Wehringhausen. „Die müssen doch vorher wissen, was sie hier vorfinden“, wettert Dietrich Düllmann aus der Christian-Rohlfs-Straße 26. Der Wehringhauser musste am Montagmorgen miterleben, wie der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) vor seiner Haustür per Kettensäge Fakten schaffte.
Systematisch sollte anlässlich der Straßenarbeiten – verlegt werden Versorgungsleitungen aller Art – die Laubbaum-Allee hinauf zum Stadtgarten in Kaminholzscheite verwandelt werden.
Doch der erboste Protest der Anwohner ließ die Stadtverwaltung jetzt vorerst zurückzucken. Der Verwaltungsvorstand um Oberbürgermeister Erik O. Schulz wird am kommenden Dienstag die Situation rund um die Bäume und deren Standsicherheit noch einmal erörtern und prüfen, ob rechtlich tatsächlich alles sauber abgearbeitet wurde. „Wir wurden zuletzt im Dezember 2012 über die Bauarbeiten informiert“, erinnert sich Anwohnerin Britta Faust an eine Bürgeranhörung zur Erneuerung des Mischwasserkanals. Schließlich ging es ja auch darum, die Kosten auf die Anlieger umzulegen. „Damals war lediglich von fünf Linden oben am Stadtgarten die Rede, die gefällt werden müssten. Dafür wurden uns entsprechende Neupflanzungen versprochen. Der übrige Baumbestand sollte hingegen erhalten bleiben.“
Ausgedehnte Wurzelwerke
Doch in der vergangenen Woche überschlugen sich plötzlich die Ereignisse: Nachdem die Baumbeete freigelegt waren, stellte sich zur angeblichen Überraschung aller Beteiligten plötzlich heraus, dass die Wurzeln der Gehölze sich so stark ausgedehnt hätten, dass selbst bei vorsichtigster Erledigung der Bauarbeiten letztlich die Standsicherheit der Bäume nicht mehr gewährleistet sei.
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„Da habe ich doch erhebliche Zweifel an der Fachlichkeit der Planer“, erinnert Dietrich Düllmann daran, dass bei den vorangegangenen Arbeiten in der Dömbergstraße nicht ein einziger Stamm gefallen sei, „und die Bäume dort sind noch deutlich größer und älter. Im vergangenen Jahr wurden bei uns erst die Bürgersteige erneuert – soll mir keiner erzählen, hier hätte niemand gewusst, um was für Bäume es geht.“
Informationen eingefordert
Kaum war die Hiobsbotschaft am Freitag der vergangenen Woche in der Welt, knatterten am Montag schon die Kettensägen des Wirtschaftsbetriebes. Mit der Faust in der Tasche mussten die Anwohner aus der Christian-Rohlfs-Straße mit ansehen, wie sich ihre vertraute Allee lichtete. „Zum Glück ruhen die Arbeiten jetzt erst einmal“, hofft Britta Faust, dass die Stadt den Sägestopp nutzt, um vor dem Hintergrund der offenbar neuen Faktenlage noch einmal auf die Anwohner zuzugehen: „Wir wollen einfach wissen, was Sache ist.“
Dabei sind sich die Nachbarn aus der Christian-Rohlfs-Straße durchaus darüber im Klaren, dass ein Erhalt der vertrauten Allee mit Mehrkosten verbunden sein dürfte. Ob sich dies lohne, könne man dann immer noch abwägen, fordern die Wehringhauser eine erneute städtische Aufklärungsveranstaltung: „Als mündige Bürger wollen wir zumindest informiert und gefragt werden.“ Man könne doch nicht die Anwohner und die Bäume dumm sterben lassen.