung übernehmen und eben auch solche Dinge regeln. Meist, bei Wildunfällen mit PKW beispielsweise, bekommt Familie Vaerst einen Anruf von der Polizei. In diesem Fall meldete sich jedoch der beobachtende Anwohner direkt. „Er hat erzählt, dass er gesehen hat, wie ein großer Hund die Rehe gehetzt hat“, berichtet der Jäger. Der Hund oder gar der Besitzer des Tieres konnte jedoch nicht identifiziert werden.

Große Hunde gehören an die Leine

Am Ort angekommen hatte ein befreundeter und ansässiger Jäger bereits unterstützt: Das eine Reh sei den Verletzungen vor Ort erlegen, das andere habe sich in einem Zaun verfangen und musste dann schwer verletzt „erlöst“ werden. Auch dies übernahm der befreundet Jäger und setze dem leidenden Reh ein „fachmännisches“ und schnelles Ende. „Wie oft muss das noch vorkommen? Wie oft muss man das noch hinnehmen“, fragt Frederik Vaerst merklich erbost und bittet mögliche Zeugen der Tat sich bei ihm zu melden: „Es wäre einfach schön, wenn sich manche Hundebesitzer anders verhalten würden und ihre Hunde anleinen, damit sich derartig grausame Geschichten nicht wiederholen müssen.“

Hundebesitzer, deren Hunde Wild reißen oder es zu Tode jagen, würden im Übrigen durch die Behörden drastisch bestraft werden, so der Jäger: „Darüber hinaus gilt in NRW eine Leinenpflicht für Hunde ab 40cm Höhe oder ab 20kg Gewicht.“ Darauf habe Vaerst schon des Öfteren Hundebesitzer aufmerksam gemacht. Auf Verständnis sei er nur selten gestoßen, wohlwissend, dass viele Menschen ihre Hunde freilaufen lassen wollen: „Die Leute sagen dann immer, dass ihre Hunde so etwas nicht machen würden. Teilweise werde ich da aber auch wirklich beleidigt“, sagt der Herdecker. Der Jäger appelliert an die Vernunft der Hundefreunde: „Man kann den Hunden da eigentlich keinen Vorwurf machen. Sie handeln instinktgesteuert. Das ist die Verantwortung der Besitzer, dass so etwas nicht passiert. Das muss wirklich einmal in die Köpfe rein“.

Hege und Pflege Aufgabe der Jäger

Den Jägern wird durch die Jagdaufsicht jedes Jahr ein gewissen Kontingent an Wild zugeteilt, das geschossen werden darf, bzw. geschossen werden muss. Denn die Jäger haben die Pflicht den Wildbestand in ihrem Jagdgebiet auf einem gewünschten Niveau zu halten. Rehe, so Varest, hätten ein bestimmtes Territorium, in dem sie leben und das sie nie verlassen: „Wenn es dann irgendwann keine Nahrung mehr gibt, weil es zu viele Rehe gibt, dann sterben die Wildtiere elendig“, erklärt der Herdecker: „Jäger ballern nicht einfach nur rum. Sie schützen den Bestand.“ Das sogenannte Hegen und Pflegen sei eine Hauptaufgabe der Jagenden in Deutschland.

Das Jagdrevier der Familie Vaerst erstreckt sich vom Ahlenberg zum Schnee und über die Wittbräucke. Ein großes Gebiet, um das sich gekümmert werden muss. Auch wenn Frederik Vaerst betont, dass der Lebensraum der Tiere durch die viele Bebauung immer weniger werden würde, ist die Herdecker Fauna trotzdem nicht zu unterschätzen: Am Semberg und am Vaerstenberg, die auch zum besagten Revier gehören, gibt es neben Rehen auch freilebende Wildschafe, sogenannte Mufflons.