Hagen. Zeitgleich nahm ein Spezialeinsatzkommando der Polizei am Mittwochmorgen gegen 5 Uhr zwei Männer in der Innenstadt bzw. in Haspe fest. Dabei sprengten die Beamten eine Tür auf. Den Verhafteten wird schwere räuberische Erpressung vorgeworfen.

Die Bewohner des Mehrfamilienhauses Elberfelder Straße 44 wurden am Mittwochmorgen um 5.06 Uhr durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Spezialeinsatzkräfte (SEK) aus Düsseldorf hatten eine Wohnungstür gesprengt, um einen wegen schwerer räuberischer Erpressung gesuchten Mann (50) festzunehmen. Zeitgleich klickten im Oedeweg in Haspe bei einem zweiten Verdächtigen (42), der derselben Bande angehören soll, die Handschellen.

„Ich dachte zuerst, der Juwelier im Nachbarhaus sei überfallen worden“, berichtete Volker Bartelheim (60) aus der Elberfelder Straße über den Knall, der das Haus wie ein Donnerschlag durchfuhr. Anstelle der Tür klaffte im Eingang zur Wohnung im zweiten Stock ein großes Loch. „SEK-Beamte klingeln nicht“, kommentierte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert (47) aus Wuppertal das Vorgehen der Einsatzkräfte, die mit vorgehaltenen Waffen in die Behausung gestürmt waren, um den als gefährlich eingestuften Mann dingfest zu machen.

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Die beiden mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen sollen, zusammen mit weiteren Komplizen, im November einen Landsmann aus Remscheid nach Dortmund gelockt haben. Angeblich hätten sie etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen. Als der Mann dann aus dem Wagen stieg, stürzten sich mehrere Männer auf ihn, schlugen und fesselten ihn und raubten ihn aus. Dann fuhren sie in seinem Audi A4 mit ihm durch die Gegend und zwangen ihn, während sie ihn mit einer Pistole bedrohten, Schuldscheine über mehrere 100.000 Euro zu unterschreiben. Offenbar im Glauben, das Geld tatsächlich erpressen zu können, ließen sie ihr Opfer frei, behielten jedoch das Auto.

Mindestens fünf Jahre Haft

Der Überfallene erstattete Anzeige bei der Polizei. Im Laufe der Untersuchungen fand die Kripo heraus, dass zwei der Bandenmitglieder in Hagen leben. Weil zu befürchten war, dass die Männer eine Waffe bei sich haben könnten, wurden die Experten der Spezialeinsatzkräfte eingeschaltet, die die Verdächtigen gestern zur vollen Zufriedenheit der Ermittler hinter Schloss und Riegel brachten. Bei einer Verurteilung droht den beiden Hagenern eine mindestens fünfjährige Gefängnisstrafe.

„Ich wohne seit 40 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, berichtete Bewohnerin Helga Frank über den Krach in dem Mehrfamilienhaus. Als die Geschäfte öffneten, war der nächtliche Spuk vorbei und in der Elberfelder Straße wieder Alltag eingekehrt. Nur der leere Türrahmen im zweiten Stock erinnerte an die spektakuläre Festnahme.