Hagen. . Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen: Aber die einzige CDU-Kandidatin, die derzeit in der Tombola um die Kandidatur für die Bundestagswahl 2013 verblieben ist, kommt nicht aus Hagen. Ein Umstand, der in der Union für Rumoren sorgt.
Hinter den Kulissen der Christlich Demokratischen Union Hagen brodelt es: Denn offenbar will es einer Findungskommission nicht gelingen, einen geeigneten Kandidaten aus Hagen für die Bundestagswahl 2013 zu präsentieren. Favoritin ist nach Informationen unserer Zeitung eine Kandidatin aus Aachen, die sich am Donnerstag dem Gremium vorstellte: Cemile Giousouf, 34 Jahre alt, Muslimin mit türkischen Wurzeln, soll für den Kreisverband gegen René Röspel (SPD) antreten.
Schwieriges Unterfangen
Im Grunde genommen seit Jahren ein Unterfangen mit geringen Erfolgsaussichten. Denn das Direktmandat, das unmittelbar ins Parlament führt, holt in der Volmestadt traditionell ein Sozialdemokrat. Die Fachfrau in Sachen Integration, die stellvertretende Vorsitzende des deutsch-türkischen Forums der CDU ist und dort den Arbeitskreis Religionen leitet, soll mit einem formidablen Listenplatz ausgestattet werden.
Was durchaus seinen Reiz hat. Denn nach Berlin hat die Hagener Union noch nie einen Abgeordneten geschickt. Gerhard Reddemann (1969 bis 1990 Mitglied des Bundestages) arbeitete noch in Bonn. Gleiches gilt für Luise Rehling, die dem Parlament von 1949 bis 1964 angehörte.
Empfehlung des Landesvorsitzenden Armin Laschet
Wärmstens empfohlen hatte die Kandidatin Giousouf der CDU Hagen niemand anderer als der neue Landesvorsitzende Armin Laschet. Der war im Kabinett Rüttgers (2005 bis 2010) einst Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen und hatte Giousouf als Referentin in sein Haus berufen. Abgesehen davon, dass die Beisitzerin im Vorstand der Frauenunion Aachen dem gleichen Kreisverband angehört wie der Landeschef.
Politisch aber ist die studierte Politologin mit Magisterabschluss bislang kaum aufgefallen. Sie ist Mitglied der Bezirksvertretung Mitte in Aachen, sitzt als sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss und scheiterte bei der Kommunalwahl in der CDU-regierten Stadt, als sie sich um ein Ratsmandat bewarb. Die Kernthemen, mit denen sie sich beschäftigt, sind neben Migration und Integration Familie und Soziales.
„Eine Entscheidung will gut überlegt sein“
Christoph Purps, Kreisvorsitzender und gleichzeitig Mitglied der Findungskommission, will die zugesagte Verschwiegenheit nicht brechen und den aktuellen Stand nicht kommentieren. Nur so viel: „Wir wollen die Stadt auf Bundesebene gut vertreten wissen. Eine Entscheidung will gut überlegt sein. Der Prozess ist im Gange, aber noch nicht abgeschlossen.“
Während sich die Findungskommission also ein Schweigegelübde auferlegt hat, bringt Lars Vogeler, Vorsitzender der Jungen Union auf den Punkt, was viele in der CDU bewegt: „Grundsätzlich sehe ich keine Notwendigkeit, einen Kandidaten außerhalb von Hagen zu suchen“, erklärt der Chef der Nachwuchsorganisation, die im Wahlkampf eine gewichtige Rolle spielt. Und weiter sagt er mit Blick auf den Parteivorsitzenden und seinen Stellvertreter: „Mit Christoph Purps oder Jörg Klepper haben wir ausgezeichnete Leute, die beide der Partei sehr gut vermittelbar sind.“
„Revierfürsten“ werden nervös
Aber nicht nur innerhalb der Hagener CDU, die mit dem heutigen DTF-Vorsitzenden Bülent Arslan schon einmal einen möglichen Bundestagskandidaten mit Migrationshintergrund durchfallen ließ, sorgt die potenzielle Kandidatur für Wirbel. Auch „Revierfürsten“, die bislang die Ruhr-CDU in der Hauptstadt vertraten, werden mächtig nervös. Sie fürchten angesichts eines noch ungewissen Wahlausgangs um ihren Platz im Bundestag, sollte die junge Aachenerin auf der Überholspur der Landesliste an ihnen vorbeiziehen und blicken mit Argwohn nach Hagen.