Hagen-Mitte. Eigentlich geht es nur um eine Szene, doch die bietet Stoff für ein ganzes Theaterstück: Die Komödie „Gretchen 89 ff“, die am Samstag im Theater Lutz Premiere feiert, erzählt die „Kästchenszene“ aus Goethes Faust. Inszeniert wird sie dabei nicht übertrieben-respektvoll, sondern mit frechem Witz.
Ein großes Stück Weltliteratur wird auf die junge Bühne gebracht. Doch nicht übertrieben-respektvoll, gesetzt und gediegen, sondern frisch, frech und verrückt.
Die Komödie „Gretchen 89 ff“ – basierend auf einer Szene aus Goethes Faust I, feiert am Samstag im Theater Lutz Premiere. Allerdings lapidar von „einer Szene“ zu sprechen, ist untertrieben, handelt es sich doch um die berühmte „Kästchenszene“.
Berühmte Kästchenszene auf Seite 89 folgende
Zur Erinnerung: Das naive Gretchen findet in dieser Passage nach ihrem ersten Zusammentreffen mit Faust in ihrem Zimmer ein Kästchen, das wunderschönen Schmuck enthält und fragt sich daraufhin „Wie kommt das schöne Kästchen hier herein? Ich schloss doch ganz gewiss den Schrein. Was mag wohl drinne sein?“
Besagte Szene steht im kleinformatigen, gelben Reclamheft auf Seite 89 folgende . . .
Die Komödie von Lutz Hübner, einem der meist gespielten deutschen Autoren und Namensgeber des Hagener Kinder- und Jugendtheaters, splittet sich in zehn Szenen auf. Hübner entführt den Zuschauer in verschiedene Theater-Probenräume, in denen die gleiche Szene, doch stets durch andere Charaktere, gespielt wird. Da agieren ein Neurotiker und ein Träumer, eine Anfängerin und eine Diva – die Rollen werden ausschließlich von Lutz-Leiter Werner Hahn und der Schauspielerin Sonja Bohé besetzt.
Werner Hahn: „Kein billiger Abklatsch von damals“
„Vor knapp zehn Jahren haben wir ,Gretchen 89 ff’ schon einmal in gleicher Konstellation auf der Hauptbühne gespielt“, erinnert sich Hahn an die Spielzeiten 2003/04. Ein Jahr später habe man das Zwei-Personen-Stück in modifizierter, kleinerer Form auf der Probebühne im Theaterneubau Opus präsentiert.
Und heute? „Wir bieten keinen billigen Abklatsch von damals“, verspricht Werner Hahn, „sondern eine moderne Inszenierung der jungen Dramaturgin Miriam Michel“.
Keine reine Jugendversion
Warum die Komödie (auch) hervorragend als Jugendstück inszeniert werden kann? Weil sie in zahlreichen Schulen von Theater-AGs aufgeführt bzw. in Literaturkursen behandelt wird.
„Doch die Hagener Fassung ist keine reine Jugendversion, auch wenn wir Zuschauer ab 14 Jahren ansprechen“, unterstreicht Miriam Michel.
Aus welchem Grund keine jugendlichen Schauspieler, sondern etablierte Akteure wie Hahn und Bohé eingesetzt werden? Miriam Michel: „Es gilt, enorm lange Textpassagen zu bewältigen, und es ist eine anspruchsvolle Aufführung. Jugendliche Laien spielen zu lassen, wäre in dieser Produktion – eine echt spannende Re-Inszenierung – nicht ratsam gewesen.“