Hagen. . Nur noch mit der grünen Plakette dürfen seit wenigen Tagen weite Teile der Hagener Innenstadt befahren werden. Die allermeisten Fahrzeuge – satte 92 Prozent – haben diese auch. Doch es regt sich dennoch Bürger-Kritik an der Umweltzone. Unnötig“, „lachhaft“, „Abzocke“ – das sind einige Kommentare.
Sie kommt nicht überraschend und löst dennoch bei Hagens Bürgern wieder Verärgerung und harsche Kritik aus. „Unnötig“, „lachhaft“, „Abzocke“ – das sind einige Kommentare, die uns via Facebook zu den seit 1. Juli geltenden schärferen Bedingungen für die Umweltzone erreicht haben.
Die gelbe Plakette reicht nicht mehr: Jetzt dürfen nur noch Fahrzeuge mit einer grünen weite Teile des Stadtgebiets befahren. Wer ohne diese erwischt wird, dem droht ein Bußgeld von 80 Euro.
Die Stadt erfüllt damit nur die Vorgaben einer EU-Richtlinie, mit der die Feinstaubbelastung gemindert werden soll. Und mag die Bürger-Kritik auch laut sein: Tatsächlich sind eher wenige von der Verschärfung betroffen. Konkret: Zum 1. Januar waren in Hagen 96 390 Pkw und Nutzfahrzeuge gemeldet. Nur 8836 (1788 Nutzfahrzeuge und 7048 Pkw) erfüllten nicht die Voraussetzungen, um eine grüne Plakette zu bekommen. Noch deutlicher wird es beim Blick auf die Prozentzahlen: 92 Prozent der Pkw haben Anspruch auf die grüne Plakette, bei den Nutzfahrzeugen sind es nur 68 Prozent.
Weite Teile der Stadt liegen in der Umweltzone
Die Umweltzone umfasst den Innenstadtbereich sowie Eckesey und Altenhagen bis zur Fuhrparkbrücke, den Bereich Ischeland, Loxbaum und Hochschulviertel bis zur Feithstraße. Weiterhin liegen weite Teile von Eppenhausen, der Remberg, Oberhagen, Eilpe bis Selbecker Straße und Wehringhausen bis Rehstraße innerhalb der Umweltzone.
Ausnahmegenehmigungen gibt es nur, wenn ein amtlich anerkannter Sachverständiger die Unmöglichkeit der technischen Nachrüstbarkeit bestätigt. Infos unter 02331/207-2272 oder www.hagen.de/Umweltzone.
Für Jan Thornow, Verkehrsexperte der SIHK, liegt hier das Problem: Unternehmen könnten in ihrer Geschäftstätigkeit in weiten Teilen Hagens behindert werden: „Es ist für viele Unternehmen schwierig, ihren Fuhrpark schnell komplett umzurüsten. Denn Nutzfahrzeuge sind in der Regel teuer und oft noch nicht abgeschrieben.“ Thornow erinnert daher die Unternehmer an die Möglichkeit, eine Ausnahmeregelung bei der Stadt zu beantragen (siehe Infokasten). Ein Beispiel: Wenn große Teile des Fuhrparks die grüne Plakette haben, dann kann es Ausnahmen für den Rest geben.
Aber auch bei Privat-Pkw gibt es persönliche Härten. So berichtet eine junge Breckerfelderin, die in Hagen arbeite und gerade erst ihre Ausbildung beendet hat: „Meine Umrüstung kostet 750 Euro plus Einbau.“ Die Anfragen bei der Stadtverwaltung zu der neuen Umweltzone haben sich erhöht, weiß Sprecher Michael Kaub. Dem Bürger-Ärger könne man aber meist schnell entgegenwirken: „Wenn wir erklären, dass wir die EU-Richtlinie im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten erst spät umsetzen, stoßen wir schnell auf Verständnis.“ Zahlen zu geahndeten Verstößen gegen die Plakettenpflicht gibt es noch nicht. In den ersten Tagen wird von den Politessen nicht immer gleich das Bußgeld verhängt. Doch das wird kommen. Die Polizei hingegen kontrolliert nicht gezielt, sondern nur als „Beifang“ bei Alkohol,- Tempo- oder Gurt-Verstößen.
80 neue Ausnahmegenehmigungen
Gestiegen ist die Zahl der Anträge auf Ausnahmegenehmigungen „Wir haben in den vergangenen drei Wochen etwa 80 genehmigt“, so Michael Kaub. „Das waren fast ausschließlich Gewerbetreibende.“