Hagen-Mitte. .

Lange hat’s gedauert, doch mittlerweile ist der Begriff „Neue Mitte“ mit Leben gefüllt. Denn der Bereich Friedrich-Ebert-Platz mit Volme-Galerie, Stadtfen­ster, Sparkassen-Karree und Gastronomie hat sich tatsächlich in den letzten zehn Jahren grundlegend gewandelt. Zum Positiven, wie wohl niemand, der den grauen Platz, den zahlreiche Busse passierten, die dunkle Unterführung und die schäbigen Fassaden von damals noch in Erinnerung haben, bezweifelt.

Doch zum Stadtgebiet Hagen Zentrum zählen natürlich nicht nur Ebert-Platz und Elberfelder Straße, sondern auch das Bahnhofsquartier, die Stadthalle und der untere Teil des Goldbergs.

Wir starten unseren Stadtteilspaziergang vor der Volme-Galerie, die vor zehn Jahren eröffnet wurde. „Die Pachtverträge von etlichen Erstmietern laufen nun aus – daher der hohe Leer­stand“, sagt Jaques Kempkens. „Doch von 2014 bis ‘16 soll die Passage sukzessive umgebaut werden; das Centermanagement hofft auf 30 neue Geschäfte“, so der Vorsitzende der Hagener ­City-Gemeinschaft.

Viele leerstehende Ladenlokale

Auf das Nebeneinander zweier Einkaufs-Malls – die Rathaus-Galerie mit rund 70 Fachgeschäften, Dienstleistern und gastronomischen Betrieben soll im September 2014 eröffnen – ist Kempkens gespannt. „Man wird sehen, wie sich alles entwickelt. Auf keinen Fall dürfen aber die alte Fußgängerzone und die kleinen Seitenstraßen vergessen werden.“

Wir marschieren die Körnerstraße runter, biegen dann links ab Richtung Bahnhofstraße.

Die Achse verbindet den Bahnhof mit dem Volkspark bzw. der Fußgängerzone. Eigentlich eine tolle Straße, eine richtige Allee mit riesigen Ahornbäumen und schönen Straßenlaternen. Ja, eigentlich . . . Spielhallen, Wettbüros und Sonnenstudios findet man hier zuhauf, viele leerstehende Ladenlokale und Wohnungen – „das ist doch keine Straße zum Schlendern“, schüttelt Kempkens den Kopf.

Einst glanzvolles Bankenviertel

Die Nähe zum Bahnhof – besonders für junge Leute wichtig – müsse viel mehr als Vorteil herausgestellt werden, und es sollte hier Studentenkneipen und günstige, aber dennoch attraktive Wohnungen geben, philosophiert unser Begleiter. Auch die Hagen-Agentur will das Quartier aufwerten, versucht, Existenzgründer und Immobilienbesitzer zusammenzubringen.

Ein steiniger Weg . . .Vom Glanz des ehemaligen Bankenviertels ist tatsächlich nur noch wenig zu spüren. Das ehemalige Dresdener-Bank-Gebäude steht leer (ein Banner verkündet „Büro - und Gewerbeflächen frei“), auch in der einstigen Commerzbank, wo heute das Bildungszentrum des Handels untergebracht ist, werden große Flächen nicht genutzt. Ein Lichtblick hingegen das Parkhaus (früher Aral), welches solide saniert und hell gestrichen wurde.

50 Meter weiter. „Wir wohnen seit 20 Jahren in der Hindenburgstraße“, sagt Frank Doberstein. Mit „wir“ meint der Mann, der uns kurz vor der Ampel am Bahnhof beinahe in die Arme läuft, seine Frau und Tochter. „Ich arbeite in Wengern. Zur Frühschicht fahr’ ich mit dem Zug bis Wetter, dort steige ich in den Bus nach Wengern um. Das ist praktisch. Und günstiger, als mit dem Auto zu fahren.“ Allerdings, fährt Doberstein fort, sei das Bahnhofsviertel auch ein gefährliches Pflaster. „Man muss hier schon aufpassen. Meine Frau geht abends im Dunkeln nicht mehr alleine raus.“

Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschlechtert 

Wir inspizieren den Bahnhofsvorplatz. Die meisten Leute, die hier ankommen, schlagen den direkten Weg in Richtung Innenstadt ein. Sie gehen die Bahnhofstraße – im Grunde also die falsche Straße – hoch. Denn als eigentliche Einkaufsstraße ist die untere Elberfelder Straße gedacht. Theoretisch. Denn den 100-Meter-Umweg in die City schlägt fast niemand ein.

Wir schon. Ja, das Schwenke-Zentrum, ehemals Plaza. „Hier scheint nie richtig Leben einzuziehen“, schüttelt Jaques Kempkens den Kopf. Die Hagen-Agentur ist dort ansässig, Mc Trek, Lidl und andere kleinere Mieter. Doch die große Pro-Markt-Fläche steht seit Monaten leer. Reges Treiben sieht anders aus. . .

„Die Situation hier unten hat sich in den letzten Jahren verschlechtert, doch mein Umsatz zum Glück nicht“, sagt Markus Brinker. Vor zwölf Jahren hat der Optikermeister „Optik Balthasar“ übernommen, „das Fachgeschäft ist seit 1960 hier in der Straße.“

Fußgängerzone ist gut gefüllt

Die Fluktuation rund um die untere Elbe sei immens, bedauert Brinker, „inhabergeführte Geschäfte wie Goldschmiede Adam und Schaukelpferdchen sind ins Zentrum gezogen, hier unten gibt’s fast nur noch Filialbetriebe“. Doch er halte die Fahne hoch, versichert Brinker, „meine Parkplätze hinterm Haus sind ein Vorteil, ich habe viele Stammkunden und kann meine Öffnungszeiten, anders als in einer Galerie, selbst bestimmen.“

Wir passieren Thalia, Kaufhof und die Nordsee. Mittagszeit – die Fußgängerzone ist gut gefüllt. Vögele, Marienapotheke – zentral gelegene, großflächige Eckgebäude mit langen Schaufensterfronten stehen leer. Schade.

Auf dem Elbersgelände kaum Leute. Aber hier geht’s ja auch erst abends los. Wenn Großdisco, Tanzschule und Restaurants öffnen. In wenigen Wochen soll eine Brücke, die die Stadthalle mit der Freizeit- und Kulturmeile Elbers verbindet, installiert werden. Endlich . . .