Schwerte..
Stillstand auf der St.-Viktor-Baustelle: Arbeiter sind beim Ausheben einer Baugrube an einer der Kirchenseiten auf menschliche Überreste und einen Sarg gestoßen. Archäologen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) begutachteten nun den Fund.
Etwa 1,90 Meter tief ist das Loch, das die Baggerschaufel hinterlassen hat: Zwei abgebrochene Holzbretter eines alten Sarges ragen in die Grube hinein. Etwas oberhalb prangt ein eingeschlagener, menschlicher Schädel. Damit hatten die Bauarbeiter wohl nicht gerechnet, als sie die Grube aushoben, um neue Kabelrohre zu verlegen. Für Johannes Müller-Kissing vom LWL kommt der Fund hingegen nicht sonderlich überraschend. Schließlich sei das Gelände neben der Kirche lange Zeit der Friedhof der Gemeinde gewesen.
Der wissenschaftliche Volontär rechnet deshalb mit weiteren Funden: „Wir werden dabei sein, wenn es hier mit den Arbeiten weitergeht.“ Es gehe ihm darum, genau aufzuzeichnen, was die Baggerschaufel ans Tageslicht fördert. „Das sind Kulturgüter, die hier zerstört werden“, erklärt er. Da sei eine akribische Dokumentation notwendig.
Den gefundenen Sarg datiert Johannes Müller-Kissing etwa ins 18. Jahrhundert zurück. „Bei christlichen Friedhöfen ist es immer schwierig, das Alter eines Grabes zu bestimmen“, gibt der 28-Jährige zu. Denn Grabbeigaben gebe es hier nicht – und wenn dann auch noch der Grabstein fehle, müsse man sich behelfen.
In diesem Falle lieferte der eiserne Sarg-Griff genauere Auskunft über den Zeitpunkt der Beerdigung. Auch das Holz der Sargbretter, das noch „gut in Schuss“ zu sein scheint, bestätige seine Annahme, dass der Sarg rund 300 Jahre alt sein müsse, so Müller-Kissing.
Bis zu drei Tage können die Mitarbeiter des LWL eine Baustelle stilllegen, die archäologisch von Interesse sein könnte. Beim neuesten Fund an der St.-Viktor-Kirche ging es schneller: Nach einem halben Tag Arbeit verschwand das zweiköpfige Team wieder.
Schon in den 70er- und 90er-Jahren hatte es umfangreiche Grabungen an der St.-Viktor-Kirche gegeben. Die Wissenschaftler waren damals hinzugezogen worden, als die Fußbodenheizung eingebaut beziehungsweise erneuert wurde.