Keine Denkverbote für die Hagener Kultur

Hagen. . Die Stadt ist pleite und muss überall sparen. Wie stellt sich der neue Kulturdezernent Thomas Huyeng die künftige Kulturlandschaft vor? Wo soll gespart werden, was muss passieren?

Thomas Huyeng hat in seinen ersten zwei Monaten in Hagen viel zugehört. Dem neuen Kulturdezernenten war es wichtig, ins Gespräch zu kommen. Er wollte lernen, was die Hagener Kultur zu bieten hat; besonders abseits von Theater und Museen. „Auch in Kirchengemeinden gibt es kulturelles Leben; sogar beim Brauchtum“, weiß Huyeng. Dass nicht alles städtisch gefördert werden kann, liegt in Zeiten der Finanzmisere auf der Hand. Wie die Kulturlandschaft 2025 aussehen soll, möchte er mit Hilfe eines Kulturentwicklungsplanes erarbeiten.

Zurzeit bereitet der gelernte Jurist schmerzliche Einschnitte argumentativ vor. „Denkverbote darf es nicht geben. Wir haben auch eine Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber“, betont Huyeng und schielt dabei unter anderem auch auf benachbarte Tanzcompagnien. Da müsse eine Stadt genau abwägen, was sie sich noch leisten könne. Prioritäten müssten entsprechend gesetzt werden. „Das Glas ist halb leer.“ Das Theater insgesamt stelle jedoch niemand zur Diskussion.

Warten auf Antwort aus Arnsberg

Neben den aktuellen Problemen, die der Einstellungsstopp verursacht, steht noch immer die Sparforderung von 850.000 Euro im Raum. „Wir müssen abwarten, ob unser Haushaltssanierungsplan in Arnsberg Anerkennung findet. Dann hätten wir mehr Spielraum“, so Huyeng. Ob dieser Spielraum schon bei dringend benötigten Aushilfen genutzt werden kann, ließ der Kulturdezernent offen. Für die kommende Spielzeit sei er aber guter Dinge. „Man kann ja abwägen, ob man bestimmte Rollen und Instrumente für Produktionen nicht auch intern besetzen kann.“ Bislang einzige konkreter Vorschlag aus dem Kulturdezernat: Die vakante Stelle an der Theaterkasse wird nicht neu besetzt. „Das ist eine echte Einsparung.“ Stattdessen soll das sogenannte Online-Ticketing optimiert werden.

Interkommunale Kooperation angedacht

Im Sommer erwartet er von Seiten der Landesregierung eine Entscheidung darüber, inwiefern und in welcher Größenordnung Haushaltssicherungskommunen freiwillige Leistungen wie kulturelle Angebote erbringen dürfen. „Daher haben wir die Entscheidung über eine neue Rechtsform erstmal verschoben. Es bringt nichts, das Theater in eine gGmbH zu überführen und es so in die Insolvenz zu schicken.“

Künftig möchte Huyeng kulturelle Einrichtungen mit Hilfe von interkommunalen Kooperationen stützen. „Es ist doch überall in den Kommunen angekommen, dass kulturpolitisch kooperiert werden muss. Das Kirchturmdenken muss ein Ende haben.“ Es wird sich zeigen, ob die Nachbarkommunen zur Kooperation bereit sein werden. Schließlich nutzen deren Bürger die Hagener Kulturlandschaft schon jetzt. Darüber hinaus setzt Huyeng auf Stiftungen, die sich zum Beispiel für den Erhalt des Hohenhofes einsetzen könnten.

Kulturentwicklungsplan soll zügig kommen

Einsparpotenziale sieht er zudem bei den Personalkosten im neu gegründeten Fachbereich Kultur. „Da kann noch optimiert werden“, ist er sich sicher. Zudem möchte er bestehende Konzepte für die Museen überdenken. „Man muss nicht zwangsweise mehrere Werke eines Künstlers ausstellen, um ihn darzustellen“, glaubt Huyeng.

Einen Kulturentwicklungsplan möchte der neue Mann möglichst schnell mit den eigenen Leuten angehen. Zunächst geht es dabei um eine Bestandsaufnahme. Später sollen zwei oder drei Arbeitskreise mit Hilfe von professionellen Moderatoren Schwerpunkte für die Kulturlandschaft 2025 erarbeiten. Innerhalb von maximal zwei Jahren könne die Politik dann entscheiden. „Ich kann jetzt zwar noch nicht sagen, wohin die Reise gehen wird, aber wir müssen uns jetzt sofort auf den Weg machen“, betont Huyeng.