Hagen/Bamshela. .

Am anderen Ende der Welt, in Südafrika, ist die Not der Menschen groß. Hilfe wird gebraucht, das wissen auch die Dahler Dorotheé und Michael Boecker. Sie bauen mit Spendengeldern ein Hospiz. Das Fundament steht bereits.

45 Kilometer sind es bis zur Küste des Indischen Ozeans. Viele Menschen fahren, weil es Tradition ist, zum neuen Jahr. Rasse, Herkunft, Hautfarbe - all das scheint für einen Augenblick vergessen. Sie gehen in den pazifischen Ozean, reinigen Körper und Seele und waschen das alte Jahr einfach ab. Für diejenigen, die im kargen Hospiz in Bamshela leben, ist der Weg zu weit - viel zu weit. Zwei Krankenschwestern und einige Zulu-Frauen kümmern sich um diejenigen, bei denen es kaum eine Chance auf Heilung gibt. Viele Patienten sind an Aids erkrankt.

Die Betreuer waschen die Kranken, sie ziehen ihnen frische weiße Kleidung an, sie bereiten ihnen ein schönes Fest zum neuen Jahr. Eines, das sie den Jahreswechsel in Würde begehen lässt. Wohl wissend, dass es für die meisten der letzte sein wird, den sie feiern können.

Fußball-WM hat nichts geändert

Dorotheé und Michael Boecker haben das Hospiz am anderen Ende der Welt aufgebaut. In Südafrika, am Kap der guten Hoffnung. In einem Land, in dem vor allem für viele Schwarze die Hoffnungslosigkeit den Alltag bestimmt. Daran hat auch die Hochglanz-Fußball-Weltmeisterschaft der Fifa im Sommer 2010 so gut wie nichts ändern können.

Eine der Mitarbeiterinnen, die sich ehrenamtlich im Hospiz engagieren, freut sich über einen gespendeten Sack Mehl.
Eine der Mitarbeiterinnen, die sich ehrenamtlich im Hospiz engagieren, freut sich über einen gespendeten Sack Mehl. © WP

Im Gegenteil: „Die normalen Menschen, erst recht diejenigen, die irgendwo fernab der Metropolen auf dem Land leben, stellen jetzt fest, dass ihnen die Weltmeisterschaft nichts gebracht hat“, sagt Michael Boecker. „Vor und während der WM gab es viele Jobs. Jetzt aber ist wieder trister Alltag. Viele Menschen sind wieder arbeitslos und mühen sich vergeblich um einen Job.“

Dafür sind die Preise in die Höhe geschossen. Auch die für Lebensmittel und die für Baumaterialien. Das spürt auch der Verein Entwicklungshilfe Don Bosco, den das Ehepaar Boecker aus Dahl ins Leben gerufen hat und dessen Anfänge in einer Pfadfinderreise im Jahr 2003 liegen. Er unterhält in Bamshela, in der Nähe von Durban, wo die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes WM-Spiel austrug, ein Kinderheim für Aidswaisen und ein Hospiz.

Nicht alle können aufgenommen werden

Besonders die Zustände in dem Hospiz, das in einem Anbau einer alten Kirche untergebracht ist, sind nicht mehr länger hinnehmbar. Neun Erwachsene und ein Kind werden hier auf engstem Raum gepflegt. Zwei kleine Handwaschbecken müssen für die komplette Körperpflege von zehn Menschen ausreichen. Die Zimmer sind klein, die Wände karg.

Hinzu kommt: Lange nicht alle Menschen, die in der Gegend von Bamshela einen Platz in einem Hospiz suchen, können aufgenommen werden. „Dabei landen nur diejenigen bei uns, um die sich die Angehörigen aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr kümmern können“, sagt Dorothée Boecker, „der Familienverbund ist sehr stark. Wer noch Angehörige hat, wird zu Haus gepflegt.“

Schon vor einiger Zeit haben Dorothée und Michael Boecker beschlossen, ein neues Hospiz zu bauen. 100 000 Euro haben sie für das ambitionierte Projekt in Deutschland gesammelt. Auch viele Leser unserer Zeitung haben einen Beitrag geleistet. Aber weitere 100 000 Euro werden nun für das Hospiz in Bamshela benötigt.

Fundament ist fertig

Das Fundament ist fertig, die Mauern wachsen. „Durch ehrenamtliches Engagement ist es gelungen, die Kosten zu drücken“, sagt Dorotheé Boecker, „wir versuchen ganz bewusst, Aufträge an Firmen aus der Region zu vergeben. Auch, wenn die Arbeiten deshalb langsamer vorangehen.“

Wer den Verein Entwicklungshilfe Don Bosco e.V. unterstützen möchte: Märkische Bank, Konto-Nr. 327 855 10, BLZ 450 600 09.