Hagen-Hohenlimburg. . Eine kleine Industriestadt im Kranz grüner Wälder. So lautete zu Beginn der 60er Jahre in einem Fachmagazin der Titel über Hohenlimburg. Der Kranz grüner Wälder ist, trotz Kyrill, geblieben. Die Industrie hat sich gewandelt, denn die Standorte Oege und insbesondere das Nahmertal haben sich deutlich verändert.

Eine kleine Industriestadt im Kranz grüner Wälder. So lautete zu Beginn der 60er Jahre in einem Fachmagazin der Titel über Hohenlimburg. Der Kranz grüner Wälder ist, trotz Kyrill, geblieben. Die Industrie hat sich gewandelt, denn die Standorte Oege und insbesondere das Nahmertal haben sich deutlich verändert.

Einst war es für Jahre und Jahrzehnte eine unauflösbare Synthese: wohnen und arbeiten waren eng miteinander verknüpft. In Oege ebenso wie in der Nahmer.

Mehr als 6000 Arbeitnehmer zählte die damalige Hoesch Hohenlimburg AG. Heute sind es keine 1000. „Oma Hoesch“ nannten die Männer „ihr Werk“ liebevoll, in dem Warmband und Federn produziert wurden. Ausbildungs- oder Arbeitsplätze wurden quasi „vererbt“. Vom Großvater an den Sohn, später an den Enkel. Es war etwas ganz Besonderes bei Hoesch arbeiten zu dürfen. Ebenso bei „Krupp“ im Nahmertal.

Das hat Peter „Akku“ Winkels mehr als 35 Jahre gemacht. Er ist Ur-Oeger und hat den Wandel zwischen dem Sonnenberg und der Lenne miterlebt. „In den 60er Jahren hatten wir in Oege sieben Gaststätten, sechs Lebensmittelgeschäfte, drei Metzer, zwei Schuhgeschäfte, zwei Sparkassen und eine Volksschule“, blickt der 70-jährige zurück. „Da herrschte in Oege noch reges Leben.“ Das ist jetzt anders. „Viele Hoeschianer sind weggezogen. Nach Elsey. Als dort die Mietskasernen gebaut worden sind.“

Herzen schlagen für Handball-Sport

Das Herz der Oeger schlug und schlägt seither für den Handball. Beim TuS. So hat dieser, weil die Kneipenlandschaft verödete, vor mehr als zwanzig Jahren an der Feldstraße ein schmuckes Vereinsheim geschaffen, in dem noch heute die sozialen und die sportlichen Kontakte gepflegt werden.

Nachbarschaftskonflikte, wie sie gegenwärtig um den „neuen, alten Bolzplatz“ am Sonnenberg entflammt sind, sind „Akku“ Winkels fremd. „Die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl waren früher viel größer. Da hat es so etwas nicht gegeben.“ Er erinnert sich, das in den 60er Jahren mit Unterstützung der Hoesch Hohenlimburg AG der Bolzplatz in einer Gemeinschaftsaktion gebaut worden ist. „Damals haben uns die Nachbarn für die Bauarbeiten sogar Wasser und Strom gegeben.“

Unvergessen sind für ihn auch die Oeger Volksfeste, bei denen der gesamte „Freistaat“ gemeinsam bis in die frühen Morgenstunden feierte. Begleitet von den Klängen des Spielmannszuges. Das ist Geschichte.

Die Oeger Brücke, aufgrund der Kurven in Anlehnung an Gina Lollobrigida „Lollo“-Brücke genannt, war eine imaginäre Grenze zur Nahmer.

Neue Moschee setzt ein Glanzlicht

Ebenso wie an der Oeger Straße pulsiert heute auch an der Lenneuferstraße das Geschäftsleben nicht mehr. Tristesse ist eingezogen. Obwohl nur wenige hundert Meter entfernt seit Sommer 2008 die „Türkisch-Islamische Gemeinde zu Hagen-Hohenlimburg“ (DITIB) den einstigen Lok-Schuppen der Nahmer Kleinbahn zu einer hellen und freundlichen Moschee und somit zu einem der schönsten Gebäude Hohenlimburgs umgebaut hat. Architektonisch besonders beeindruckend ist die große Zentralkuppel.

Auch zum Gefallen von Wolfgang Köhler, der sich seit dem Jahr 2006 mit der Bürgerbewegung „Pro Nahmer“ für das Nahmertal einsetzt und zufrieden dreinschaut. Denn der ehemalige Koenigsee hat sich nach nicht zu übersehenden Anfangsschwierigkeiten zu einem sehenswerten Biotop entwickelt.

Dank an die Biostation Hagen

„Die Zusammenarbeit mit Ralf Blauscheck von der Biostation Hagen ist sehr positiv“, versichert Wolfgang Köhler, der sich insbesondere darüber freut, dass der ebenso marode wie hässliche Bauzaun in den vergangenen Tagen abgebaut worden ist und das Biotop einen gänzlich anderen Eindruck macht. So sieht es auch Annette Faust, die in der Obernahmer aufgewachsen ist und sich hier wohlfühlt, obwohl sie angesichts fehlender Infrastruktur ihre Tochter Ida (2) täglich mit dem Bus in die Kindertagesstätte Wilhelmstraße bringen muss. „Was uns fehlt, ist ein Kinderspielplatz“, so die junge Mutter.

Der Abriss des ehemaligen Krupp-Werkes IV und die dort beginnende Vegetation lassen bei vielen Nahmeranern den Wunsch aufkeimen, dass an dieser Stelle keine Industrie aufgebaut wird. „Der Nahmerbach muss auf diesem Gelände wieder freigelegt werden“, fordert „Pro Nahmer“.

Sorgen bereitet den Mitgliedern, dass dem einst von der Werkhof GmbH hochstilisierten Energiepark Obernahmer zwischenzeitlich der Wind aus den Segeln genommen worden ist und die Gebäude einen immer ungepflegteren Eindruck machen. „Wer weiß, was passiert, wenn die Jugendhilfe Selbecke und die Wilhelm-Busch-Schule das Tal verlassen sollten?“, fragt nicht nur Wolfgang Köhler. Ob sich dann ein geeigneter Nachmieter findet? Oder diese Immobilien zu Wohnraum gewandelt werden. Denn von dem ehemals halben Dutzend Gaststätten und Restaurants im Nahmertal ist nur noch der „Adler“ übrig geblieben. Alle anderen sind umfunktioniert.