Hagen. Ein ehemaliger Schul- und Waffenkamerad aus den Niederlanden hat im Hagener NS-Prozess dem Angeklagten Siert Bruins in einer Jahrzehnte alten Aussage Beistand geleistet. Es ist aber eher eine moralische Unterstützung.
Im Mordprozess gegen den früheren SS-Mann Siert Bruins (92) hat der Angeklagte Unterstützung von einem ehemaligen niederländischen Schulkameraden erhalten. In einer am Dienstag am Hagener Landgericht verlesenen Aussage heißt es: "Bruins war nicht der Charakter, der anderen Menschen von sich aus Leid zufügt." Der Zeuge, der wie Bruins während des Krieges in die Waffen-SS eintrat, war 1994 gestorben. Damals hatten zahlreiche Niederländer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, in die Waffen-SS einzutreten.
Der Mann hielt es auch für wahrscheinlich, dass sich Bruins für den inhaftierten Vater des Mannes eingesetzt habe. Der Vater des Zeugen soll versucht haben, zwei Niederländer vor der Zwangsarbeit in Deutschland zu bewahren. Zumindest sei der Vater schon nach wenigen Tagen überraschend wieder frei gekommen.
Prozess soll am 31. Oktober fortgesetzt werden
Der heute 92 Jahre alte Bruins ist wegen Mordes an einem Widerstandskämpfer in Appingedam nahe der deutschen Grenze angeklagt. Bruins und ein weiteres SS-Mitglied sollen den festgenommenen Mann 1944 hinterrücks erschossen haben. Später hatten sie erklärt, der Mann habe fliehen wollen. Wegen Beihilfe zum Mord an zwei jüdischen Brüdern war Bruins bereits 1980 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Der Prozess soll am 31. Oktober mit der Befragung eines niederländischen Ermittlungsbeamten fortgesetzt werden. Der Mann hat versucht zu klären, ob Zeugen noch leben oder wann und wo sie gestorben sind. (dpa)