Haspe. . Das größte Hagener Bauunternehmen steckt in Schwierigkeiten: Die Bamberger-Bau GmbH hat Insolvenz angemeldet. 109 Beschäftigte sind von dem Schritt betroffen, sie warten teilweise schon drei Monate auf ihren Lohn. Auch bei der Beschaffung von Baumaterial hat der Konzern Schwierigkeiten.

Das Ziel des Wuppertaler Rechtsanwalts Andreas Schoß, der vom Amtsgericht Hagen zum Insolvenzverwalter bestimmt wurde, ist jetzt, eine Perspektive zur Weiterführung des Unternehmens zu entwickeln.

Zu den Erfolgsaussichten konnte er gestern, wenige Stunden nach Einreichung des Insolvenzantrags, noch nichts sagen. Allerdings arbeite man nun mit Hochdruck daran, die derzeit rund ein Dutzend Baustellen von Bamberger weiterzuführen und zum Abschluss zu bringen. Darunter sind große Projekte mit einem Auftragsvolumen im sechsstelligen Euro-Bereich. Schoß im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir prüfen jetzt die Projekte und Kalkulationen.“

Man müsse wieder Liquidität herstellen, um an das für die Baustellen benötigte Material zu kommen. Denn der Insolvenzverwalter bestätigt, dass Bamberger zuletzt kein Material mehr auf Rechnung bekommen hatte, sondern nur gegen Vorkasse. Auch die Belegschaft ist schon länger betroffen. Bei einem Teil der Mitarbeiter steht wohl ein Monatslohn aus, bei anderen aber auch zwei oder drei Gehälter. Mit Anmeldung der Insolvenz springt nun die Arbeitsagentur ein – sie kommt aber höchstens für drei Monatsgehälter auf.

Bislang kein Betriebsrat

Sebastian Zöppel, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Bau, hat schon länger mit Bamberger Bau zu tun: „Es gibt seit fast einem Jahr immer wieder Verzögerungen bei den Lohnzahlungen.“ Der aktuelle Zahlungsverzug habe auch dazu geführt, dass einige Kollegen zuletzt nicht mehr zur Arbeit gegangen seien. Der Gewerkschafter hofft nun, dass die Insolvenz die Chance für einen Neustart bieten kann. „Das erfolgreiche

Bamberger Bau wurde bereits 1948 gegründet

Die Bamberger-Bau GmbH mit Sitz an der Neue Straße in ­Westerbauer hat ihre Wurzeln in der 1948 gegründeten Firma Walter Bamberger Hochbau und in der 1938 entstandenen Firma Erich Liedtke Tiefbau. 1965 fusionierten beide Firmen.

Die Situation im Baugewerbe ist schwierig: Letztlich erfolgreich war die Insolvenz der Eckeseyer Baufirma Friedrich Rempke 2012/13. Nach der Sanierung verloren zwar 34 Mitarbeiter ihren Job, der Betrieb mit etwa 100 Beschäftigten läuft aber weiter. Anders bei der Insolvenz der Altenhagener Firma Kersthold-Bergmann-Köster 2012: Es wurde kein Investor gefunden, 50 Mitarbeiter verloren ihren Job.

Insolvenzverfahren bei der Firma Rempke kann da hoffentlich ein Beispiel sein.“ Und trotz der Insolvenz soll nun noch ein Betriebsrat gewählt werden. „Es gab bislang leider keine Mitarbeitervertretung“, so Zöppel. „Wir hatten aber schon vor der Insolvenz, am 27. Juni, das Verfahren eingeleitet, um die Rechte der Mitarbeiter besser vertreten zu können.“ Die noch nicht erfolgte Wahl soll jetzt nachgeholt werden. Für Insolvenzverwalter Andreas Schoß alles andere als ein Schreckgespenst: „Es ist gut, wenn ein Betriebsrat vorhanden ist. Dann hat man einen Ansprechpartner.“

Trotz der aktuellen Zahlungsunfähigkeit scheinen die Auftragsbücher bei Bamberger durchaus gut gefüllt zu sein. So jedenfalls die erste vorsichtige Einschätzung von Andreas Schoß.

„Eine Million Euro Außenstände“

Die Geschäftsführer des Unternehmens, die Brüder Matthias und Stefan Bamberger, waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Senior Hans-Walter Bamberger, der die Geschicke des Unternehmens über Jahrzehnte leitete, machte aber gestern im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich, wie schwer der Schritt für ihn sei: „Ich hoffe und bete, dass es weitergehen kann. Wir haben sehr gute Mitarbeiter.“ Und er machte auch deutlich, worin aus seiner Sicht die Schwierigkeiten begründet sind, die letztlich zum Insolvenzantrag geführt hätten. Demnach sei die Zahlungsmoral von Kunden zurückgegangen: „Wir haben Außenstände von annähernd einer Million Euro.“ Speziell hat er einige Großkunden im Visier, die die Sicherheitsleistungen wegen angeblicher Baumängel einbehalten hätten, die es aus Bambergers Sicht aber nicht gibt. Man führe derzeit gerichtliche Auseinandersetzungen, die aber zu lange dauerten.

Durch diese Außenstände habe es auch einen Mangel an Liquidität gegeben, in der Folge sei es nun zu Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und zu einer Abstufung bei Agenturen wie Creditreform gekommen. Am Ende habe sogar seine Hausbank, mit der man seit Jahrzehnten Geschäfte mache, die Kreditzinsen drastisch erhöht.

Es sei ein Teufelskreislauf, so Bamberger, „der für 70 bis 80 Prozent unserer Probleme verantwortlich ist“. Dass die öffentliche Hand zudem bei Großprojekten große Aktiengesellschaften wie die Strabag bevorzuge, tue sein übriges.