Hagen. Weil viele Ausbildungsberufe ein Imageproblem haben, sind zahlreiche Stellen noch unbesetzt. Dennoch sorgt der doppelte Abiturjahrgang dafür, dass es in vielen Branchen in Hagen für den Nachwuchs nicht gerade rosig aussieht.
Die Betten fremder Menschen machen? Ein Gebäude reinigen? Dafür sorgen, dass die Menschen im Stadtteil morgens frische Brötchen bekommen? Hagens Jugend scheint sich attraktivere Dinge vorstellen zu können. Schade, dabei muss man sich gerade in diesen drei Berufen eher weniger Zukunftssorgen machen. Von bislang 875 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen sind 500 noch unbesetzt. Fast zwei Bewerber stehen in Hagen einer Stelle gegenüber. In dieser Kategorie gehört Hagen zu den 15 schlechtesten Städten in Deutschland.
1000 Jugendliche unterversorgt
Die Bewerberzahl in Hagen steigt. Nicht zuletzt durch den doppelten Abiturjahrgang, der nach Abschluss dieses Schuljahres auf den Arbeitsmarkt strömt. Allerdings wird gerade in der Volmestadt deutlich, dass das Profil oder – noch einfacher gesagt – das Image vieler Ausbildungsberufe den jungen Menschen nicht mehr zusagt. Auf der anderen Seite haben diese vielen Einzelfälle aber auch nicht den Schulabschluss in der Tasche, den es braucht, um Bürokaufmann oder Kfz-Mechatroniker zu werden. 1000 Jugendliche sind in Hagen derzeit unversorgt.
Vor allem die Handwerksberufe werden dieses Image getriebene Denken, das die großen Ausbildungsförderer in Hagen, wie die SIHK, die Bundesagentur für Arbeit oder die Agentur Mark mit Sorge beäugen, in den nächsten vier Jahren zu spüren bekommen. Thomas Haensel vom SIHK-Geschäftsbereich berufliche Bildung: „2017 werden uns im Kammerbezirk im gewerblichen Bereich 17.000 Kräfte fehlen. Sowohl die Betriebe, als auch die Schulabgänger müssen erkennen, dass wir dieses Problem jetzt lösen müssen – nicht 2017.“
Ausbildungspartner arbeiten eng verzahnt
Am Mittwoch, dem Tag des Ausbildungsplatzes, setzten die Ausbildungspartner, die in Hagen eng verzahnt miteinander arbeiten, ein wichtiges Zeichen in diese Richtung. Im Cuno-Berufskolleg fand eine Informationsveranstaltung zur Ausbildungssuche statt.
Für Erik O. Schulz von der Agentur Mark, müssen in Hagen gleich vier Akteure ihre Arbeit noch effizienter und gewissenhafter machen: „Die Schulen, die Azubis, die Eltern und die Betriebe. Vor allem aus den Köpfen vieler Eltern müssen falsche Bilder und Images vieler Berufe verschwinden.“
Zahl der Schüler mit größeren Schwächen steigt
Neben der Tatsache, dass der Fachkräftemangel in Hagen weiter voranschreitet, steige auch die Zahl der Schüler, die größere Schwächen aufweisen und ein großes Maß an Unterstützung brauchen. Vor diesem Hintergrund stellen sowohl die Schulausschussvorsitzende Ellen Neuhaus, als auch die Kreishandwerkschaft die große Bedeutung der Berufskollegs in Hagen heraus. Ellen Neuhaus: „Ich bin froh, dass die Kollegs nicht irgendwelchen schulentwicklungstechnischen Gutachten zum Opfer gefallen sind. Entgegen der Prognose sinken die Anmeldezahlen nämlich nicht.“