Hagen. . „Meine Familie war sehr stolz und auch für mich war der vergangene Donnerstag ein besonderer Moment“, sagt Mehmet Kilic mit einem Funkeln in den Augen. Denn nach 40 Jahren politischer Tätigkeit in Deutschland saß der 59-Jährige erstmals als Abgeordneter im Rat der Stadt Hagen. Für den Grünen ist damit ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.

Das politische Geschäft ist für den Familienvater dreier Kinder nicht neu, doch mit seinen Kandidaturen für den Rat war er bisher zwei Mal gescheitert. Dass Kilic ausgerechnet der Tod seiner Parteifreundin Benedikta Buddeberg zum Nachrücker werden ließ, schmälert dabei allerdings nicht, dass der aufrechte Linke eine Bereicherung für das Gremium sein kann. „Mehmet ist nach all den Jahren der Gremienarbeit ein fester Bestandteil unserer Fraktion“, sagt Grünen-Sprecher Jürgen Klippert. „Er ist nicht monothematisch auf Migrationsthemen festgelegt, sondern hat Integrationspolitik stets als Querschnittsthema im Kopf.“

Mehmet Kilic ist bereits 1971 nach Deutschland gekommen und ist neben seinem Architekturstudium gleich politisch tätig geworden. In der Bauwirtschaft arbeitete er nur kurz, da es mit dieser Branche bergab ging. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, zurück in die Türkei zu gehen. Aber dort wollte man mich nach Arabien schicken; da bin ich lieber geblieben.“ Seine berufliche Heimat fand Kilic für 27 Jahre bei Varta bzw. Hawker. Es lag auf der Hand, dass er sich dort als Betriebsrat engagierte.

Sein politisches Thema war immer auch die Integrationspolitik. „Die Probleme der Migranten entstehen doch auch hier, dann muss man sie auch hier lösen“, erklärt Kilic sein Engagement. „Leider war Integrationspolitik lange reine Hinhaltepolitik, die eher auf Assimilation aus war.“

Integrationskonzept für Hagen vorantreiben

Über sein Engagement beim Arbeiter- und Studentenverein und später beim Demokratischen Arbeiterverein kam Kilic in Kontakt mit den Grünen. Er trat 1997 der Partei bei und engagierte sich in etlichen Ausschüssen als sachkundiger Bürger. „Die Grünen haben sich damals stark für Migranten eingesetzt, daher bin ich dort eingetreten. Leider ist das heute weniger geworden“, so Kilic, der sich auch deshalb berufen fühlt, das Integrationskonzept für Hagen voranzutreiben.

In der heutigen Ratssitzung sollen die knapp hundert Einzelmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Kilic sieht sich dann auf der einen Seite als fachkundiger Berater bei der Gründung eines Integrationszentrums, auf der anderen Seite aber auch als Ansprechpartner. „Es gibt in Hagen keinen Menschen mit türkischen Wurzeln, der mich nicht kennt“, sagt Mehmet Kilic nicht ohne Stolz und lässt durchblicken, dass er sich als deren Gesicht im Rat sieht – mindestens.