Hohenlimburg. .
Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich entschieden. Nach Abwägung der möglichen Planungsvarianten, nach externen Gutachten und intensiven Erörterungen wird „Amprion“ bei der zuständigen Genehmigungsbehörde in Arnsberg (Regierungspräsident) beantragen, den Bau der neuen 380-kV-Höchstspannungsleitung in der vorhandenen Trasse „Hohenlimburg“ realisieren zu können, um Strom von Dortmund-Kruckel nach Dauersberg (Rheinland-Pfalz) zu leiten.
Enttäuschung somit bei den Bürgern aus Henkhausen und Reh; nur „leichte Erleichterung“ bei den Anwohnern der Reher Heide. Denn, das machte Bergdirektor Werner Isermann (Bezirksregierung Arnsberg) gestern Abend bei der Bürgerinformation deutlich, werde seine Genehmigungsbehörde die von „Amprion“ favorisierte Trassenführung „auf Herz und Nieren“ prüfen.
Der Regierungspräsident hatte sich nämlich, ebenso wie der Rat der Stadt Hagen und die Hohenlimburger Bezirksvertretung, für eine andere Variante, nämlich über Reh-Nord, ausgesprochen.
Deshalb betonte Oberbürgermeister Jörg Dehm: „Das ist nicht das Ergebnis, das wir haben wollten. Wir werden es deshalb kritisch prüfen.“
Bei einer teilweise sehr emotionalen Bürgerinformation erörterte der Netzbetreiber seine Beweggründe für diese Entscheidung in der Aula der Realschule. Dort hatten sich überraschend wenige Hohenlimburger (etwa 250) aus den unterschiedlichsten Ortsteilen und somit den unterschiedlichsten Interessengruppen eingefunden, um mit Höchstspannung die Entscheidung der „Amprion“ zu erfahren.
Verpflichtungen nachgekommen
„Wir sind unserer Verpflichtung aus dem Raumordnungsverfahren nachgekommen und haben viele Vorschläge der Bürger und Varianten um Reh geprüft, aber kommen dabei immer zum selben Ergebnis. Eine Variante Reh-Nord stellt einen massiven Eingriff in Wald- und Naturschutzgebiete dar und löst zahlreiche neue Betroffenheiten bei den Menschen dort aus“, erklärt Projektleiterin Sylvia Kraus bereits vor der Bürgerinformation im Gespräch mit dieser Zeitung. „Diese sogenannten Raumwiderstände sind für ,Amprion’ die wesentlichen Gründe für die jetzt beantragte Trassenführung.“
Schlanker Masttyp von 63 Metern
In der bestehenden Trasse durch Hohenlimburg kann mit der Wahl eines sehr schlanken Masttypes (rund 63 Meter hoch) der bestehende Schutzstreifen für die Anwohner um bis zu zwölf Metern verkleinert werden. Außerdem kann die Hälfte der Maststandorte entfallen. Bislang verlaufen dort drei Stromkreise auf zwei Mastsystemen nebeneinander. Zukünftig werden nach den Plänen von „Amprion“ zwei Stromkreise mit 380-kV-Spannungsebene und zwei Stromkreise mit 110 kV auf einer Leitung gebündelt durch das Siedlungsgebiet geführt. Bei der Variante Reh-Nord wären dagegen durch die nördlichen Wald- und Hangflächen extrem breite Schutzstreifen von bis zu einer Breite von 150 Metern nötig gewesen. Diese müssten für einen Leitungsbau abgeholzt werden.
Schützenswerte Pflanzen und Tiere
Im weiteren Verlauf würde, so Sylvia Kraus, eine Trasse über Reh die Naturschutzgebiete „Henkhausen“ und „Hasselbachtal“ mit ihren schützenswerten Pflanzen- und Tierarten durchkreuzen. Hinzu kämen zahlreiche neue privatrechtliche Betroffenheiten und eine sehr komplizierte Zufahrt während der Bauzeit.
„Kosten“, das betonte „Amprion“-Abteilungsleiter Oliver Cronau, gestern ausdrücklich, hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, weil die Finanzmittel von der Bundesnetzagentur freigegeben würden.
Mit dieser Entscheidung gerechnet
Die Anwohner aus Hohenlimburg (u.a. Am Berge, Stockhof, Henkhauser Straße) zeigten sich von dieser Entscheidung nicht sonderlich überrascht. „Wir hatten damit gerechnet“, betonte Sprecherin Claudia Scholten. Während Andrea Schüren von der Bürgerinitiative Reher Heide forderte: „Die Trassen müssen in den Wald verlegt werden.“