Hagen. Das Planetenmodell in Hagen hat weltweit Anerkennung gefunden. Doch die schützende Schicht aus Epoxytharz ist weitgehend abegrieben und müsste aufgehübscht werden. Der verschuldeten Stadt Hagen fehlt für eine Restaurierung das Geld. Jetzt wird im Rathaus darüber nachgedacht, das Modell unter Denkmalschutz zu stellen.
Das Hagener Planetenmodell ist in die Jahre gekommen. Einige der 40 Bronzeplatten sind mit Kaugummis gespickt, andere mit Gras überwuchert. Mehrere Scheiben sind derzeit nicht begehbar, sie mussten Bauprojekten weichen und lagern seitdem in der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm. Fünf Platten sind spurlos verschwunden, möglicherweise wurden sie gestohlen. „Das Planetenmodell ist in Gefahr“, fasst Dr. Ralph Brinks von der Volkssternwarte die Situation zusammen.
Tatsächlich müsste das 54 Jahre alte Modell, eine maßstabsgetreue Darstellung unseres Sonnensystems, dringend aufgemöbelt werden. In der Innenstadt gibt es kaum noch eine Platte, auf der die schwarze Schutzschicht nicht fast vollständig abgerieben wäre. Vor allem an Regentagen besteht Rutschgefahr auf den glatten Bronzeoberflächen.
Millionen von Schuhsohlen haben dafür gesorgt, dass das von dem Bildhauer Klaus Herleb in den 70er-Jahren aufgetragene, rutschfeste Material aus Kunstharz und schwarzem Steinmehl weggeschmirgelt wurde. „Nach so vielen Jahren wäre eine Neu- oder Nachbehandlung notwendig“, sagt der Künstler vom Tücking. Dass die Mars-Platte im Volkspark inzwischen vom Wirtschaftsbetrieb (WBH) mit einem hellen, honigfarbenen Material nachbearbeitet wurde, hält er für eine ästhetische Zumutung.
Sparzwang im Hagener Rathaus verhindert Aufhübschung
Doch weil im chronisch verschuldeten Hagen der Sparzwang längst alle anderen Themen überstrahlt, konnte sich im Rathaus bisher niemand zu einer umfassenden Aufhübschung des Planetenmodells durchringen – und das, obwohl es wie die Fernuniversität ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt darstellt. Deshalb hat sich inzwischen das Denkmalamt in die Diskussion eingeschaltet und prüft, das gesamte Modell samt Sonnenkugel im Ratskeller, Planetenplatten und der Zentralplastik am Rande des Volksparks unter Denkmalschutz zu nehmen. „Dieser Gedanke hat durchaus unsere Sympathie“, erklärt Mitarbeiterin Gaby Fuchs. Als eingetragenes Kulturgut könnte das Planetenmodell möglicherweise mit Mitteln des Landes oder der Europäischen Union erhalten werden.
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Mitte April findet eine Begehung des Modells statt, an der neben Denkmalschützern auch Mitglieder der Volkssternwarte teilnehmen werden. Es geht vornehmlich um die Platten in der Innenstadt, die vom Verschleiß besonders betroffen sind. Die äußeren Planeten (die Pluto-Scheibe zum Beispiel liegt auf dem Parkplatz der Papierfabrik Stora Enso in Kabel) sind noch weitgehend intakt und werden in der Öffentlichkeit ohnehin kaum wahrgenommen.
Erhalt des Planetenmodells sollte Herzenssache sein
Selbst die Astronomen der Volkssternwarte lassen sie bei Führungen außen vor, weil die Entfernungen einfach zu groß sind. „Aber im Internet liest man doch ab und zu von Sachkennern, die sich dieser Mühe unterziehen“, sagt Brinks, für den der Erhalt des Planetenmodells eine Herzenssache aller Hagener sein sollte: „Weil die Stadt hiermit etwas Einmaliges vorzuweisen hat.“