Hagen. Zehn Jahre ist die Sprengung des Langen Oskars heute her. Im Interview erinnert sich Martin Hopfe, Geschäftsführer der Thüringer Sprenggesellschaft, an einen der bewegendsten Tage der jüngeren Hagener Stadtgeschichte,

Auf den Tag genau zehn Jahre ist die Sprengung des Langen Oskars heute her. Das Geschäft ging weiter nach dem großen Knall in Hagen. Doch nachdem der Lange Oskar in sein Schuttbett gefallen war, begann auch für die damals zuständige Thüringer Sprenggesellschaft eine neue Zeitrechnung. Oskars Fall stellte die Weichen für viele zukünftige Sprengungen. Geschäftsführer Martin Hopfe erinnert sich im Interview an die emotionalen Tage rund um Oskars Fall und erklärt, was genau der 7. März 2004 mit der neuerlichen Rekord-Sprengung des Frankfurter Universitätsturms zu tun hat.

Eiskalter Spreng-Experte oder Nostalgiker? Was denken und fühlen Sie, wenn sie an den 7. März 2004 in Hagen zurückdenken?

Martin Hopfe: (lacht) Nein, so eiskalte Sprenger sind wir nicht. Hagen war etwas ganz Besonderes für uns und wir verbinden nur positive Gefühle mit dem Langen Oskar. Zehn Jahre lang war das die größte Innenstadt-Sprengung Eurpoas. Da denkst du noch oft dran zurück. Auch, wenn ich mich hinterher ein kleines bisschen geärgert habe.

Aber es lief doch alles wie gewünscht. Wieso haben Sie sich geärgert?

Hopfe: Es war die erste Abbruchsprengung dieser Größe mit elektronischen Zündern. Bei der Fertigung hatte der Hersteller einige Dinge nicht beachtet. Wir haben somit mit 40-minütiger Verspätung gesprengt. Die Bürger haben lange nur über diese 40 Minuten gesprochen und nicht darüber, was wir da eigentlich geleistet hatten. Einige Hagener waren enttäuscht, dass sie wegen der Verzögerung die Sprengung verpasst haben.

Das hat der besonderen Stimmung in Hagen aber keinen Abbruch getan. Zehntausende Menschen waren auf den Straßen, haben gefeiert oder waren ein bisschen wehmütig.

Hopfe: Da muss ich ganz klar sagen: Was da in Hagen los gewesen ist, ist bislang unvergleichbar geblieben. Diese Stimmung und diese Emotionen.Viele Hagener haben sich zuvor von diesem Gebäude regelrecht verabschiedet. 40.000 Menschen auf den Straßen. In Frankfurt, bei der Sprengung des Universitätsturms, waren es nicht ganz so viele.

Warum war die Sprengung in Hagen so etwas Besonderes für Sie?

Hopfe: Wir hatten ja nur einen Erfahrungsschatz aus den 90er-Jahren. Im Jahr zuvor hatten wir ein 60-Meter-Hochhaus in Österreich gesprengt. Jetzt sollte plötzlich so ein großes und kräftiges Gebäude mitten in einer City umfallen. Das war alles Neuland. Der Oskar sollte sich in das Fallbett falten. Wir hatten nur 70 Meter Fallhöhe zur Verfügung. Wenn wir nicht gefaltet hätten, hätten andere Gebäude beschädigt werden können. Der Abbruchstatiker Rainer Melzer hat damals die Berechnungen für den Oskar gemacht, wie auch neulich in Frankfurt am Main. Die Nervosität war schon hoch.

Da ist Oskars Rekord leider gefallen. Der Frankfurter Uni-Turm war 116 Meter hoch, Oskar „nur“ 98 Meter.

Hopfe: Heute machen Erfahrungen nur noch rund 60 Prozent einer Sprengung aus. Der Rest ist berechenbar. In Hagen fehlten uns noch zehn Jahre Erfahrung, die wir jetzt in Frankfurt hatten. Insofern kann man Oskars Fall mit nichts vergleichen. Für uns hat danach eine andere Zeit begonnen. Die Auftragslage stieg enorm und alle Mitarbeiter waren stolz auf ihre Leistungen in Hagen. Es war für uns der Durchbruch als Abbruchsprengunternehmen. Wir werden das nie vergessen und noch oft davon sprechen.