Hagen. Der Literaturkurs Q2 des Albrecht-Dürer-Gymnasiums setzt sich in dem Stück „Chatroom“ von Enda Walsh mit dem Thema Cybermobbing auseinander.

Das Internet ist für viele Jugendliche ein Ort interessanter Erfahrungen: Internationalität und Freiheit sind die häufigsten Assoziationen zu diesem Massenmedium. Doch auch Gefahren gehören dazu: Der Literaturkurs Q2 des Albrecht-Dürer-Gymnasiums setzte sich in dem Stück „Chatroom“ von Enda Walsh mit dem Thema Cybermobbing auseinander und feierte am Dienstag eine intensive Premiere.

Der Kurs unter der Leitung von Thomas Mehl setzte dabei auf ein unkonventionelles Bühnenkonzept: Auf allen vier Seiten der Spielfläche können die Zuschauer das Geschehen verfolgen, einzelne Szenen spielen sich gar zwischen den Sitzreihen ab. Eine Idee, die die Mehrdimensionalität des Internets erlebbar macht, ebenso wie die Rollenbesetzung. Denn die Hauptcharaktere treten in doppelter Ausführung auf, einmal im Internet und einmal im „realen Leben“.

Depressionen und Probleme mit Eltern

So wird der Umgang der meist jungen Figuren mit dem Medium Internet als ein Kanal für pubertäre Gefühle präsentiert: Jim (gespielt von Leander Fischer und Chee Fei Foong) öffnet sich im Chatroom der Internet-Gemeinde und berichtet von seinen Depressionen, während er sich im echten Leben immer mehr vor seinem Umfeld verschließt. William (Frederik Sandner und Willem Buys) dagegen hat im echten Leben große Probleme mit seinen Eltern, während er im Internet souverän und bestimmend daherkommt.

Der Chatroom ist für alle Figuren der Ort, an dem sie Kontakte miteinander knüpfen. Im echten Leben kennen sie sich nicht, unter dem Deckmantel der Anonymität im Internet verroht der Umgang miteinander zusehends. Von einigen Kraftausdrücken zu Beginn entwickelt sich das virtuelle Zusammentreffen zu einer gezielten Kampagne, die die Schwäche des depressiven Jim ausnutzt. Immer gemeiner werden die Gängelungen, bis schließlich der Selbstmord Jims als Ausweg im Raume steht.

Intensive Darbietung

Es ist im Grunde eine einfache Geschichte, die jedoch von der Leidenschaft der jungen Schauspieler und der geschickten Inszenierung lebt. Schnelle Szenenwechsel, hartes Licht und sphärische Musik schaffen eine unheimliche Atmosphäre. Das Verhalten der Figuren im Internet im Kontrast zu ihrem Auftreten im echten Leben widert an und macht betroffen. Diese Gefühle greifen die jungen Schauspieler nach dem Schlussapplaus gerne auf: Vereinzelt fließen Tränen ob der intensiven Darbietung. In einer Diskussionsrunde mit den Zuschauern werden diese Empfindungen aufgearbeitet. Es geht um das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern und um die Rolle des Internets.

Ein angemessener Abschluss für eine gelungene Premiere.

Weitere Aufführungen: 12. und 13. September um jeweils 19.30 Uhr.