Haspe. . In einem Mehrfamilienhaus an der Berliner Straße 57 in Hagen herrschen skandalöse Zustände. Der Vermieter soll monatelang die Zahlungen für Wasser, Gas und Strom unterschlagen haben und ist offenbar abgetaucht, Mietverträge existieren nicht. Die 20 Bewohner klagen über miserable Wohnverhältnisse.
Im Mehrfamilienhaus an der Berliner Straße 57 herrschen skandalöse Zustände. Der Vermieter soll monatelang die Zahlungen für Wasser, Gas und Strom unterschlagen haben und ist offenbar abgetaucht, ausformulierte Mietverträge existieren nicht.
Die Folge: Der heimische Energielieferant Mark-E drehte die Wasserzufuhr ab, die 20 Bewohner, darunter Kinder und Kranke, saßen auf dem Trockenen, konnten sich weder waschen noch die Toilette benutzen. Alles, was man hierzulande unter ordentlichen Wohnverhältnissen versteht, gibt es in diesem Haus nicht.
Schwer ächzend lässt sich Penka Naidenova in einen Sessel fallen, ihre Tochter Evgenia (12) hilft ihr dabei. Die Mutter hat gerade eine Unterleibsoperation hinter sich, kann sich kaum aufrecht halten. Für die kranke Frau muss es besonders erniedrigend gewesen sein, dass seit Mitte September kein Wasser mehr aus dem Hahn kam. Aber auch die Tochter, die die Hauptschule Remberg besucht, litt unter der Sperre: „Ich konnte mir nicht einmal die Zähne putzen.“
Mit Mineralwasser gewaschen und das Klo gespült
In der Wohnung nebenan wohnt Gergana Koleva (40), eine resolute Frau, die lautstark auf das durch das fehlende Wasser ausgelöste hygienische Desaster verweist und hinter einer Ecke einen großen Beutel, gefüllt mit leeren Plastikflaschen, hervorzerrt. „Wir haben uns mit Mineralwasser gewaschen“, klagt sie. „Und auch für die Klospülung mussten wir das Wasser aus den Flaschen verwenden.“
Hydrant wurde aufgebrochen
Am 16. September drehte Mark-E erstmals den Hahn zu, woraufhin jemand den nahen Hydranten in der Hördenstraße aufbrach. Das Wasser lief wieder, die Polizei ermittelt.
Erst nachdem Mark-E den Absperrschieber reparieren und verschweißen ließ, saßen die Bewohner endgültig auf dem Trockenen.
Es sind fast ausschließlich Bulgaren, die das Haus bewohnen. Ausnahme: Monika Rozanski. Die junge Frau kümmert sich um die Mitbewohner, die allesamt kein Deutsch sprechen, ist von Tür zu Tür gegangen und hat auf diese Weise 1000 Euro gesammelt: „Das Geld habe ich dann an die Mark-E überwiesen.“ Daraufhin gab das Unternehmen die Wasserzufuhr wieder frei – für wie lange, weiß niemand: „Es tut uns leid, dass die Bewohner das Fehlverhalten ihres Vermieters ausbaden müssen. Aber wir waren gezwungen so zu handeln“, sagte Mark-E-Sprecher Andreas Köster.
Verschuldeter Hausbesitzer soll in der Türkei sein
Denn bei dem Energieversorger sind inzwischen 17 000 Euro an ausstehenden Kosten aufgelaufen – Geld, das der Hausbesitzer dem Unternehmen schuldet. Auf Mahnungen, eine über 13 957 Euro, eine andere über 3059 Euro, hat er nicht reagiert. Sie habe gehört, dass der Mann sich in die Türkei abgesetzt habe, berichtet Monika Rozanski: „So genau weiß das niemand. Hier hat ihn jedenfalls schon lange niemand mehr gesehen.“
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Zwischen 200 und 300 Euro mussten die Mieter pro Wohnung zahlen, entweder kam der Inhaber selbst, um die Euro-Scheine in Empfang zu nehmen, oder er schickte einen Beauftragten. „Hier herrscht das reinste Chaos“, fasst Frau Rozanski die Situation zusammen. Dass keine Mietverträge existieren, macht die Angelegenheit ausgesprochen kompliziert, denn dadurch fehlen vertraglich fixierte Ansprechpartner für alle Firmen, die mit dem Haus zu tun haben.
So lange die 1000 Euro reichen, hat Haus Nr. 57 nun wieder Anschluss ans Wassernetz. Damit hier aber langfristig Ruhe und Sicherheit einkehren, müssen sich wohl die Ordnungsbehörden des Falles annehmen.