Hagen. . Die Turnhalle Damsheide oder die Turnhalle an der Friedensstraße – über einer von beiden kreist die Abrissbirne. Weil die Stadt Hagen sparen muss, will sie eine der beiden traditionsreichen Sportstätten aufgeben.
Einen altväterlich-betörenden Charme strahlen beide aus, die Turnhalle in der Dahmsheide mit dem geschliffenen Parkettboden ebenso wie die Turnhalle in der Friedensstraße, die legendäre Basketballspiele gesehen hat und unter Hagener Sportlern als Kultstätte gilt. Doch eine der Sportstätten soll, um den städtischen Haushalt zu entlasten, aufgegeben werden. Während sich die Abrisswaage bislang zur Dahmsheide neigte, scheint sich das Blatt nun zu wenden.
Rund 30 Kommunalpolitiker, darunter Mitglieder des Schulausschusses, des Sportausschusses und der Bezirksvertretung Mitte, machten sich während eines eineinhalbstündigen Spaziergangs durch Altenhagen ein Bild vom Zustand der Hallen. Und vom Fußweg für die Kinder der Hegemann-Grundschule, die zum Sportunterricht bislang in die Dahmsheide pilgern (viereinhalb Minuten), auf Vorschlag der Stadtverwaltung jedoch demnächst in die Friedensstraße wandern sollen (20 Minuten).
40 Minuten für Hin- und Rückweg
„Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage“, ärgerte sich Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses. „Mir ist schleierhaft, wie man auf solch eine Idee verfallen kann.“ Von 90 Minuten Sportunterricht würden in der Friedensstraße 40 Minuten für Hin- und Rückweg sowie 15 Minuten für das Umziehen benötigt, es blieben höchstens 35 Minuten reine Sportzeit übrig.
Geringe Kapazitäten
Altenhagen ist der einzige Stadtteil Hagens, in dem die nicht rückläufig ist.
In Altenhagen wohnen zahlreiche Einwanderer, um deren Integration sich u. a. Sportvereine wie Westfalia Hagen bemühen. Sie beklagen schon jetzt zu geringe Hallenkapazitäten.
„Dann brauchen die Kinder gar nicht erst loszugehen“, so Ellen Neuhaus, die Unterstützung von Monika Sinn (SPD) erhielt: „Es wäre eine Frechheit, die Halle in der Dahmsheide zu schließen.“ Nehme man Kindern und Jugendliche diese Sportstätte weg, schaffe man sich riesige Probleme in Altenhagen.
Verworrene Situation
Die Situation ist verworren. Im Rathaus besteht nicht einmal Einigkeit in der Frage, ob die Schließung der Turnhalle Dahmsheide im Frühjahr 2010 vom Stadtrat beschlossen wurde oder ob es sich damals lediglich um einen Prüfauftrag handelte.
Die beiden Wohnungen im Souterrain werden nach Auskunft von Oberbürgermeister Dehm seit Jahren nicht vermietet. Denn die Stadt möchte die Halle abreißen und das Gelände samt benachbartem Sportplatz in ein Wohngebiet umwandeln. Aus städtebaulicher Sicht wäre das „die sinnvollste Lösung“, so Dehm. Bis zu 330.000 Euro könnten dadurch ins Stadtsäckel gespült werden.
Vereinssport gewährleistet
Mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Hegemann-Grundschüler dürfte es jedoch schwierig sein, für dieses Ansinnen eine Mehrheit zu finden, zumal sich der Sanierungsstau in der Dahmsheide auf 65.000 Euro belaufe, wie Rita Rachor-Ebbinghaus von der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) erläuterte: „In der Friedensstraße muss mehr investiert werden.“
Doch auch eine Aufgabe dieser Halle ist, wie könnte es anders sein, umstritten. Zwar betonte Ralf Kriegel vom Servicezentrum Sport, der Vereinssport sei auch so gewährleistet. Ein Abriss käme aber über alle Maßen teuer, da in diesem Fall ein neuer Platz für die Zentralheizung von Haupt- und Realschule, die sich in der Turnhalle befindet, gefunden werden müsste.
Langfristige Folgen für Altenhagen
Als weiteres Puzzleteil kommt die geplante Mensa für die zukünftige Sekundarschule Altenhagen ins Spiel. Die altehrwürdige Turnhalle für diesen Zweck umzubauen, würde eine aufwendige Sanierung samt Brandschutzkonzept erfordern. Realschulleiter Theo Kleinhofer schwebt ohnehin ein multifunktionaler Neubau vor, der als Mensa, Aula oder Konferenzraum zu nutzen wäre: „So etwas braucht die neue Sekundarschule.“
Welche Lösung auch immer gefunden wird, sie wird langfristige Folgen für Altenhagen haben.