Hohenlimburg. .

Fliegen - das ist sein Leben. Ob mit einem modernen Airbus oder mit einem Segelflugzeug. Denn die Faszination, die Freiheit unter, in und über den Wolken zu genießen, war schon in der pubertären Phase die große Leidenschaft von Andre Weidlich (28). Seit 1999 geht er dieser nämlich „auf der Rheinermark“ in Iserlohn-Kalthof nach und krönte im Jahr 2007 diese mit einem 2. Platz bei der Segelflug-Weltmeisterschaft der Junioren.

Jetzt hat der Hohenlimburger seine Flugkurve mit einem weiteren spektakulären Erfolg geschmückt. Denn zusammen mit seinem Partner Rainer Schmadel hat der für den Luftsportverein Ruhr-Lenne startende Berufspilot in Marpingen (Saarland) die Deutsche Vize-Meisterschaft in der Doppelsitzerklasse erflogen. Damit hat sich der 28-Jährige als Teammitglied für die Deutsche Nationalmannschaft für die Segelflug-Weltmeisterschaften in Finnland im kommenden Jahr qualifiziert. Ebenso für die Europameisterschaft, die ein Jahr später in Ungarn stattfinden wird.

23 Starter zählendes Feld

Sich für die deutsche Nationalmannschaft zu behaupten, war das große Ziel von Andre Weidlich und Rainer Schmadel. Dazu war es in dem 23 Starter zählenden Feld notwendig, einen der ersten vier Plätze zu belegen.

In neun Wertungsflügen bei herrlichem Sonnenschein (Andre Weidlich: „Es war ein Traumwetter. Die Bedingungen waren somit optimal und deshalb für alle gleich fair“) setzte er sich mit dem zweiten Rang hinter Michael Gesell (Bayern) und vor Uli Gmelin (Nordrhein-Westfalen) durch. „Das war verdammt eng“, berichtet er. Vor dem letzten Flug und somit nach dem 8. Wettkampftag lag Gmelin uneinholbar für die Konkurrenz auf Rang eins und durfte sich über die Deutsche Meisterschaft freuen.

Dahinter aber war es überaus spannend. Da hatten Weidlich / Schmadel vor den Drittplatzierten einen hauchdünnen Vorsprung von vier Punkten. „Das waren rund 40 Sekunden“, berichtet Andre Weidlich. „Deshalb durften wir uns zum Abschluss keinen Fehler leisten.“

Am Ende, nach rund 2800 Flugkilometern, war der Abstand dann ein bisschen größer: rund 2000 Meter.

Aufgabe für die 23 Piloten und ihre Co-Piloten war es, die jeweils am späten Vormittag ausgegebene Flugstrecke so schnell wie möglich zu absolvieren. „Das war überaus anstrengend. Insbesondere die beiden letzten Tage gingen unheimlich an die Kondition“, erzählt Andre Weidlich, der als Co-Pilot einer deutschen Fluggesellschaft rund 60 Flugstunden im Monat zählt. „Bei den Deutschen Meisterschaften waren es vier bis fünf Stunden pro Tag. Und wir hatten keinen Auto-Piloten.“

Pilot- und Co-Pilot gleichberechtigt

Interessant ist, dass bei den Doppelsitzern Pilot und Co-Pilot gleichberechtigt sind und jeder das Segelflugzeug steuern und somit fliegen kann. Weil Andre Weidlich generell vorne sitzt, hat er jeweils den Start übernommen. „Weil ich vorne die bessere Sicht habe.“

Geflogen ist das Duo übrigens mit einer „Arcus T“, die Andre Weidlich über den grünen Klee lobt. „Das ist eine Spitzenmaschine, die rund 200 000 Euro kostet. Ich bin meinem Verein sehr dankbar, dass er uns damit versorgt hat.“

Deshalb wurde am Samstag „auf der Rheinermark“ auch ein wenig gefeiert; am Sonntag überraschte ihn dann seine Mutter mit einer Spontanparty am Kronocken.

Berufliche Veränderung droht

Am Montag stand dann die Fahrt in die Wahlheimat nach München an, wo der 28-Jährige in der Nähe des Flughafens wohnt und am Dienstagmittag bereits wieder zum Dienst antreten musste. Möglicherweise steht für Andre Weidlich im Herbst eine berufliche Veränderung an. Dieser sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn das Segelfliegen möchte er auch in Zukunft nicht missen. Ob eine neue berufliche Aufgabe jedoch damit und mit einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Finnland in Einklang zu bringen scheint, ist zumindest gegenwärtig noch ungewiss. Ein kleiner Wermutstropfen somit im Freudenbecher des WM-Erfolges.