Hagen. . Die Hagener Autorin Birgit Ebbert und Bernd Hoffmann, Administrator der Seite „Du bist Hagener, wenn ...“, haben Deutschlands ersten Facebook-Roman gestartet. Rund 20 Buchseiten sind bisher zusammengekommen.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse).

Und der Zauber dieses Anfangs liegt darin, dass niemand wissen kann, wie das Ende aussieht. Auch nicht Birgit Ebbert und Bernd Hoffmann. Die beiden Hagener haben dieses bundesweit wohl einmalige Projekt ins (digitale) Leben gerufen: Auf der Seite „Du bist Hagener, wenn. . .“ schreiben diverse Mitglieder der fast 20.000 Nutzer starken Gruppe an Deutschlands wohl erstem Facebook-Roman.

„Das hätte ich im Leben nicht gedacht“

Nun schreiben nicht alle 20.000 mit und schon gar nicht gleichzeitig. Das würde jede Dimension sprengen. „Aber“, sagt die Hagener Autorin Birgit Ebbert, die das Projekt betreut, „dass es so viele sein würden, die richtig engagiert mitmachen, hätte ich im Leben nicht gedacht.“

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Den Anfang, dem der Zauber innewohnt, hat die 50-Jährige geliefert, die vor fünfeinhalb Jahren Mitten in die Hagener Innenstadt gezogen ist. Es ist der Anfang zu einem Heimat-Krimi. „Eigentlich wollte Gerd Neubert mit seinen Straßenkollegen nur gemütlich ein Bierchen zischen. Als er die Bierflasche am Geländer öffnete, fiel sein Blick auf die Volme und das Gitter, das ihn an seine Zeit als Kommissar erinnerte.“

300 Kommentare fügen sich zur Geschichte

Was diesem Anfang folgt, sind mittlerweile mehr als 300 Kommentare von Facebook-Nutzern. „Die Stücke, die die Nutzer schreiben, sollen nicht mehr als zehn Sätze umfassen“, sagt Birgit Ebbert. „Jeder Mit-Autor kann aber gerne mehrere Passagen beisteuern.“

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Birgit Ebbert, die gerade ihren ersten Münsterland-Roman abschließt, stellt die einzelnen Stücke zusammen und veröffentlicht sie in einem eigens eingerichteten Blog im Internet. „Ich ergänze Überleitungen, versetze Stücke, die an einer bestimmten Stelle noch keinen Sinn ergeben und greife ein, wenn sich die Facebook-Autoren in eine Sackgasse manövriert haben, aus der sie nicht mehr herauskommen“, sagt sie.

Kopfkino wird in Gang gesetzt

Diejenigen, die schreiben, und diejenigen, die lesen, lernen mehr über die Stadt, in der sie leben oder die sie lieben. „Das ist schon erstaunlich“, sagt Bernd Hoffmann, der die Gruppe „Du bist Hagener, wenn. . .“ als Administrator betreut, „wenn man die Szenen liest, bringt das schnell ein Kopfkino in Gang. Man kennt die Orte, an denen die Handlung spielt. Aber auf der anderen Seite erfährt man auch als Hagener Dinge, von denen man bislang noch nichts gewusst hat.“

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Ein Baustellenfoto vom Neubau der Rathaus-Galerie hatte Birgit Ebbert einst auf Facebook hochgeladen. Aus ihrer Wohnung heraus hatte sie es geschossen. Es zeigte die Betondecke, auf der zwei Bauarbeiterhelme lagen. „Das regt zu einem Krimi an“, schrieb sie darunter.

Sofort Kontakt aufgenommen

„Das fand ich spannend“, sagt Bernd Hoffmann, „ich habe sofort Kontakt zu Birgit aufgenommen. Und so war die Idee zu dem Facebook-Roman geboren.“ Im Internet haben sie nach Vergleichbarem gesucht. Fündig geworden sind sie bislang nicht. „Ich denke, dass das Projekt bundesweit einmalig ist.“

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Ein Projekt, das sich zu einem Selbstläufer entwickelt hat. „Kaum hatte ich den Anfang hochgeladen, da wurde ich mit Kommentaren nur so überhäuft“, sagt Birgit Ebbert. Mittlerweile wandert das Facebook-Buch nicht wie andere Nachrichten auf der Seite nach unten durch, sondern ist am Kopf fixiert. „Das macht es leichter für die Autoren, unseren Facebook-Roman zu finden.“

Rund 20 Buchseiten sind bisher zusammengekommen. Wann die Geschichte endet, ist völlig offen. Auch das, was danach kommen mag. „Wenn wir irgendwann einen guten und logischen Schluss hinkriegen, findet sich vielleicht ein Verlag, der bereit ist, das Facebook-Buch zu drucken“, sagt Birgit Ebbert. „Zumindest auf Lese-Tour wollen wir mit unserem Roman gehen. Damit möglichst viele Hagen von einer anderen Seite kennenlernen.“