Vorhalle. Für Besitzer Thomas Funcke hat sein Gut eine besondere Bedeutung: Es ist schon lange ein fester Bestandteil seiner Familiengeschichte. Haferkasten und Gutshaus stehen unter Denkmalschutz. Es gibt auch jede Menge Leben dort. Ein Besuch.
Irmgard Basel ist so eine Art Hüterin des Schlüssels. Behutsam nimmt sie den großen, alten Türöffner in die rechte Hand. Vorsichtig dreht der sich im Schloss des Haferkastens auf Gut Funckenhausen, bevor sich dessen Holztür öffnet. Eine Inschrift über dem Eingang ist außen in feinen Linien in das Holz geritzt: „Anno 1665 den 10 July“. Ein seltener Schatz aus der Vergangenheit. Schon lange übernimmt er nicht mehr seine ehemals landwirtschaftliche Aufgabe, ist heute ein Geräteraum.
Thomas Funckes Vater restaurierte alten Haferkasten
„Der Haferkasten stand nicht immer hier“, sagt Thomas Funcke, Besitzer von Gut Funckenhausen, und wirft einen Blick in seine Unterlagen. Der ursprüngliche Standort war demzufolge an einer anderen Stelle auf dem Gut. Wegen des Autobahnbaus von 1953 bis 1959 ist der Haferkasten, der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt bzw. fast völlig zerstört wurde, schließlich umgesetzt worden.
In Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeskonservator und Direktor des Hagener Freilichtmuseums Prof. Dr. Sonnenschein begann Thomas Funckes Vater Carl-Richard 1961 damit, den alten Haferkasten wieder aufzubauen. Heute residiert der restaurierte Bau neben dem Hauptgebäude. Grünes Moos erobert mittlerweile dessen dunkle Treppen.
Einweihung im Jahr 1713
Mit seiner beeindruckenden Fachwerk-Fassade empfängt das Gutshaus nebenan indes seine Besucher. Die Wetterfahne, die oben über dem Gebäude thront, zeigt das Jahr, in dem Georg Funcke das Haus errichtete: 1713 war das - laut Denkmalliste der Stadt Hagen.
Im Wohnteil des Gebäudes im Stil niedersächsischer Hallenhäuser lebte demzufolge die Familie selbst. Dort waren auch Knechte und Mägde untergebracht. Im hinteren Teil befanden sich damals Scheune und Stall. In einer Art zentraler, steinerner Wohnhalle mit sehr hohen Decken, die noch gut erhalten ist, zeugen ein Kamin und eine Barocktreppe von einer langen Geschichte. Darüber hinaus sind dort auch Exponate der einst familieneigenen Firma C. G. Funcke Sohn ausgestellt, so etwa Bilder aus vergangenen Tagen, eine Pausenglocke oder ein Schmiedeamboss.
Familie Funcke war Hagener Unternehmerfamilie
„Die Familie Funcke war eine Hagener Unternehmerfamilie“, sagt der Diplom-Ingenieur und blättert erneut in seinen Aufzeichnungen und Büchern über seine Familie. „Es gibt sowohl eine industrielle als auch eine landwirtschaftlich geprägte Historie.“
Thomas Funckes Vater Carl-Richard erbte seinerzeit die Firma C. G. Funcke Sohn von seinem Vater. Ein Großonkel vermachte ihm zudem das Gut samt dazugehörigen Ländereien. Heute ist das Gut Funckenhausen, zu dem auch Waldflächen gehören, im Besitz von Thomas Funcke.
Die dunkle Barocktreppe im Inneren führt hinauf in die nächste Etage. Vorbei an geschlossenen Türen erklimmt der Eigentümer weitere Stufen, bis er schließlich auf dem Dachboden angekommen ist, in dem alte Balken die Zeiten überdauert haben.
An seinem denkmalwürdigen Erbe liegt ihm viel: „Das Gut war immer fester Bestandteil meiner Familie. Es ist mir deshalb sehr wichtig, es im Besitz meiner Familie zu halten und an meine Kinder weiterzugeben.“
Wirtschaftliche Nutzung auch in Zukunft
Auch sei es gut, das Denkmal für die Nachwelt zu erhalten, um zeigen zu können, wie die Welt vor 300 Jahren ausgesehen habe. „Wichtig ist für mich aber auch, dass durch eine geeignete Nutzung ein Denkmal auch langfristig wirtschaftlich erhalten werden kann.“
Heute leben neben Irmgard Basel noch weitere Mieter auf dem Gut. Im Zentrum ihres Zuhauses kommen die Bewohner gern bei besonderen Anlässen zusammen. „Wir haben eine tolle Hausgemeinschaft und feiern auch in der Halle. Ich habe dort zum Beispiel meinen 60. Geburtstag gefeiert“, sagt die 67-Jährige, die bereits seit 1965 auf dem Gut lebt.
Gutshaus beherbergt heute eine Kindertagesstätte
Der einstige Scheunenbereich des Gebäudes beherbergt heute eine Kindertagesstätte. Thomas Funcke hat diesen Bereich grundsanieren und entsprechend ausbauen lassen – unter Beachtung des Denkmalschutzes. Auch ein neuer Anbau ist vor einigen Jahren hinzugekommen. Stadt Hagen, Elterninitiative Funckenhausen, Architekten und die Bewohner des Hauses haben dafür Funcke zufolge an einem Strang gezogen.
Leises Kinderlachen dringt durch eines der Fenster nach draußen. Das Leben hier scheint Spaß zu machen. Das findet auch Mieterin Irmgard Basel: „Ich finde es ganz toll, hier zu wohnen.“