Hagen. Johann Janßen war ein Heimatkundler, der die Stadt systematisch mit Kamera und Theodolit erfasst hat. Dabei sind nicht nur Unmengen von Fotos entstanden. Janßen hat wahrscheinlich jeden Quadratzentimeter rund um die Volme vermessen und Karten gezeichnet. Er hat Schmalfilme über die Einweihung der Geite- und Marktbrücke um 1950 gedreht.
Ein voll geklebtes Fotoalbum ist wie eine Zeitreisemaschine. Um es auf die Knie zu legen und drin zu blättern, dazu haben die acht Alben ein zu unhandliches Format: so hoch wie eine Zeitungsseite der WR. Aber Johann Friedrich Josef Janßen – um einmal den vollen Namen zu nennen – brauchte den Platz für seine Bilder. Bilder, bei denen man ganz tief in die Geschichte Hagens eintaucht.
Systematisch hat Johann Janßen die Stadt erkundet – stets eine Mittelformatkamera von Leica vor dem Auge. Dabei sind nicht nur Unmengen von Fotos entstanden. Janßen hat wahrscheinlich jeden Quadratzentimeter rund um die Volme vermessen und Karten gezeichnet. Er hat Schmalfilme über die Einweihung der Geite- und Marktbrücke um 1950 gedreht, frühgeschichtliche Siedlungsplätze in Hagen erforscht. An den Planungen des Planetenmodells war Janßen ebenso beteiligt wie an der Initiative fürs Freilichtmuseum. Sein großes Engagement galt der Stadt, der Heimatkunde. Früh wurde er aktives Mitglied im Hagener Heimatbund. Dabei kam Janßen, der 1990 im Alter von 90 Jahren starb, nicht mal aus Hagen.
"Bei ihm vermischte sich Hobby und Dienst"
„Mein Schwiegervater stammt aus Essen“, erzählt Brigitta Janßen. Gemeinsam mit ihrem Mann Edzard hütet sie den größten Teil des heimatkundlichen Erbes. Acht Alben mit Reihen voller schwarz-weiß Fotos. Janßen war Vermessungsingenieur, 1927 fing er als solcher beim damaligen Amt Boele an. Mit der Eingemeindung 1929 rutschte er in die Hagener Verwaltung. „Bei ihm vermischte sich Hobby und Dienst“, erzählt Brigitta Janßen. „Am aktivsten war er zwischen seinem 70. und 80. Geburtstag. Was wir heute mit Weltreisen machen, war früher die Beschäftigung mit dem Umfeld.“
Janßens Hagen ist geprägt von den 30er-Jahren. Schwarz-weiß Aufnahmen, die ländliche Idylle zeigen, die eine fassadenprächtige Innenstadt mit großzügigen Parkanlagen widerspiegeln – bis die Bomben fallen. Auch das hält Janßen fest, bevor er kurz vor Kriegsende noch eingezogen wird. Die brennenden Trümmer fotografiert sein Sohn Edzard. Mit den zerstörten Häusern setzt Janßen senior sein Werk fort und dokumentiert den anschließenden Wiederaufbau.
All die Orte, die Janßen mit seiner Kamera besucht hat, markiert er rot auf Karten. Sie liegen in den Alben, als Legende zu den durchnummerierten Fotos. Darunter sind auch Panoramaaufnahmen, etwa vom Kaisberg oder der Bahnanlage an der Dammstraße in Haspe. Drei sorgfältig aneinander geklebte Fotos.