Hagen-Mitte. Nach vier Einbrüchen und einem Raubüberfall ist endgültig Schluss: Edip Ercosman gibt auf. Der Juwelier schließt sein Geschäft in der Hagener Kampstraße. Am Montag begann der Räumungsverkauf. „Ich habe Angst“, sagt der Schmuckwarenhändler (49) zu den Grüden seines Rückzuges aus dem Ladenlokal.
Im Juli hatte er bereits offen über seinen Frust geredet: „Ich bin müde und ich habe keine Lust mehr. Vielleicht höre ich auf.“ Jetzt, nach vier Einbrüchen und einem Überfall, ist endgültig Schluss. Edip Ercosman gibt auf. Der Juwelier schließt sein Geschäft in der Kampstraße, gestern begann der Räumungsverkauf. „Ich habe Angst“, sagt der Schmuckwarenhändler (49).
Denn bei der letzten Tat am 26. September wurde er angegriffen und kann von Glück sagen, von den brutalen Räubern nicht schwer verletzt worden zu sein. Als er die Filiale in der Kampstraße gegen 8 Uhr betreten, den Tresor geöffnet und einen Werbeaufsteller auf dem Gehweg platziert hatte, erhielt er plötzlich Schläge von hinten gegen den Kopf und stürzte. Zwei unbekannte Männer drängten an ihm vorbei, rafften Schmuck aus dem Tresor zusammen. Als Ercosman wieder auf die Füße kam, ergriffen sie die Flucht. Obwohl der Juwelier den Alarm auslöste und die Polizei bald zur Stelle war, konnten die Räuber mit der Beute entkommen. „Die Ermittlungen laufen“, erklärte gestern ein Mitarbeiter der Hagener Kripo.
Scheibe mit Gullideckel zerstört
Für Edip Ercosman aber ist das Maß voll. Er hat sich entschlossen, das Geschäftslokal, in das bereits am 28. Juli eingebrochen worden war, zu schließen. Zwar nahm die Polizei damals drei mutmaßliche Täter fest, musste diese wegen mangelnden Tatverdachts jedoch wieder laufen lassen. Auch Ercomans Angestellte haben ihm zu verstehen gegeben, dass sie nicht mehr in der Filiale arbeiten möchten. Denn für Ganoven ist es relativ einfach, über die Hoch- oder die Bergstraße nahe an das Geschäft, das in der hinteren Kampstraße liegt, heranzufahren, blitzschnell zuzuschlagen und sich aus dem Staub zu machen.
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Doch die Angst vor weiteren Überfällen ist nicht der einzige Grund, der den Juwelier zur Aufgabe zwingt. Er findet auch keine Versicherung mehr für seine Armbänder, Ringe und Uhren. Zu oft wurde Ercosman schon Opfer von Verbrechern, als dass noch ein Unternehmen bereit wäre, das Risiko eines Versicherungsvertrages zu übernehmen.
Zweimal von Räubern heimgesucht
Nicht nur die Filiale in der Kampstraße, auch das Geschäft in der Mittelstraße wurde bereits zweimal von Räubern heimgesucht. Der spektakulärste Anschlag ereignete sich am Altweiberdonnerstag 2012, als eine Bande die Panzerglasscheibe des Ladenlokals mit einem Gullideckel zertrümmerte und vor den Augen der fassungslosen Karnevalisten im benachbarten Café de Paris Schmuck im Wert von 30 000 Euro aus den Auslagen klaubte. Der Kombinationsgabe von Kriminalhauptkommissar Bernd Kühlmorgen war es zu verdanken, dass diese Täter, die zu einem Unterweltring aus Berlin gehörten, gefasst und vor Gericht gestellt werden konnten.
Trickdiebe stehlen 80 Eheringe
Juwelier Ercosman wurde auch schon Opfer von Trickdieben.
Im Oktober 2011 lenkte ein Pärchen die Verkäuferin ab, Komplizen entwendeten währenddessen 80 Eheringe im Verkaufswert von 16 000 Euro.
Der Diebstahl wurde per Videokamera aufgezeichnet, die Täter nie gefasst.
Vier schwere Einbrüche bzw. ein Überfall (neben den Filialen in der Kamp- bzw. Mittelstraße, die je zweimal heimgesucht wurden, war auch einmal die Filiale in Gevelsberg betroffen) haben Spuren hinterlassen bei Edip Ercosman und seinen Mitarbeitern. „Ich kämpfe um meine Existenz“, sagt der Hagener Juwelier, der die brutalen Schläge auf seinen Hinterkopf noch nicht verwunden hat.