Hohenlimburg, .

Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass der damalige Krupp-Chef Dr. Gerhard Cromme mit der feindlichen Übernahme der einst „blühenden“ Hoesch AG im Herbst des Jahres 1991 die Arbeitswelt in Westdeutschland dramatisch veränderte und förmlich auf den Kopf stellte. Auch in Hohenlimburg. Betroffen davon sind seit mehr als zwei Jahrzehnten noch immer die Mitarbeiter des Federnwerkes in Oege. Der Kampf um die Rettung der Arbeitsplätze hat dabei viele Schicksale produziert. Eines dieser Schicksale trägt aktuell den Namen Adam Wittek. Der Ingenieur und Vater von zwei Kindern kam 1989 mit seiner Familie aus Polen nach Deutschland. Erstklassige Schulausbildung und ein abgeschlossenes Hochschulstudium mit dreijähriger Berufserfahrung waren seine Eintrittskarten. Mit Job-Garantie in Dortmund. Dann schloss sich ein berufliche Wechsel an. Trotz der feindlichen Übernahme suchte die Geschäftsführung des Federnwerkes auch weiterhin qualifizierte Ingenieure zur Fertigung von Schraubenfedern, Stabilisatoren und für die Biegetechnik. Adam Wittek folgte in den 90ern dem Ruf und heuerte an. Was er nicht ahnte, war, dass er sehr schnell in unruhiges Fahrwasser der Konzeptlosigkeit für die europäischen und auch die deutschen Federnstandorte des Konzerns geraten würde. Vorgesetzte kamen und gingen. Zukunftsweisende Perspektiven wurden deshalb oder dennoch nicht entwickelt, obwohl das NRW-Wirtschaftsministerium, die heimische Politik und die Betriebsräte diese immer wieder einforderten.

Berufsaussichten immer düsterer

Auch Adam Wittek blieben die immer düsterer werdenden Berufsaussichten nicht verborgen. Deshalb beschloss er 2010, zusätzlich zu seiner Ingenieurs-Tätigkeit an der Oeger Straße, an seiner alten Hochschule in Gleiwitz (Polen) zu promovieren. Mit Rückendeckung der Geschäftsführer des Federnwerkes, denn der damals 48-Jährige nutzte seinen Urlaub und seine Freizeit, um wissenschaftlich zielorientiert zu arbeiten. Er veröffentlichte folglich im Zuge seiner Dissertation verschiedene Publikationen und gewann neue wissenschaftliche Erkenntnisse: „Davon hat auch der Federnstandort Olpe profitiert.“

Er selbst hat davon nicht profitiert. Zumindest beruflich. Denn der frischgebackene Dr.-Ing. war auch betroffen, als im Spätherbst des vergangenen Jahres der Konzern mit dem Rasenmäher durch die Belegschaft raste und in Olpe und Oege fast 200 Mitarbeitern die „rote Karte“ zeigte.

Wie viele Kollegen zog auch Dr. Adam Wittek vor Gericht. Ohne Aussicht auf Erfolg, denn die Verantwortlichen der ThyssenKrupp Federn GmbH beteuerten, keine Verwendung für ihn und die anderen dreißig Kollegen zu haben, weil u.a. der Werkzeugbau komplett geschlossen werde.

Letztlich kam es vor dem Arbeitsgericht zu einem Vergleich, der ihm eine höhere Abfindung einbrachte. Ein schwacher Trost.

Weil der 50-jährige Familienvater ein kluger Mensch ist, suchte er nach einem neuen Arbeitgeber. Auch im Internet. Und er wurde fündig. Eine Personalvermittlung fahndete für einen Kunden aus der Automobilindustrie nach einem „erfahrenen Entwicklungsingenieur“. Bot sich somit eine neue berufliche Chance für Dr. Adam Wittek? Doch die Hoffnungen schmolzen wie Schnee in der April-Sonne. Denn der potenzielle neue Arbeitgeber soll nach den Informationen Witteks der alte sein. „Da haben Sie keine Chance“, habe ihm deshalb die Agentur gesagt.

„Wie ist so etwas möglich?“, wollte er folglich von ThyssenKrupp wissen. Eine Antwort darauf hat er noch nicht bekommen.

„Alles Quatsch“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Axel Berg zu den Vorwürfen. „Ich habe mit unserer Geschäftsführung gesprochen. Unser Unternehmen hat keine Verbindung zu dieser Agentur.“