Hagen/ Herdecke. Die Stauanlage am Hengsteysee zwischen Herdecke und Hagen wird derzeit aufwendig saniert.

Das Zischen des Atemgeräts bestimmt den kleinen Raum. Bei jedem Atemzug strömt die Luft durch das Mundstück, der Ton wird etwas verzerrt in die Kommandozentrale übertragen. Der Mann, der da atmet, ist Sergei Falk. Er ist in gewisser Weise ein Bauarbeiter. Nur, dass er mit Bohrer und Stahlprofilen in sechs Metern Wassertiefe arbeitet. Denn die Stauanlage am Hengsteysee zwischen Herdecke und Hagen wird aufwendig saniert.

Falk und die anderen Taucher der Firma Aqua Nautic arbeiten im Auftrag des Ruhrverbandes, der die Stauanlage betreibt. Ihre Aufgabe: Die großen Walzen trocken zu legen, die das Wasser im See halten. Nur, wenn sie trocken liegen, können die Stahlkolosse aus den 1920er Jahren abgestrahlt, ausgebessert und neu beschichtet werden.

Stahlrohre als Schutzwand

„Die einfachste Möglichkeit wäre, das gesamte Wasser des Hengsteysees abzulassen“, sagt Thomas Brinkmann vom Ruhrverband. Und fügt eilig hinzu: „Aber das geht natürlich nicht.“ Technisch wäre das zwar möglich. Aber dann würden 3,2 Millionen Kubikmeter Wasser die Ruhr hinunterströmen und das Koepchenwerk am Heng­steysee bekäme arge Probleme.

Kommandozentrale

Also musste eine andere Lösung her: Da die 100 Tonnen schweren Walzen jeweils zwischen zwei Wehrtürmen liegen, werden diese Bereiche separat trocken gelegt. Das geschieht mit Hilfe eines so genannten „Revisonsverschlusses“: Eine Konstruktion, die wie eine Wand aus aufrecht stehenden Stahlrohren aussehen wird, soll die Wassermassen zurückhalten. Los ging es in der vergangenen Woche mit dem ersten Abschnitt am Herdecker Ufer.

Instandsetzung der Wehranlage

Die Wehranlage Hengsteysee wird aufwendig saniert. Sowohl die Walzen als auch das Kraftwerk werden erneuert.

Das Gebäude des Kraftwerks und die dem See abgewandte Seite der Wehranlage sind bereits eingerüstet. Dort beginnen die Beton- und Anstricharbeiten schon bald. Die Arbeiten an den Stauwalzen werden Stück für Stück vorgenommen.

Insgesamt werden die Bauarbeiten rund fünf Jahre dauern. Die Gesamtkosten von 7,5 Millionen Euro trägt der Ruhrverband.

Dort installierten die Experten zunächst schwimmende Plattformen, auf denen ein Lastenkran und eine Kommandozentrale stehen. Dann wurden die Taucher ins Wasser gelassen: Per Funkgerät sind sie mit ihren Kollegen auf der Plattform verbunden, eine Kamera überträgt ihre Arbeiten live auf einen Bildschirm. In sechs Metern Tiefe nehmen die Taucher Kernbohrungen im Betonfundament der Stauanlage vor, um die Halterung des geplanten Stauwand dort verankern zu können. Sechs Stunden sind sie täglich unter Wasser.

Sobald alle Löcher gebohrt sind, werden die Stahlprofile mit dem schwimmenden Kran zu Wasser gelassen. Langsam werden sie abgesenkt, in Position gebracht und schließlich befestigt. Sie funktionieren dann auf dem Grund wie eine Schiene, auf der die Stahlrohre eng nebeneinander aufgestellt und befestigt werden. „Wenn alle 100 Rohre nebeneinander stehen, schließen sie wasserdicht ab“, sagt Brinkmann.

Abdichten mit Lava-Sand

Dann wird die Walze hochgezogen, das Wasser strömt heraus, und es entsteht ein trockener Zwischenraum. Rechts und links von den Wehrtürmen begrenzt, vorne von der Walze und auf der Seeseite vom Revisionsverschluss. Eventuelle Undichtigkeiten werden mit Lava-Sand aus der Eifel abgedichtet. „Wenn wir sicher sind, dass der Verschluss hält, und es kein Risiko für die Arbeiter gibt, fangen die eigentlichen Arbeiten an“, so Brinkmann. Etwa ein Jahr wird es dauern, bis die Walze wieder in gutem Zustand ist. Dann fängt das Ganze am nächsten Abschnitt wieder von vorne an.