Hagen-Garenfeld. . Er saß in einer der ersten Reihen der Turnhalle Garenfeld. Und mit jeder Seite, die mit einem Beamer auf die Leinwand geworfen wurde, wurde ihm das Ausmaß des Desasters bewusster. Dann bat Heinrich Toennies, genannt Fischer, dessen Familie seit 500 Jahren in Garenfeld wohnt, um das Mikrofon: “Ich werde von der Firma Amprion bestohlen. Der Wert meiner Immobilie geht gegen Null.“

Da fühlt er wie so viele Menschen aus Garenfeld, die zur Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative gekommen waren. Aber doch unterscheidet ihn eines: Heinrich Toennies wird das neue Umspannwerk, dass der Netzbetreiber aus Dortmund bauen will, ganz unmittelbar zu spüren bekommen. Während sich viele Garenfelder, deren Immobilien sich zwischen 300 und 400 Meter entfernt befinden, sorgen, sind es von dem Pferdehof nur ein paar wenige Meter bis an die Grenze der Trafostation.

Pläne von Amprion kamen wie aus heiterem Himmel

„Ich will mir gar nicht ausmalen, was das für mich bedeutet. Vermutlich brauche ich gar keine Steckdose mehr“, sagt Heinrich Toennies den die Pläne des Energiegiganten, der auf einer Fläche von 270 mal 300 Metern bauen will, wie aus heiterem Himmel trafen: „Ich habe durch einen Fernsehbeitrag davon erfahren. Zu mir hat Amprion keinen Kontakt aufgenommen, obwohl sie mir die Trafostation direkt vor die Tür setzen.“ Von einer Informationsveranstaltung, bei der Amprion am Dienstag vor einer Woche die Katze aus dem Sack ließ, habe er nichts gewusst, geschweige denn eine Einladung erhalten.

Betroffen ist aber auch Pferdezüchter Ingo Müller, der auf dem Hof arbeitet und selbst acht Pferde hier untergestellt hat. „Drei bis vier Monate im Jahr wohne ich auf dem Hof“, sagt er. Ihm, so erklärt er, habe der Vortrag von Prof. Kuipers die Augen geöffnet. „Denn Symptome, von denen die Rede war, habe ich schon jetzt. Ich habe Sehstörungen und leide an Schlaflosigkeit. Bislang aber habe ich das nicht mit den bereits bestehenden Überlandleitungen in Verbindung gebracht. Ein Zusammenhang wird mir erst jetzt klar.“

Neue Amprion-Anlage soll Versorgung der Region sichern

Schon jetzt steht in Garenfeld ein Umspannwerk der Enervie. Laut Amprion ist die neue Anlage, die direkt neben der bestehenden errichtet wird, notwendig, um mit dem Bau der neuen 380-Kilo-Volt-Leitungen die Versorgung in der Region zu sichern (unsere Zeitung berichtete). Die neue Leitung ist nötig, um regenerativen Strom aus den Windparks im Norden nach Süddeutschland zu transportieren.

48 Millionen Euro will Amprion allein in Garenfeld investieren. Bereits im Herbst soll mit ersten Erdarbeiten begonnen werden. Einsatzbereit soll die neue Anlage im Jahr 2016 sein.

Hinnehmen wollen die Garenfelder das nicht. „Diese Pläne kann ich so nicht stehen lassen“, sagt Heinrich Toennies genannt Fischer. „Ich werde mich gegen diese Station und gegen hohe Masten so nah an meinem Grundstück mit allen Mitteln zur Wehr setzen.“