Hagen-Hohenlimburg. . Über 200 Jahre ist der Bentheimer Hof schon alt. Selbstverständlich hat Leschek Wawrzyniak nicht jede Veränderung über die Jahrhunderte persönlich miterlebt, dennoch spielt das Gebäude seit mittlerweile 27 Jahren eine wichtige Rolle in seinem Leben. „Ich kenne hier jeden Schalter“ sagt der Betreiber des Bentheimer Hofs, der dort heute nicht nur arbeitet, sondern auch wohnt.
1979 kam er nach Hagen, begann später dann seine Lehre im Bentheimer Hof. Heute ist er der Chef. Nicht nur jeden Schalter kennt er, auch weiß er unzählige Geschichten zu erzählen. Darunter viele Anekdoten, die ihm überliefert worden sind, so etwa jene über ein frisch vermähltes Paar aus Herdecke.
Die beiden Liebenden hatten demzufolge ein Zimmer für die Hochzeitsnacht gebucht. Als sie endlich ihren Schlüssel abholen wollten, informierte sie ein Mitarbeiter an der Rezeption darüber, dass es dafür keine passende Tür mehr gäbe. Eine nette Story, die sich nach Kriegsende ereignet haben soll.
Zeitweise keinen Nachteingang im Hotel
Auch an persönliche Erlebnisse erinnert er sich gern: „Was ich toll fand, war die Zeit, in der es keinen Nachteingang im Hotel gab. Alle Gäste mussten damals durch den Haupteingang.“ Einmal habe er in einer der Räumlichkeiten einen Zettel gefunden. Darauf stand folgendes in knappen Worten geschrieben: „Schnaps war lecker“. Bevor seine Gäste nachts schlafen gegangen seien, haben sie sich offenbar noch einen spontanen Schlaftrunk genehmigt und anschließend nicht nur dieses nette Dankesschreiben hinterlassen, sondern direkt noch genügend Geld mit dazugelegt, um ihre Schulden zu begleichen.
Brückenkeller seit neun Jahren wieder nutzbar
An solche Dinge denkt Leschek Wawrzyniak gern zurück. Aber auch ein für ihn ganz besonderer Ort hat es Wawrzyniak schon immer angetan – der Brückenkeller: „Schon damals habe ich meinem Chef gesagt, dass ich ihn wieder öffnen werde.“ Insgesamt rund 40 Jahre lang war er geschlossen. Seit ungefähr neun Jahren wird er nun wieder genutzt.
Auch Widbert Felka, 1. Vorsitzender des Hohenlimburger Heimatvereins, kann sich noch gut daran erinnern, dass er bereits in jungen Jahren gern einen Abstecher dorthin unternommen hätte, allerdings damals zu jung war, um eingelassen zu werden. Als er ihn dann hätte besuchen können, war der Keller bereits geschlossen.
Bentheimer Hof hatte vor dem Krieg eine herausragende Bedeutung
„Der Bentheimer Hof hatte vor dem Krieg eine herausragende Bedeutung. Hier verkehrte der Geldadel von Hohenlimburg. Wer etwas auf sich hielt, der kam hierher. Noch bis in die frühen 1960er-Jahre war beim Besuch des Bentheimer Hofs ein Anzug erwünscht“, erzählt Felka, während Leschek Wawrzyniak alte Bilder und Zeitungsausschnitte hervorholt. Viele alte Zeitungsausschnitte über den Bentheimer Hof hat der Hotelier im Laufe der Jahre unter anderem von Gästen geschenkt bekommen und gesammelt.
Auf einer Abbildung ist etwa ein Häuschen, auf einem anderen sind die damaligen Brückengeldtarife zu sehen. Die Originaltafel mit den Tarifen hing früher – so ist auf einem Bild zu erkennen – am einstigen, heute nicht mehr vorhandenen Brückenwärter-Häuschen gegenüber vom Bentheimer Hof. Auch ein reproduziertes Bild von einer Rechnung findet sich in einem alten Zeitungsartikel. Ein Datum ist auf der Rechnung zu erkennen: 25. April 1895 – geschrieben für einen Gast namens Ostheide.
Lauf der Geschichte im Bentheimer Hof erlebt
Vieles hat sich im Laufe der Geschichte verändert: Frühere Transportmittel sind gewichen, moderne Automobile haben sie ersetzt. Eines aber ist bis heute gleich geblieben: Der Bentheimer Hof ist noch immer ein Ort, an dem Menschen zu vielen unterschiedlichen Anlässen zusammenkommen.