Hagen. . Rund 30 geschulte Ehrenamtliche engagieren sich für den ambulanten Hospizdienst „Dasein“ des Diakonischen Werks. Sie begleiten Sterbende und deren Angehörige und wollen mit dem neuen stationären Hospiz kooperieren.

Irgendwann hat Aruna Emami es einfach gespürt. Da war diese innere Stimme, die zu ihr gesprochen hat: „Jetzt ist es gut“, hat diese Stimme gesagt, „jetzt ist er gegangen. . .“

Fast fünf Jahre ist dieser Augenblick her, der Aruna Emami auch heute noch so sehr bewegt. Es war der Moment, in dem sie von ihrem verstorbenen Vater lassen konnte – mit einem guten Gefühl. „Und daran haben die Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizes ,Dasein’ großen Anteil“, sagt sie.

Jahre vorher war ihre Erfahrung mit dem Tod eine ganz anders gewesen. „Meine Mutter ist im Krankenhaus verstorben“, erzählt Aruna Emami, „Ärzte und Schwestern haben sich rührend um sie gekümmert. Aber für mich war es ganz schlimm, sie nach ihrem Tod einfach im Krankenhaus zurückzulassen. Ich fühlte mich so allein. Dieses Bild verfolgt mich bis heute.“

„Sein letzter Wille“

Es war Anfang Januar 2008, als Aruna Emami sich mit ihrem Vater ganz offen über seine letzten Tage unterhielt. Die schwere Krebskrankheit, die unzähligen Therapien – sie hatten ihn gezeichnet, ihm die Kraft geraubt. „Eigentlich musst du wieder in die Klinik“, sagte sie damals zu ihm. Er aber antwortete, dass er nicht mehr wolle. „Ich möchte in meinem eigenen Bett sterben, hat er zu mir gesagt“, erzählt Aruna Emami. „Das war sein letzter Wille.“

Und so besprachen Vater und Tochter gemeinsam, wie sich dieser Wunsch erfüllen lässt. „Für mich war klar, dass ich dafür jede Unterstützung brauche“, sagt Aruna Emami. Und sie erfuhr in der Gemeinde vom ambulanten Hospiz „Dasein“ des Diakonischen Werks. „Ich habe meinem Vater erklärt, dass auch Fremde ihn an seinen letzten Tagen begleiten werden, weil die Familie allein das nicht schaffen kann.“

Ehrenamtliche des ambulanten Hospizes wurden von Fremden zu Vertrauten 

Anfangs waren die Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizes Fremde. Später wurden sie Vertraute. „Es ist wichtig, eine Basis für ein Miteinander zu schaffen“, sagt Marita Schulz, eine von drei Hauptamtlichen, die bei „Dasein“ arbeiten. „Wir schauen, ob derjenige, der einen Menschen begleitet, auch der Richtige ist. Wenn der Betroffene sich nicht öffnen kann, ist eine Begleitung schwierig. Auch in den Familien haben wir eine wichtige Funktion.“

Deshalb sind die Angehörigen in der Regel bei einem ersten Gespräch dabei. „Zunächst steht Formales an. Welche Pflege wird benötigt? Gibt es eine Patientenverfügung? Dann gucken wir auf den wichtigeren psychosozialen Bereich“, erklärt Ellen Steinbach. „Es geht uns auch darum, die Familien zu entlasten – eine Sitzwache zu übernehmen, etwas vorzulesen, spazieren zu gehen.“

Gefühle ernst nehmen

Gefühle ernst zu nehmen – das ist den Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizes ein Anliegen. „Ich kann jemanden nicht die Angst nehmen, indem ich ihm sage, er brauche keine Angst zu haben“, sagt Marita Schultz. „Dieses Empfinden ist da. Und wir nehmen es ernst.“

Die rund 30 speziell geschulten ehrenamtlichen Mitarbeiter besuchen Menschen zu Hause, in Krankenhäusern, in Altenheimen und demnächst auch im ersten stationären Hospiz, das an der Rheinstraße entsteht. „Wir finden es gut und wichtig, dass Hagen ein stationäres Hospiz bekommt“, sagt Marita Schulz, „zunächst einmal gilt die Formel: ambulant vor stationär. Aber es gibt immer wieder Situationen, in denen eine Begleitung zu Hause nicht mehr möglich ist.“

Im eigenen Bett friedlich eingeschlafen

Bislang mussten die Menschen in ein Hospiz in Dortmund oder Lüdenscheid. „Das war sowohl für unsere Ehrenamtlichen als auch für Angehörige kaum zu bewältigen“, sagt Ellen Steinbach. „Für einen kurzen Besuch spontan im Hospiz vorbeischauen – das funktioniert nicht.“

Der letzte Wunsch des Vaters von Aruna Emami hat sich erfüllt. Er ist in seinem eigenen Bett eingeschlafen. Ganz friedlich. Dann hat der Bestatter ihn zu Hause aufgebahrt. Und die Familie hat in aller Ruhe Abschied genommen.

Wer die Aktion unserer Zeitung „Am Ende nicht alleine“ für das stationäre Hospiz unterstützen möchte: Sparkasse Hagen, BLZ 45050001, Konto-Nr. 100180000, Stichwort: WP-Weihnachtsaktion.