Hagen. . In Hagens städtischen Kulturbereich kehrt keine Ruhe ein. Das Personalkarussell dreht sich unaufhaltsam weiter. Viele Kulturschaffenden – freie Künstler, Vereine und Vertreter der Kulturzentren – sind in Sorge. Kulturdezernent Thomas Huyeng spricht von eine normalen Entwicklung.

Jüngster „Fall“: Sigrun Pollit, die noch im September im Rahmen des Kulturausschusses zur Ansprechpartnerin für die freie Kultur benannt wurde, wechselt zum 1. Februar zur Volkshochschule (VHS) Hagen. Auf eigenen Wunsch übernimmt sie die Stelle von Cornelia Regelsberger (Studienleitung Kunst und Kultur).

Für Thomas Huyeng eine nach eigenen Worten „ganz normale Personalie“. Der Kulturdezernent ergänzt: „Dass sich Mitarbeiter nach Jahren neuen Aufgaben widmen wollen, ist verständlich. Außerdem stehen nicht alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung hinter durchgeführten Umstrukturierungen.“

Zum Hintergrund: Gerade im Bereich der städtischen Kultur wurden in der jüngsten Zeit neue Strukturen geschaffen. So wurde das Kulturbüro (früher Kulturamt) dem neu eingerichteten Fachbereich Kultur, der von KEO-Chef Tayfun Belgin geleitet wird und die Bereiche Osthaus-Museum, Historisches Cen­trum und eben das Kulturbüro unter einem Dach bündelt, untergeordnet.

Verluste im Bereich städtische Kultur

Rückblick: Ende Januar 2012, also vor knapp zwei Jahren, räumte die damalige Leiterin des Kulturbüros, Rita Viehoff, ihren Stuhl. 21 Jahre war die damals 51-Jährige bei der Stadt Hagen (seit 1992 im Kulturamt) tätig. Sie werde freiberuflich weiterarbeiten, „aber nicht mehr mit dem ganzen Apparat Stadt im Rücken“, erklärte Rita Viehoff vor ihrem Weggang desillusioniert.

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Der zweite Verlust im Bereich städtische Kultur: Andrea Honickel, über viele Jahre verlässliche Ansprechpartnerin für Kulturschaffende und 26 Jahre Organisatorin der Sommerreihe Muschelsalat, verließ „aus persönlichen Gründen“ das Kulturbüro und wechselte zum 1. September zur Stadtbücherei.

Andrea Honickel damals erläuternd: „Ich durfte über viele Jahre meinen Traumberuf ausüben, doch in den letzten Monaten hat sich durch die Einführung des Fachbereichs Kultur viel geändert.“

Und nun Sigrun Pollit

Und nun Sigrun Pollit . . . Noch in der KWA-Sitzung im Spätsommer versicherte Tayfun Belgin den verunsicherten Leitern der vier freien Kulturzentren, Sigrun Pollit sei Ansprechpartnerin für ihre Belange. Das Kulturbüro werde als Fachdienst Kulturbüro als Abteilung des Fachbereichs Kultur weiter existieren. Dem Thema vorausgegangen war eine Anfrage der SPD-Fraktion.

Muschelsalatretter hoffen auf neuen zuverlässigen Ansprechpartner 

„Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass die Herren Huyeng und Belgin ihre Versprechen halten, den Muschelsalat in bisheriger Form weiter zu führen und der freien Kultur einen zuverlässigen Ansprechpartner an die Seite zu stellen“, betont Nicole Schneidmüller-Gaiser vom Verein Muschelsalatretter. Eine vertrauensvolle Kontaktperson, die geschult sei in der Akquise von Fördermitteln und Kontinuität gewährleiste, sei enorm wichtig für den Bereich der freien Kultur.

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Um den Muschelsalat 2014 macht sich die 2. Vorsitzende keine Sorgen („Die drei Odyssee-Konzerte in der Muschel hat Sigrun Pollit unter Dach und Fach, Künstler für weitere Veranstaltungen sind angefragt“), doch wie es nach 2014 weitergeht, vermag sie nicht zu sagen. Knowhow und Verlässlichkeit seien nicht nur in den acht aktiven Sommerwochen gefragt, sondern das ganze Jahr über. Vom Weggang Sigrun Pollits habe der Verein über Dritte erfahren, „auch Anzeichen dafür, wie ehrenamtliches Engagement von der Stadt wertgeschätzt wird“.

Machtspielchen nicht im Sinne der Bürger

Auch Dirk Klauke (Kulturmanager Hasper Hammer) spricht Tacheles: „Wir haben Angst und fragen uns, wer künftig die Strukturen für die Zentren ausarbeitet. Bislang wurde uns noch kein neuer Ansprechpartner genannt. Man lässt gute Leute ziehen, die die Kultur dringend braucht. Diese Machtspielchen sind nicht im Sinne der Bürger.“