Dortmund. .

Auf dem einen Teil des evangelischen Friedhofs in Hörde wird es ab sofort keine Bestattungen mehr geben. Die Gemeinde bezeichnet das als notwendige Folge aus dem „Wandel der Bestattungskultur“. Diejenigen, die hier neben ihren Eltern, Ehefrauen, Geschwistern beigesetzt werden wollten, hat das unvermittelt getroffen. Sie sind schockiert und ratlos.

Weil es kaum noch Erdbestattungen, sondern überwiegend Urnen- und teilanonyme Beisetzungen auf anderen Teilen des Friedhofs gibt, muss die Gemeinde den sogenannten Neuen Teil aufgeben. „Letztendlich muss man das wirtschaftlich sehen und die Kosten kalkulieren“, sagt Pfarrer Martin Pense.

Horst-Dieter Kassemeier ist 89 Jahre alt und einer der Hörder, die im hinteren Bereich des zweitgrößten konfessionellen Friedhofs in Dortmund eine Familiengrabstätte gekauft haben. Seine Eltern sind hier beigesetzt, seit 2005 auch seine Ehefrau.

Nun kam der Brief, der Kassemeier klar machte, dass er hier nicht bestattet werden wird. „Es ist schwierig, das zu begreifen. Aber mir bleibt ja keine Wahl“, sagt Kassemeier. Deutlicher wird sein Sohn Ralf in einem Brief an die Gemeinde. „Pietätlos und unmenschlich“, nennt er die Entscheidung.

Die Hörderin Anita Kibowski hat dort im November 2012 mit ihrem Bruder Karl-Heinz eine Familiengruft erworben. „Es war nicht davon die Rede, dass dieser Teil geschlossen werden soll“, sagt Kibowski. Sie ist nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie die evangelischen Kirchengemeinde Hörde dies kommuniziert habe.

Am Totensonntag (24. 11.) will die Gemeinde die Betroffenen auf dem Friedhof ausführlich informieren. Erst dann ist absehbar, wie viele weitere Fälle es noch gibt. „Es werden persönliche Absprachen für alle möglich sein“, verspricht Pfarrer Martin Pense. Umbettungen seien etwa eine Möglichkeit – die aber hohe Kosten verursacht und die Totenruhe stört. Für Horst-Dieter Kassemeier kommt dies nicht in Frage.

Flächenanalyse der Stadt

76 Prozent der Dortmunder wählen mittlerweile die Urne als Beerdigungsart. „Viele Menschen können sich die Pflegekosten für Erdgräber nicht leisten oder wollen damit ihren Kindern nicht zur Last fallen“, sagt Martin Pense. Viele Angehörige können die Pflege der Gräber nicht leisten. Und es wächst die Zahl der Menschen, die anonym bestattet werden, weil es keine Angehörigen gibt. Die städtischen Friedhöfe haben dieser Entwicklung schon im Jahr 2000 vorgegriffen. Bei einer Flächenanalyse habe man überschüssigen Flächen abgeschrieben, sagt Uli Heinen, Betriebsleiter für alle Dortmunder Friedhöfe. „Das müssen die konfessionellen jetzt nachholen.“