Hagen-Mitte. Es ist spielzeitfreie Zeit im Hagener Stadttheater. Gearbeitet wird dort dennoch: 15 Handwerker sind dabei, den Bühnenraum zu sanieren. Vor allem der zehn Jahre alte Bühnenboden hat die besten Zeiten hinter sich. Auch der Bühnenaufzug wird erneuert. Kostenpunkt der Sanierung: 310.000 Euro.

Spielzeitfreie Zeit und der Musentempel bleibt geschlossen? Von wegen. Während Schauspieler, Musiker und die vielen Akteure hinter der Bühne ausgeflattert sind, führen derzeit Handwerker Regie im Theater. Man könnte auch sagen „erobern die Bühne“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn in diesem Jahr geht’s dem Bühnenboden an den Kragen.

„Der Boden liegt seit zehn Jahren. Er wurde in dieser Zeit insgesamt neun Mal gestrichen“, erklärt Daniel Bangrazi. Er ist bei der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) als Projekt- und Bauleiter für das Theater zuständig.

„Den Bühnenraum komplett leer und in seiner ganzen Größe zu erleben, ist selten und daher schon etwas Besonderes“, sagt Bangrazi, als wir mit ihm die „Baustelle Theater“ inspizieren. Alle Kulissenteile wurden abgebaut, alle Requisiten irgendwo verstaut. Vieles wird auf der Seitenbühne zwischengelagert. Große Kisten mit Kleinteilen, Mobiliar und ein riesiger, nachgebauter Koffer mit Schnallen. Richtig – er spielt in dem musikalischen Schauspiel „Comedian Harmonists“ eine tragende Rolle.

Alter Boden war rissig und spröde

Der Bühnenboden war zuletzt rissig, spröde und splitterte – da war keine Rettung mehr möglich. „Die beauftragte Sanierungsfirma hat zuerst die Verschraubung unter dem Boden freigelegt und die Schrauben dann peu à peu entfernt“, erklärt Bangrazi. In Teilbereichen wurde das alte Holz demontiert und entsorgt. „Der alte Boden bestand aus Pinienholz, jetzt benutzen wir österreichische Schwarzkiefer.“ Statt Dielen werden nun Mehrschichtplatten verwendet. „Der neue Boden hat eine bessere Qualität. Wir hoffen, dass die Platten länger als ein Jahrzehnt überleben.“

Der komplette Bühnenraum hat eine Höhe von 22 Metern und eine Fläche von 300 Quadratmetern einschließlich der Drehscheibe mit einem Durchmesser von 12 Metern.

Schwingboden muss belastbar sein

Wir nehmen die Tragkonstruktion unter die Lupe: „Wo die Abstände nicht mehr stimmen oder Verbindungsstücke angeknackt sind, arbeiten wir nach“, erläutert der Experte. Der Schwingboden bleibt natürlich, erhalten: „Klar, der ist ja für die Tänzer wichtig.“ Einerseits muss der Boden 500 Kilo Punktlast aushalten, andererseits extrem strapazierfähig sein, „das erfordert schon ein spezielles Holz“.

Ein Aufzug, der fünfeinhalb Meter in die Tiefe geht, wird ebenfalls neu eingebaut. „Man spricht von einer dreiteiligen Tischversenkung bzw. Personenversenkung. Die alte Hubarbeitsbühne wird ausrangiert. Sie konnte die Sicherheitsvorschriften nicht mehr abdecken“, erklärt der Bauleiter.

Die Spielzeitpause dauert sechs Wochen, fünf Wochen sind Handwerker vor Ort, insgesamt 15 Arbeitskräfte. „Vier Wochen sind für Aus- und Neubau eingeplant, in der Folgewoche wird der Boden ­geschliffen und zwei Mal in Schwarz gestrichen“, so Karola ­Becker, bei der GWH Leiterin der Abteilung Planung, Neubau und Projektmanagement, zum Zeitplan. „In der letzten spielzeitfreien ­Woche müssen dann noch etliche Abnahmen erfolgen.“

310.000 Euro für die Sanierung

Es handele sich in der Tat um eine große Einzelmaßnahme in puncto Instandhaltung, „dafür wurden 310.000 Euro im Wirtschaftsplan eingestellt, und die brauchen wir auch“, so Bangrazi.

In zuschauerrelevanten Bereichen muss derzeit nichts saniert werden und die Brandschutzmaßnahmen wurden im Laufe der letzten acht Jahre abgeschlossen – für insgesamt 5,5 Mio. Euro. „Sanierungen in anderen deutschen Bühnenhäusern sind deutlich aufwändiger und teurer“, unterstreicht der Projektleiter.