Hagen. Ein Verbundstudium, das Hochschulbildung und Ausbildung im Betrieb vereint, bildet gerade im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs eine interessante Alternative zur Uni-Karriere. Wartezeiten bis 2015 auf einen Studienplatz sind denkbar. Denn: Allein in Hagen verlassen in diesem Jahr 1553 Mädchen und Jungen mit dem Abi-Zeugnis in der Tasche die Schulen. Vor einem Jahr waren es lediglich 811 – eine Differenz von 742.

Doppelter Abiturjahrgang – die Schülerwelle, die gerade erst von den Gymnasien durch die Reifeprüfungen geschleust wurde, schwappt jetzt mit Wucht auf den Ausbildungs- und Hochschulmarkt. Schon in der Vergangenheit sah es in den Hörsälen vieler Universitäten so erschreckend eng aus, dass man eine Verdoppelung der Kapazitäten herbeisehnte.

Erstsemesterschwemme

Doch angesichts der sich aktuell auftürmenden Erstsemesterschwemme droht so manch ein Student gar erst 2015 einen Sitzplatz ergattern zu können. Allein in Hagen verlassen in diesem Jahr 1553 Mädchen und Jungen mit dem Abi-Zeugnis in der Tasche die Schulen. Vor einem Jahr waren es lediglich 811 – eine Differenz von 742.

Vor diesem Hintergrund appellierten Oberbürgermeister Jörg Dehm, Arbeitsagentur-Chef Thomas Helm, SIHK-Vertreter Thomas Haensel sowie Agentur-Mark-Geschäftsführer Erik O. Schulz gestern erneut an die jungen Leute, aber auch die Unternehmer, nicht einseitig auf ein klassisches Hochschulstudium fokussiert zu sein, sondern auch eine duale Ausbildung in Form eines Verbundstudiums in Betracht zu ziehen: „Diese Alternative direkt aus der Region wird von vielen Abiturienten nicht in Erwägung gezogen, weil sie die vielfältigen Perspektiven nicht erkennen, die sich dadurch eröffnen“, wirbt Schulz für die Variante.

Jason Birbeck, beim Handelsriesen Nordwest auf dem Weg zum Groß- und Außenhandelskaufmann, hat sich auf die Belastung eines Dualstudiums eingelassen: „Natürlich ist die Doppelbelastung stressig“, macht der junge Mann kein Hehl daraus, dass dieser Weg besonderes Engagement auch an den Wochenenden sowie erhebliche Selbstdisziplin fordert. Der Verzicht auf weitere zeitraubende Hobby zahlt sich jedoch aus: „Dieses Durchhaltevermögen öffnet den jungen Leuten bei uns im Unternehmen natürlich auch Türen“, betont Markus Heeseler, bei Nordwest Leiter für den Bereich Personal und Recht.

Betriebe müssen die jungen Leute wertschätzen

„Wenn wir die jungen Leute nicht wertschätzen, müssen sich die Betriebe auch nicht wundern, wenn der Nachwuchs nicht in der Region verhaftet bleibt“, appelliert SIHK-Bildungsgeschäftsführer Haensel an die Unternehmen, sich den dualen Ausbildungsgängen weiter zu ­öffnen. Schon 2019 könnten die Personalchefs angesichts der Geburtenrückgänge aus einem Fünftel weniger Bewerber aussuchen. Während in diesem Jahr in ganz NRW 266.000 Schüler ihren Abschluss machen, ­rücken parallel lediglich 149.000 Erstklässler nach.

„Vor diesem Hintergrund ist jeder Personalchef gefordert, schon heute zu prüfen, ob nicht weitere Ausbildungsstellen möglich sind“, meint OB Dehm. Gleichzeitig müssten aber auch die Schüler prüfen, ob das klassische Studium nicht eine zu eindimensionale Betrachtung liefere.