Hagen. Posten für Posten ackerte sich Auktionatorin Heike Koepchen durch den Versteigerungskatalog. Sie brachte ein komplettes Bauunternehmen unter den Hammer. Vom Besen bis zum Bagger. Für den Laien eine bizarre Szenerie. Für etliche regionale Baugrößen ein unaufgeregter Termin.

Zwischendurch rauscht eine S-Bahn über die nahegelegenen Gleise und durch die Worte von Auktionatorin Heike Koepchen. Es ist ein symbolisches Rauschen. Denn der Zug ist für die Firma Bamberger längst abgefahren. Jetzt sitzen lokale und regionale Baugrößen zwischen Rüttelplatten und Hydraulik-Baggern und ziehen an Land, was der Untergang eines Unternehmens übrig lässt. Es gibt Bockwurst und Kaffee, als Hans-Walter Bamberger dabei zusieht, wie seine ehemalige Firma komplett unter den Hammer kommt. Für den Beobachter eine bizarre Szenerie. Wie viel dabei rumgekommen ist, stand gestern Abend noch nicht fest.

Gestern Morgen 10.05 Uhr. Auktionatorin Heike Koepchen tritt an das Stehpult und beginnt, einen 700 Posten großen Versteigerungskatalog durchzuackern. Im Takt der wedelnden Bieterkarten spricht sie teilweise so schnell, dass man beim Blick auf den Katalog vermuten könnte, dass ihr vielleicht die Luft ausgehen könnte. Das wird nicht passieren. Heike Koepchen hat sowas hundertfach erlebt. Auch, wenn Bamberger für sie eine große Hausnummer ist.

Bambergers verfolgen die Auktion

Viele Bamberger Sub-Unternehmer sind da, Männer in Arbeitskleidung mit auf die Stirn geschobenen Lesebrillen. Zwischendurch ertönt ein Klingelton, der aus der Zeit stammt, als die Handys noch kleine Antennen hatten. Eine Gruppe Bamberger-Mitarbeiter steht zusammen und spricht über den Verlauf ihrer Bewerbungsgespräche. Vor dem Winter sei in der Baubranche nichts zu kriegen, meint einer. Das sei auch der Grund für die meisten Absagen. Der Begriff „Rentenamt“ fällt. Zusammenhang: unklar.

© WP Michael Kleinrensing

Matthias Bamberger und sein Bruder Stefan, beide zuletzt Bamberger-Geschäftsführer, stehen zusammen. Matthias hält einen Aktenordner in der Hand. „Ich kann gerade nicht, ich muss da aufpassen“, sagt er. Ob für die am 8. Oktober neu eingetragene „BB Hoch- und Tiefbau GmbH (BB steht für Bettina Bamberger) was ersteigert werden soll? Wissen wir nicht.

Unglaubliche Geldbeträge

An der Wand neben der Kaffeetheke hängt der Zettel eines Bamberger-Azubis, der seine Lehre gerne irgendwo beenden würde. Der junge Mann wird nicht versteigert. Dabei säßen hier genug Leute, die bestimmt was für ihn hätten. Trotz Winter-Problematik.

Man schlackert schon mit den Ohren, was hier für Beträge durch die Halle fliegen. In der Welt der Angestellten ist der Preis für ein Schweißgerät ein Monatseinkommen. Da gibt’s aber auch Geräte, die der Laie überhaupt nicht kennt und dann steht ein Mensch mit Lesebrille auf der Stirn auf, der seinen Kaffeebecher mit dem Mund festhält, und blättert mal eben 30.000 Euro dafür hin. Fast ein Jahresgehalt für die gerade erwähnten Angestellten.

Hohe Forderungen an Unternehmen

Vorabbesichtigung am Morgen: Vom Besen bis zum Hydraulik-Bagger gab es alles zu ersteigern.
Vorabbesichtigung am Morgen: Vom Besen bis zum Hydraulik-Bagger gab es alles zu ersteigern. © WP Michael Kleinrensing

Insolvenzverwalter Andreas Schoß schlendert durch die Reihen. Ein langer Schlacks, der über die Köpfe der stehenden Bieter hinweg alles sehen kann. Auch für ihn ist das Bamberger-Aus ein großer Auftrag. Tags zuvor war er mit den beiden ehemaligen Geschäftsführern nochmal zusammengekommen und hat mit ihnen über die Forderungen von Kunden gegenüber Bamberger geredet.

Nach der letzten Berichterstattung hatten die Bambergers den Betrag von rund 9,5 Millionen angezweifelt. Tatsächlich aber ist das erstmal das Volumen, mit dem gearbeitet wird. Sagt auch der großgewachsene Insolvenzverwalter.

Das Ordnungsamt versuchte am Rande der Veranstaltung übrigens, seine Sympathiewerte in neue Höhen zu schrauben. Das Einschreiten der Mitarbeiter zwang Heike Koepchen letztlich doch zu einer Pause, weil so ziemlich jeder Bieter in der Neue Straße und deren Umkreis im Halteverbot stand. Das Knöllchen gab es ohne Bieterkarte. Wie nett von der Stadt.