Hagen. Die alte Leichenhalle auf dem Friedhof an der Turmstraße in Boele wird nun doch nicht abgerissen, sondern saniert und in eine Aufbewahrungsstätte für Urnen umgewandelt.
Eigentlich sollte die alte Leichenhalle auf dem Friedhof an der Turmstraße abgerissen werden. Die Abbruchgenehmigung war bereits erteilt, der Nachfolgebau eingeweiht. Doch dann vollzog die katholische Johannes-Gemeinde eine Kehrtwende: „Wir werden das Gebäude nicht abreißen, sondern sanieren und in eine Aufbewahrungsstätte für Urnen umwandeln“, berichtet Pfarrer Christoph Schneider.
Die ehemals städtische Aussegnungshalle mit dem markanten Kupferkreuz, 1955 errichtet und seit 2009 im Besitz der Kirchengemeinde, dürfte nach dem geplanten Umbau kaum wiederzuerkennen sein. Die beiden Holztüren und die schmalen Fenster auf der gegenüber liegenden Seite werden entfernt, Licht fällt zukünftig durch eine große Glasfront, die zwischen die beiden Pfeiler im Eingangsbereich gezogen wird, sowie ein aufgeständertes Flachdach in den Raum. Auch die Stufen vor dem Portal werden beseitigt, das Gelände behindertengerecht eingeebnet. Zudem wird das Kreuz, in das vor einiger Zeit der Blitz eingeschlagen hat, saniert. Wohin aber mit den alten Kirchenbänken und den Lampen, die von der Zedernholzdecke herabhängen und vom Einrichtungsgeschmack der 50er Jahre zeugen? „Die Kirche hat Sammelstellen für alles, was nicht mehr gebraucht wird“, sagt Pfarrer Schneider: „Dort werden wir sie zunächst deponieren.“
Für Christen aller Konfessionen
Nach der Sanierung werden drei gemauerte Urnenwände mit Grabplatten aus Ruhrsandstein, auf denen der Name des Verstorbenen angebracht werden kann, an den Wänden aufgestellt. Auch kleine Trauerfeiern sollen in der Halle möglich sein. Mit der Einrichtung des Kolumbariums trägt die katholische Gemeinde der stärker werdenden Tendenz zur Urnenbestattung Rechnung: „Anders als früher hat unsere Kirche mit dieser Art von Bestattung keine Probleme mehr“, so Pfarrer Schneider: „Wir glauben an die Auferstehung des Leibes, egal ob der Körper nun bestattet oder verbrannt wird.“
Beerdigt werden dürfen auf dem Friedhof übrigens nicht nur Katholiken, sondern Christen aller Konfessionen. Seit sechs Jahren existiert ein Urnengrabfeld, das vom Friedhofsgärtner gepflegt wird. Das Kolumbarium gilt nicht nur als Ergänzung zum bestehenden Angebot, sondern es sichert auch den Fortbestand der alten Leichenhalle, deren Abriss eigentlich schon beschlossene Sache war.