Hagen. Die 69 Mitarbeiter der Hasper Bamberger Bau GmbH haben ihre Kündigungen erhalten. Damit steht fest: Das Unternehmen ist nicht mehr zu retten. Während Insolvenzverwalter Andreas Schoß diplomatische Worte findet, kritisiert IG-Bau-Gewerkschaftssekretär Sebastian Zöppel die Unternehmensführung scharf.
Es ist das Ende einer stolzen Firmengeschichte: Die verbliebenen 69 Mitarbeiter der Hasper Bamberger Bau GmbH haben die Kündigung erhalten, das Insolvenzverfahren ist eröffnet worden. Im Oktober kommen Bagger, Baumaschinen und der komplette Materialbestand unter den Hammer. Dann wird eine große Verwertungsauktion auf dem Betriebsgelände an der Neue Straße in Westerbauer stattfinden.
Damit ist viel schneller als bei anderen Insolvenzverfahren klar, dass es für das Unternehmen keine Zukunft geben wird. Insolvenzverwalter Andreas Schoß am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich habe eine Situation vorgefunden, bei der ich einfach zu wenig Zeit hatte.“ Weil zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung schon große Lohnrückstände vorhanden gewesen seien, habe das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur de facto nur für einen Monat gereicht. Zudem hätten Kunden kein Vertrauen mehr gehabt, dass Bamberger die Baustellen noch fertigstellen würde.
Es ist nichts passiert
„Es sind Aufträge storniert worden“, so Schoß. Und man habe auch keine neuen Aufträge akquirieren können. „Wir haben noch viele potenzielle Interessenten angeschrieben. Am Ende hat es zwei ernsthafte Gespräche gegeben, die aber nicht zum Erfolg geführt haben.“ In den vergangenen Wochen habe man noch einige Baustelle zu Ende führen können, andere seien lediglich abgeräumt worden. Schoß: „Derzeit sind noch etwa 20 Beschäftigte, vorwiegend in der Verwaltung, mit Abwicklungsarbeiten beschäftigt.“ Wie hoch die Forderungen der Gläubiger seien, könne derzeit noch nicht genau beziffert werden. Schoß: „Sie werden aber deutlich im siebenstelligen Bereich liegen.“
Firmengeschichte reicht bis zum Jahr 1938 zurück
Bamberger Bau hat seine Wurzeln in der 1948 gegründeten Firma Walter Bamberger Hochbau und in der 1938 entstandenen Firma Erich Liedtke Tiefbau.
Bei der Insolvenzanmeldung am 28. Juli gab es noch 109 Beschäftigte. Seitdem haben viele selbst gekündigt und haben zum Teil schon neue Jobs gefunden.
Äußert sich der Insolvenzverwalter Andreas Schoß noch eher diplomatisch, so wird Sebastian Zöppel, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Bau, deutlicher. Er lässt kein gutes Haar an der Bamberger-Geschäftsführung: „Meine persönliche Meinung ist, das hier eine Insolvenzverschleppung vorliegt.“ Schon seit Februar habe man als Gewerkschaft die Bamberger-Geschäftsführung gedrängt, über einen solchen Schritt nachzudenken. Die Probleme seien da schon offensichtlich gewesen. Doch es sei nichts passiert. Ein erfolgreiches Insolvenzverfahren wie bei dem anderen großen Hagener Bauunternehmen, der Eckeseyer Rempke GmbH, sei so nicht mehr möglich gewesen.
Kein Anlass, eine Anzeige zu erstatten
Unter dem Herauszögern der Insolvenzanmeldung litten nun die Beschäftigten. „Es ist ein unsolidarisches Verhalten gegenüber den Arbeitnehmern. Wäre der Schritt im Frühjahr eingeleitet worden, dann hätten die Mitarbeiter eine Chance gehabt, bei anderen Firmen unterzukommen. Das ist jetzt in den auftragsarmen Herbst- und Wintermonaten viel schwieriger möglich.“
Ob die Insolvenz tatsächlich zu spät angemeldet worden sei, müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden, so Insolvenzverwalter Andreas Schoß. Bei der Strafverfolgungsbehörde landen routinemäßig ohnehin alle Insolvenzfälle. Ein Verfahren, so Pressesprecher Gerhard Pauli, sei aber im Fall Bamberger nicht eingeleitet worden. Andreas Schoß sieht derzeit auch keinen Anlass, Anzeige zu erstatten.
Chancen für Mitarbeiter in anderen Städten
Die positive Nachricht: Die Aussichten für die 69 Bamberger-Mitarbeiter, die nun die Kündigung erhalten haben, sind generell nicht schlecht. Für Spezialbaufacharbeiter, wie sie bei Bamberger in großer Zahl beschäftigt waren, gebe es in der Region einen Bedarf, so Ulrich Brauer, Sprecher der Arbeitsagentur. „Allerdings müssen zum Teil längere Anfahrten zum Arbeitgeber in Kauf genommen werden.“ Maurer, Schweißer oder Baggerfahrer hätten in Dortmund, Bochum oder anderen Nachbarstädten Chancen.
Der aktuelle Stand: Von den 69 gekündigten Bamberger-Mitarbeitern kommen 37 aus Hagen: Fünf Arbeitnehmer konnten schon vermittelt werden, ein Auszubildender kann in einem anderen Betrieb seine Lehre zu Ende bringen. Eine ähnliche Quote gibt es bei den Beschäftigten aus anderen Städten.