Hagen. .

Wie sicher ist die Stromversorgung nach der schrittweisen Abschaltung etlicher Atomkraftwerke tatsächlich? Inzwischen klagen industrielle Großabnehmer wie beispielsweise Aluminiumschmelzen im Land über angeblich sich häufende Stromschwankungen. Die sollen Privathaushalte kaum merken, in den sensiblen Fertigungskomponenten aber sollen sie durchaus teure Störungen verursachen. „Davon ist uns als zuständiger Netzbetreiber für Hagen, Lüdenscheid und weite Teile des Märkischen Kreises nichts bekannt,“ sagt Wolfgang Hinz, Geschäftsführer der Enervie AssetNetWork, einem Tochterunternehmen der Enervie Gruppe. Gleichwohl: „Die gewohnte und benötigte Netzstabilität zu halten, wird auch für uns schwieriger.“

Es gebe für Enervie eine Grundannahme: Strom muss für alle Abnehmer, egal ob Privathaushalt oder Industriebetrieb, gleichbleibend sicher fließen. „Und das gelingt uns zurzeit auch. Das Ziel der kontinuierlichen 50 Hertz-Frequenz müssen wir 365 Tage im Jahr halten,“ so Hinz. Es gebe dazu auch EU-Normen, die die Netzbetreiber einzuhalten haben.

Im Gegenzug sollte auch der Großabnehmer dem Versorger mitteilen, welche Energiemengen wann abgenommen werden sollen. Und Hersteller und Betreiber der Industriefertigungen müssen dem Netzbetreiber gegenüber geplante Leistungsänderungen bekannt geben. „Es ist ein Zusammenspiel, das bislang in Hagen weitgehend reibungslos funktioniert,“ sagt Wolfgang Hinz. Es gebe eine Toleranz von maximal einem Prozent bei der Frequenz, die in der Regel immer zwischen 49,8 und 50,2 Hertz liegt.

An der Qualität der Stromzulieferer und Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion, 50Hertz oder EnBW, an deren Netz auch das Netz der Mark-E angeschlossen ist, habe sich seit der Abschaltung einiger Atomkraftwerke eigentlich nichts geändert.

In der Zentralwarte in Garenfeld wird jede kleine Netzstörung registriert und sofort überbrückt - es komme nach wie vor immer mal vor, dass zum Beispiel die berühmte Baggerschaufel ein wichtiges Kabel durchbeißt.

Gewollte Sicherheitsfunktionen

Gibt es dann in einem Betrieb eine so große Versorgungsschwankung oder -Unterbrechung, dass empfindliche Apparaturen ausfallen, dann sollten sich diese Anlagen auch wirklich selbstständig vom Netz trennen. „Dann ist das eine gewollte Sicherheitsfunktion und in der Regel auch so gewünscht“, so Hinz.

Sicher sei es so, dass die Anbieter von Strom aus regenerativen Quellen wie Windkraft keine non-stop gleichbleibende Lieferqualität garantieren können, derzeit sei es aber immer noch gewährleistet, dass dann andere Quellen wie Kohle- oder Gas-Kraftwerke einspringen können.

„Unser Netz ist stabil, unsere Versorgung ist zurzeit sicher,“ sagt Hinz, muss aber auch das „zurzeit“ einschieben. Wenn sich der Markt weiter verändere, also sich die Zahl der Großabnehmer verändert oder die Art und Weise der Energieerzeugung, dann sei neben dem zwingend erforderlichen Netzausbau auch ein intelligentes Einspeisemanagement sinnvoll. Darüber wird zu gegebener Zeit zu reden sein.